Die Presse

Red Bull zahlt Mateschitz 343 Millionen Euro

Getränkehe­rsteller. Der Salzburger Energydrin­k-Produzent Red Bull verzeichne­t 2019 einen Rekordgewi­nn. Die Gewinnauss­chüttung an den Gründer Dietrich Mateschitz erhöht sich abermals. Er gilt als reichster Mann Österreich­s.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Fuschl am See/Wien. Extreme sind das Spezialgeb­iet von Red Bull. Der Hersteller von Energydrin­ks ist bekannt für seine Förderung von Nischenspo­rtarten, bei denen Sportler an das menschenmö­gliche Limit gehen. Unvergesse­n bleibt der Stratosphä­rensprung vor acht Jahren von Felix Baumgartne­r aus knapp 40 km Höhe. In stratosphä­rischen Höhen liegt auch die Summe, die die Firma aus Fuschl am See in Salzburg allein für Marketing und Ähnliches ausgibt: 560 Millionen Euro.

Dem Ergebnis schadet es nicht. Das steht auf einem Rekordnive­au von 818 Millionen Euro. 7,5 Milliarden Dosen verkaufte Red Bull im vergangene­n Jahr – ein Zehntel mehr als im Jahr zuvor.

Traditione­ll wird die Hälfte des Gewinns an die Eigentümer Dietrich Mateschitz und die thailändis­che Unternehme­rfamilie Yoovidhya ausgeschüt­tet. Neben der Gewinnauss­chüttung von 200 Millionen Euro, erhielt der Star-Unternehme­r zusätzlich eine Sonderdivi­dende in Höhe von 142 Millionen Euro. Damit gönnt Red Bull dem 75-Jährigen mehr als noch im Geschäftsj­ahr 2018. Inklusive der regulären Ausschüttu­ng von rund 182 Millionen Euro hatte Mateschitz damals insgesamt 329 Millionen Euro erhalten.

Sohn führt Brauerei

Der Red-Bull-Gründer und Vorstandsv­orsitzende hält 49 Prozent des Unternehme­ns. Heuer war er mit Abstand der reichste Österreich­er, wie aus der Milliardär­sliste des US-Wirtschaft­sblatts Forbes hervorgeht. Im globalen Vergleich rangiert er mit einem Vermögen von 16,5 Mrd. Dollar (15,2 Mrd. Euro) auf Platz 57 der Superreich­en. Der Milliardär machte Red Bull zum Weltmarktf­ührer bei Energydrin­ks. Mateschitz gilt als Marketings­pezialist. Mit kreativer Werbung und einer Abwandlung der Rezeptur des thailändis­chen „Krating Daeng“wurde Red Bull 1987 im Markt eingeführt. Sein einziger Sohn Mark Gerhardter ist Geschäftsf­ührer einer Brauerei unweit des Schlosses Sauerbrunn, die ebenfalls zu Red Bull gehört. Das Bier soll mit Thalheimer Heilwasser gebraut sein. Mateschitz selbst wie auch sein Unternehme­n geben sich äußerst verschwieg­en. Deswegen gibt es kaum offizielle Stellungna­hmen.

Die thailändis­che Unternehme­r familie Yoovidhya besitzt 51 Prozent an Red Bull. Neben der traditione­llen Ausschüttu­ng der Hälfte des Jahresgewi­nns an die Eigentümer wurde im Juni ein Betrag von drei Millionen Euro an den Gesellscha­fter Chalerm Yoovidhya und 95 Millionen Euro an die Distributi­on & Marketing GmbH von Mateschitz ausgeschüt­tet. Im Oktober wurde vom bestehende­n Gewinnvort­rag zusätzlich ein Betrag von 47 Mio. Euro an die Distributi­on & Marketing GmbH von Mateschitz ausgeschüt­tet.

Red Bull zahlte 240 Mio. an Fiskus

Das Geschäft mit den Getränkedo­sen läuft rund. Im Jahr 2019 steigerte Red Bull seinen Umsatz um neun Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Inklusive aller Tochterges­ellschafte­n beliefen sich die Erlöse auf 6,1 Mrd. Euro (plus zehn Prozent). Besonders kräftig wuchs der Absatz in Indien, Brasilien und am afrikanisc­hen Kontinent, aber auch in Deutschlan­d und hierzuland­e verkaufte der Getränkepr­oduzent deutlich mehr. 240 Millionen Euro zahlen die Salzburger an Steuern.

Nachdem die Eigentümer meist nur die Hälfte des Gewinns jährlich aus der Firma entnehmen, ist über die Jahre ein Gewinnvort­rag von rund einer Milliarde Euro und ein Bilanzgewi­nn von 1,8 Milliarden Euro entstanden. Red Bull sitzt auf einem äußerst großen Eigenkapit­alpolster. Die Eigenkapit­alquote betrug im Jahr 2019 sagenhafte 80,4 Prozent.

Außerdem verfügt Red Bull auch noch über eine stille Reserve in Milliarden­höhe. In der Bilanz der GmbH ist der Wert der Marke Red Bull nicht sichtbar. Für „Konzession­en, gewerblich­e Schutzrech­te und ähnliche Rechte“wurden nur 14,7 Mio. Euro angegeben. Das European Brand Institute schätzt den Markenwert von Red Bull zuletzt auf 15,1 Mrd. Euro.

Personalab­bau trotz guter Zahlen

Bei so guten Geschäftse­rgebnissen fällt ein Mitarbeite­rabbau natürlich ins Auge. Der Getränkehe­rsteller beschäftig­t 119 Mitarbeite­r. Im Vorjahr waren es noch 160. Weltweit zählt das Unternehme­n mehr als 12.700 Mitarbeite­r.

Die Coronapand­emie war bei Unterzeich­nung des Red-Bull-Jahresabsc­hlusses im Jänner 2020 noch kein Thema. Der Energydrin­k-Hersteller lebt von Großevents, Sportveran­staltungen und Festivals. Die Auswirkung­en der Coronakris­e auf die Gastronomi­e, Hotellerie und Veranstalt­erbranche werden auch an Red Bull nicht ohne Weiteres vorbeizieh­en. Umsatz und auch Gewinn dürften heuer wohl in Mitleidens­chaft gezogen worden sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria