Der rote Machtzirkel um Ludwig
SPÖ. Mit Parteimanagerin Novak und Klubchef Taucher dirigiert Michael Ludwig nicht nur seine SPÖ, sondern auch die Stadt und (massiv) die rote Bundespolitik.
Wien. Wenn Bürgermeister Michael Ludwig zu Koalitionsverhandlungen mit den Neos aufbrach, waren Barbara Novak und Josef Taucher immer an seiner Seite. Waren wichtige politische Entscheidungen zu fällen, beriet sich der Bürgermeister im engsten Kreis. Also mit Barbara Novak und Josef Taucher. Und als es um die Neuaufstellung der Wiener SPÖ nach der Ära von Michael Häupl ging, exekutierten das Barbara Novak und Josef Taucher.
Ludwigs Einfluss ist gestiegen
Das rote Dreieck regiert nicht nur die Wiener SPÖ und damit die Stadt. In der Bundespartei von Pamela Rendi-Wagner ist der Einfluss von Michael Ludwig deutlich gestiegen – seit seinem Wahlsieg vom 11. Oktober. Und auch zur Bundespolitik berät sich der Wiener Bürgermeister mit seinen engsten Vertrauten in Wien. Aber wer sind Barbara Novak und Josef Taucher? Und wie ist die Rollenaufteilung im roten Machtzirkel?
Michael Ludwig und Barbara Novak kennen sich seit Jahrzehnten. Aufeinandergetroffen sind beide erstmals in der Löwelstraße. Novak war Mitarbeiterin der Wiener SPÖ, Ludwig deren Bildungssekretär. In dieser Zeit entstand eine vertrauensvolle Basis. Auch weil Ludwig als Bildungssekretär mit der späteren Chefin der Döblinger SPÖ eng zusammengearbeitet hatte.
Mentorin der beiden war Grete Laska. Die spätere Vizebürgermeisterin, Bildungsstadträtin und enge Vertraute des früheren Bürgermeisters Michael Häupl, war damals Landesparteisekretärin der Wiener SPÖ. Also die Chefin von Ludwig und Novak. Laska unterstützte Novak auch in deren frauenpolitischem Engagement. Ein Engagement, das die Bezirksparteivorsitzende von Döbling bis heute energisch betreibt: Novak ist in ihrem Bezirk Vorsitzende der roten Frauenorganisation und vertritt die SPÖ auch in dem entsprechenden Gemeinderatsausschuss.
Michael Ludwigs erste Unterstützerin
Als Ludwig die Kampfabstimmung gegen Andreas Schieder um die Häupl-Nachfolge gewonnen hatte, war seine erste Amtshandlung, Barbara Novak zur Parteimanagerin zu ernennen. Das lag nicht nur an der langen Zeit, die sich beide kennen. Novak war die erste öffentliche Unterstützerin von Ludwig bei dem Kampf um die Nachfolge von Michael Häupl. „Also damals, als es noch sehr riskant war, Ludwig zu unterstützen“, ist in roten Kreisen zu hören. Immerhin wollte Häupl seinen damaligen Wohnbaustadtrat um jeden Preis als Nachfolger verhindern.
Ein weiterer Grund, weshalb Ludwig die Döblingerin in die Löwelstraße gesandt hat: Novak gilt als äußerst durchsetzungsstark. In der recht kurzen Zeit, in der sie die Löwelstraße führt, hat sie einiges verändert: (Teure) externe Berater und Spin-Doktoren wurden rasch eliminiert, die Partei macht vieles nun wieder selbst – was intern für gute Stimmung sorgt. Dazu wurde für den Wahlkampf ein eigenes TV-Studio geschaffen, um die roten Botschaften möglichst professionell zu transportieren.
Dass Ludwig seine engste Vertraute als Parteimanagerin wählte und sie nicht (wie erwartet) als Belohnung für den erfolgreichen Wahlkampf zur Stadträtin machte, sorgte für Verwunderung – es war aber ein bewusstes Zeichen an die eigene Partei. „In Regierungsverantwortung lassen viele Parteichefs ihre Partei nur als Anhängsel mitlaufen – diese Geringschätzung sorgt natürlich für Verstimmungen“, ist im Rathaus zu hören. Mit seiner engsten Vertrauten als Parteimanagerin sende der Bürgermeister ein Signal der Wertschätzung an die eigene Partei.
Was Barbara Novak in der Löwelstraße ist, ist Josef Taucher im roten Rathausklub, wo die Vorgaben des Bürgermeisters in Gesetze oder Beschlüsse umgesetzt werden bzw. der Kontakt zu den roten Bezirksorganisationen gehalten wird. Den Klubobmann aus dem einflussreichen Flächenbezirk Donaustadt kennt Ludwig bei Weitem nicht so lang wie Novak. Dass Taucher Klubobmann des damals (ebenfalls) gespaltenen Rathausklubs wurde, folgte einem Kalkül: Er gilt als äußerst umgänglich, hat keine Feinde und ist auch beim linken Flügel gut angeschrieben. Mit seiner ruhigen, amikalen Art hat er es geschafft, den roten Klub wieder zu einen.
Poltern hört man ihn nie. „Er ist vielmehr ein leiser Überzeuger“, wird es in SPÖKreisen formuliert. Damit hält Taucher, der sich bei Agenda 21 engagiert hat (einem Bürgerbeteiligungsprojekt) und intensives Interesse an Umweltthemen zeigt, den roten Klub auf Linie. Mit dem neuen Koalitionspartner kann Taucher ebenfalls sehr gut – vor allem mit dessen neuer Klubchefin, Susanne Emmerling („Die Presse“berichtete).
Die Aufteilung im Machtzirkel
Die Aufteilung in dem roten Machtzirkel ist trotzdem klar: Ludwig gibt die Stoßrichtung vor, Novak und Taucher setzen das entsprechend um. Die Besonderheit: „Alle drei harmonieren sehr gut. Das war in der Vergangenheit nicht so der Fall“, erklärt ein Genosse: „Da gab es zwischen Klub und Partei immer wieder Eifersüchteleien.“
Wie Ludwig sind Taucher und Novak Pragmatiker und keine reinen Ideologen. Das Motto: Unter dem Strich muss das Ergebnis passen. „Wobei immer klar ist“, erzählt ein Genosse: „Egal, wer oder was diskutiert wird – am Ende entscheidet nur der Bürgermeister.“