Die Presse

Mit fünf Filmen durch die Komödienge­schichte

Streamingt­ipps. Es wintert, die Tage sind trüb, Lockdown ist sowieso. Da kann etwas Humor nicht schaden. Wen heutige Komik nicht kitzelt, dem hilft vielleicht ein kleiner Blick zurück: fünf Empfehlung­en aus fünf Jahrzehnte­n.

- VON ANDREY ARNOLD

FILM The General Von und mit Buster Keaton, 1926

Wirklich lustig war’s schon eine Weile nimmer. Weshalb gute Komödien mehr denn je gefragt sind. Viele Filmenthus­iasten monieren den Niedergang des Genres auf der Leinwand. Das ist natürlich nur bedingt berechtigt: Das Komische hat sich nicht absentiert, es hat sich nur verlagert. In die Welt der Serien etwa. Was jedoch wirklich ausstirbt, sind bestimmte Spielarten filmischer Humoristik. Slapstick war einst die Königsklas­se der Spaßmacher­zunft. Wer hier wirklich begeistern wollte, musste Clownerie mit Körperbehe­rrschung kombiniere­n, Timing und Technik in Einklang bringen, kurzum: ein „total film-maker“sein. Jerry Lewis, der so seinen beliebten Regie-Ratgeber betitelte, war einer. Buster Keaton ebenfalls.

Keatons teilweise unpackbare Stummfilmk­omödien sind bezeichnen­derweise nicht in den Abos der großen Streamingd­ienste verfügbar. Glückliche­rweise ist sein Meisterwer­k „The General“gemeinfrei. Und kann daher u. a. auf YouTube gestreamt werden. Wovon es handelt? Von einer entführten Lokomotive. Und von Buster Keaton. Von gewagten Aktionen im entscheide­nden Moment. Und vom Glauben, es irgendwie schaffen zu können. Worte versagen: Man muss diesen Film schlicht mit eigenen Augen gesehen haben. Youtube

FILM Toni Erdmann Von Maren Ade, 2016

Als die Filmfestsp­iele von Cannes 2016 einen knapp dreistündi­gen Film der deutschen Regisseuri­n Maren Ade in den Wettbewerb nahmen, war das Publikum skeptisch bis neugierig. Doch nur die wenigsten hätten damit gerechnet, dass sich der Saal bei der ersten Vorführung von „Toni Erdmann“vor Lachen zerkugeln würde. Genau das geschah – und provoziert­e etliche Texte darüber, dass Deutsche offenbar doch Humor haben. Dabei ist die Vater-Tochter-Beziehungs­kiste des Films oft tragisch und meist ambivalent; wiederholt­e Sichtungen kehren das deutlich hervor. Aber wenn der Film amüsiert, amüsiert er mit Gusto – nicht zuletzt dank des famosen Schauspiel­gespanns Sandra Hüller und Peter Simonische­k. Amazon

FILM To Be Or Not To Be Von Ernst Lubitsch, 1942

Die periodisch wiederkehr­ende Debatte, ob man den Nationalso­zialismus verballhor­nen (und damit womöglich verharmlos­en) darf, wurde eigentlich schon 1942 beigelegt. Und zwar von Ernst Lubitsch, der bereits vor der Machtergre­ifung Hitlers von Deutschlan­d in die USA emigrierte – und mit „Sein oder Nichtsein“die vielleicht beste Anti-Nazi-Komödie aller Zeiten drehte. Ein polnischer Schauspiel­trupp gerät darin ins Visier der Gestapo. Und versucht deren Vertreter notgedrung­en auszutrick­sen – mit den Mitteln seiner glanzvoll gleisneris­chen Kunst. Ein Spaß, der den Abgrund unter seinen Lachern nie ausblendet. Und eine Weisheit bereithält, die auch in Coronazeit­en gilt: „A laugh is nothing to be sneezed at.“sky

FILM Brust oder Keule Mit Louis de Fun`es, 1976

Dass die heimische Gastronomi­e in Krisenzeit­en (je nach gegebener Ausgehmögl­ichkeit) unterstütz­t werden muss, wusste schon Louis de Fun`es. In seinem kultigen Spätwerk „Brust oder Keule“gibt die französisc­he Komikerleg­ende einen gefürchtet­en Restaurant­kritiker, der hart, aber fair Frankreich­s Kochkultur hochhält. Doch die Expansions­gier eines Fast-Food-Konzerns untergräbt seine Autorität. Der Rest ist formvollen­detes Geplänkel eines Meistercho­lerikers, dessen abgehackte­r Taubenvers­cheucherge­stik die Grazie einer Pina-Bausch-Choreograf­ie eignet. Am Ende triumphier­t Haute Cuisine gegen schnöde Massenabfe­rtigung, und patriotisc­her Snobismus weist zügelloses Industrie-Machertum in die Schranken. Amazon

Bill & Teds verrückte FILM Reise durch die Zeit Von Stephen Herek, 1989

In der an bescheuert­en Erfolgskon­zepten nicht gerade armen Historie Hollywoods ist jenes von „Bill & Ted“womöglich das allerbesch­euertste: Zwei Dumpfbeute­l müssen einen High-School-Geschichts­test bestehen. Und bekommen Schützenhi­lfe aus der Zukunft, wo sie als Propheten verehrt werden – weil ihr jugendlich­es Hair-Metal-Geschramme­l dereinst die Menschheit befrieden wird. Angeblich. Also steigen sie in eine zeitreisen­de Telefonzel­le („Doctor Who“lässt grüßen). Und durchkämme­n die Jahre nach berühmten Persönlich­keiten, um so ihren Klassenvor­stand zu beeindruck­en.

Genial! Ein Film, dessen alberne Eskapaden man am besten mit den Teenie-Augen seiner liebenswer­t g’scherten Helden (Alex Winter und ein blutjunger Keanu Reeves) betrachtet. Die es übrigens zweimal in hiesige Gefilde verschlägt. Einmal zur Schlacht bei Austerlitz, wo sie Napoleon mitgehen lassen. Und dann nach Wien, wo Sigmund „Frühd“(ein „Geek“der ersten Stunde) mit dem Lasso eingezogen wird. Wem die altbackene Geschlecht­erpolitik des Kultstreif­ens sauer aufstößt, der kann sich den heuer erschienen­en dritten Teil der Reihe leihen: Da dürfen die Töchter des gealterten DodelDuos das Universum retten. Amazon

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[ Buster Keaton ] Buster Keatons Meisterwer­k „The General“muss man gesehen haben.

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