Klimafeind heimischer Finanzmarkt
Studie. Das Umweltbundesamt hat sich angesehen, wie umweltfreundlich die Branche ist.
Wien. Seit sich Politiker aus aller Welt im Jahr 2015 darauf verständigt haben, den Anstieg der Erderwärmung zu begrenzen, ist auch die Finanzbranche in Sippenhaft genommen. Das Pariser Klimaabkommen legt nämlich fest, dass es auch der Banken- und Versicherungsindustrie obliegt, ihre Mittel in die „richtigen“Bahnen zu lenken. Seither hat man zwar viel unternommen, ein Blick auf den heimischen Finanzmarkt zeigt allerdings, dass es durchaus Aufholpotenzial gibt.
Das Forschungsprojekt RiskFinPorto unter der Leitung des Umweltbundesamts hat sich angesehen, ob der österreichische Leitindex den Ansprüchen des Pariser Abkommens gerecht werden kann. Er kann es nicht, wenn die Unternehmen weiter wachsen wie bisher. Der ATX ginge demnach nur noch wenige Jahre mit dem zwei Grad-Szenario konform. Ab 2025 sei er auf „einen sechs Grad Pfad ausgerichtet und Klimarisken gegenüber stärker ausgesetzt.“„Wenn die Unternehmen in der Lage sind, ihre Emissionen zu reduzieren, dann sähe die Linie freilich anders aus“, sagt Maximilian Horster von ISS ESG, der die Methode für die Studie mitentwickelt hat.
Die hohen Emissionen des Leitindex sind vor allem auf die Sektoren Energie, Versorger und Rohstoffe zurückzuführen, die 95 Prozent aller Treibhausgase in die Luft blasen. OMV, Voest und Wienerberger sind allein für 82 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Zwar hätten sich alle drei Konzerne zum Ziel gesetzt, ihre Produktion klimafreundlicher auszurichten, doch „scheinen die Strategien nicht wissenschaftlich fundiert“, wie es im Bericht heißt. Die österreichischen Unternehmen sind im europäischen Vergleich größeren Risken im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft ausgesetzt.
Österreicher hinken hinterher
Die Studienautoren haben sich nicht nur die CO2-Bilanz der wichtigsten börsenotierten Gesellschaften angesehen, sondern auch die hundert größten Aktienfonds, die von österreichischen Asset Managern verwaltet werden, ebenso wie die hundert größten Fonds, die hier zum Vertrieb zugelassen sind.
Es zeigt sich: die Treibhausgasintensität, die bei den von heimischen Assetmanagern verwalteten Fonds anfällt, ist mit 254 Tonnen CO2-Äquivalent pro einer Million Euro Umsatz am höchsten. Bei den größten Aktienfonds summiert sich die Emissionstätigkeit auf 214 Tonnen CO2-Äquivalent. Das hängt insbesondere mit der Struktur der Produkte zusammen, die vor allem auf Energie, Versorgung, Rohstoffe und Industrie setzen. Doch der europäische, wie auch der globale Vergleichsindex legen ihren Schwerpunkt ebenfalls darauf. Während sich die globale Benchmark in Sachen Treibhausgasintensität ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckern kann, unterbietet die europäische Benchmark die CO2-Bilanz der heimischen Fondsbranche merklich. Es kommt schließlich auf die Unternehmen an, in die man innerhalb eines Sektors investiert.
Horster von ISS ESG hat festgestellt, dass die heimischen Vermögensverwalter besonders stark in Klimanachzüglern investiert sind. Was nicht heißt, dass das für immer so bleiben muss.