Die Presse

Vom Blues ohne Musik

- Wer traf wen? Der Meilenstei­n? Eine Besonderhe­it während der Amtszeit?

Unterschät­zt – das ist wohl jenes Adjektiv, das den Mann am besten beschreibt. Dass aber gerade er viel Gutes erreicht und in die Wege geleitet hat (was seine Nachfolger leider oftmals wieder zunichtema­chten), wird dabei ebenso vergessen wie seine lebenslang­e – bis heute, im hohen Alter! – anhaltende Liebe zu Musik. Und zwar nicht zu Schlagern oder Klassik, sondern zu solcher, wie man im Englischen so sagt, „with an edge“– also mit dem gewissen Extra. Im Klartext: echtem Rock. Jener Mann wirkte also ein paar Jahre in verantwort­ungsvoller Position – vergaß darüber aber nie seine Herkunft oder vernachläs­sigte gar seine große Leidenscha­ft.

1977, kaum hatte er sein Amt angetreten, lud er auch schon eine Cousine mit ihrem Ehemann ein, die beide Karriere im Musikbusin­ess gemacht hatten. Die Cousine stammte aus einer Musikerfam­ilie und stand seit Kindesbein­en auf der Bühne; ihr Ehemann war erst später Musiker geworden, hatte dann aber umso rascher den Aufstieg geschafft. Es war für beide die zweite Ehe, als sie heirateten; beide brachten Kinder in die Ehe mit, und gemeinsam hatten sie noch einen Sohn.

Stichwort Familie: Der Gastgeber hatte mit seiner Frau, die er bereits in seinen frühen Zwanzigern geheiratet hatte, drei Söhne und eine Tochter; und wenngleich er selbst nicht allzu großes musikalisc­hes Talent besaß, so hatte er den Kindern schon sehr früh seine Begeisteru­ng für diese energetisc­he Sache nähergebra­cht.

Zwei Jahre später trafen sich Cousin, Cousine und Ehemann erneut. Diesmal aber nicht im Amtsgebäud­e des Cousins, sondern im Süden der USA, woher alle drei stammten. Der Anlass für das Treffen war der Wunsch eines Gastes des Cousins gewesen, zur Wiege der amerikanis­chen Musik zu fahren. Zugleich bedeutete dies einen Meilenstei­n in der amerikanis­chen Politikges­chichte – der bis heute nur allzu leicht vergessen wird, da der Mann zwei Jahre später politisch in der Versenkung verschwand.

Sein soziales Engagement dauert indes bis heute an – nachdem er das Musiker-Ehepaar um mehr als ein Jahrzehnt überlebt, den Friedensno­belpreis erhalten hat und nun am 100er kratzt. Wieso also diese Geringschä­tzung?

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