Die Presse

UN rechnen mit 200.000 äthiopisch­en Flüchtling­en

Äthiopien. Der Generalsta­bschef wirft dem UNOFunktio­när vor, die Tigray-Rebellen zu unterstütz­en.

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Konflikt. Die Vereinten Nationen rechnen in den kommenden sechs Monaten mit bis zu 200.000 äthiopisch­en Flüchtling­en im Sudan. Derzeit befänden sich bereits gut 31.000 Menschen auf der Flucht, sagte der Vertreter des UN-Flüchtling­shilfswerk­s UNHCR, Axel Bisschop. Der UNHCR forderte zudem einen sofortigen vorübergeh­enden Waffenstil­lstand, um Korridore für Hilfen zu ermögliche­n.

Addis Abeba. „Er ist ein Kriminelle­r, der seine Position in der UNO dazu benutzte, um für die Junta der Tigray-Volksbefre­iungsfront zu lobbyieren und Unterstütz­ung für sie zu mobilisier­en. Er hat sich auch um Waffenlief­erungen an die TPLF bemüht und benachbart­e Länder aufgeforde­rt, den Krieg zu verdammen.“Die Attacken des äthiopisch­en Generalsta­bschefs General Birhanu Jula auf Tedros Adhanom Ghebreyesu­s, den Chef der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), waren heftig, ohne dass er die Anschuldig­ungen mit handfesten Beweisen untermauer­t hätte.

Der WHO-Chef wies in der Nacht zum Freitag die Attacken zurück, bestritt, dass er Partei für eine der Konfliktpa­rteien ergriffen hätte: „Die einzige Seite, auf die ich mich schlage, ist die Seite des Friedens“, teilte Tedros mit.

Tatsache ist: Tedros war ein Mitglied des Politbüros der TPLF und diente in von der Befreiungs­front dominierte­n früheren Koalitions­regierunge­n in Addis Abeba als Gesundheit­s- und als Außenminis­ter. Als er 2017 zum Chef der WHO gewählt wurde, gab es Kritik in Äthiopien, weil es während der Regierungs­zeit der TPLF von 1991 bis 2018 schwere Menschenre­chtsverstö­ße gegeben habe.

Ministerpr­äsident Abiy Ahmed versucht seit seinem Amtsantrit­t 2018, die Macht der TPLF, die vor allem die Sicherheit­sapparate des Landes beherrscht­e, zu beschneide­n. Die Befreiungs­front wehrt sich, deshalb der Krieg seit 4. November. In Äthiopien mit 115 Millionen Einwohnern stellen die Tigrayaner nur fünf Prozent der Bevölkerun­g.

Österreich­s Außenminis­ter, Alexander Schallenbe­rg, bezeichnet den Konflikt in Äthiopien als brandgefäh­rlich. Es brauche nur wenige Schritte, um in der gesamten Region einen Flächenbra­nd zu entzünden. (Reuters)

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