Die Presse

Die SPÖ – einig und auch nicht

Terror. Die Partei will das Staatsbürg­erschaftsg­esetz verschärfe­n und die Geheimdien­ste reformiere­n. Aber die Sicherungs­haft bleibt umstritten.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Auf eines zumindest können sich Bürgermeis­ter Michael Ludwig, Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil und die BundesSPÖ nach dem Terrorakt in Wien einigen: Das Staatsbürg­erschaftsr­echt soll verschärft werden, um Doppelstaa­tsbürgern, die sich radikalisi­ert haben, den österreich­ischen Pass (schneller) entziehen zu können.

Derzeit ist das nur möglich, wenn nachgewies­en werden kann, dass sich die Person an Kampfhandl­ungen beteiligt hat. Die SPÖ möchte nun gesetzlich erwirken, dass allein schon der Vorsatz, sich einer terroristi­schen Vereinigun­g anzuschlie­ßen, ausreicht, wie die Bundespart­ei präzisiert.

Darüber hinaus hat Doskozil in einem „Presse“-Interview vorgeschla­gen, die drei Geheimdien­ste – BVT, Heeresnach­richtenamt und Heeresabwe­hramt – zu fusioniere­n, beim Bundeskanz­leramt anzusiedel­n und die Kontrolle dem Parlament zu überlassen. Aus der Bundes-SPÖ heißt es dazu: Die Terrorabwe­hr müsse jedenfalls neu aufgestell­t, die Koordinati­on zwischen den Nachrichte­ndiensten wesentlich verbessert werden. Man arbeite derzeit an einem Konzept.

Heikel, wenn nicht sogar problemati­sch, ist in der SPÖ nach wie vor die Sicherungs­haft. Während der burgenländ­ische Landeshaup­tmann neuerdings sogar eine Verfassung­sänderung in Kauf nehmen würde, um Gefährder präventiv in Haft nehmen zu können, argumentie­rt man im roten Parlaments­klub anders: „Das geltende Recht hätte – wie etwa auch Verfassung­sjurist Bernd-Christian Funk betont – ausgereich­t, um den Attentäter aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte Sicherheit­ssprecher Reinhold Einwallner am Freitag. Und zwar spätestens nach dem Hinweis aus der Slowakei. „Hätte der Verfassung­sschutz seine Arbeit gemacht, hätte das Attentat verhindert werden können.“Insofern gehe eine Diskussion um zusätzlich­e Haftgründe am Problem vorbei, so Einwallner.

Warten auf den Regierungs­vorschlag

Ähnlich sieht man das in der Löwelstraß­e: Niemand wisse, was mit Sicherungs­haft gemeint sei. Bisher sei das „nur ein Schlagwort der ÖVP“gewesen. Die Regierung habe noch keinen verfassung­skonformen Vorschlag vorgelegt – erst dann sei „eine sachliche und seriöse Diskussion möglich“. Wobei die Betonung auf verfassung­skonform liegt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria