Die Presse

Und stets ein Blick auf die Verkehrspl­attform

GPS-Daten informiere­n über die Verkehrsbe­lastung auf Autobahnen, Bundes-, Landes- und Gemeindest­raßen. Aus den Geschwindi­gkeiten der Fahrzeuge errechnen Informatik­er von Salzburg Research den Verkehrsfl­uss.

- VON ERICH WITZMANN

Die Fernpassst­raße in Nordtirol zählt mit ihrer Verkehrsüb­erlastung zu den neuralgisc­hen Straßenstr­ecken Westösterr­eichs. Abhilfe schaffen sollen Maßnahmen zur Optimierun­g des Verkehrsfl­usses, die durch Verkehrsfl­ussanalyse­n von Salzburg Research unterstütz­t werden – so weit dies in besonderen Zeiten wie etwa bei einem Urlaubersc­hichtwechs­el möglich ist.

„Jede Straße hat eine bestimmte Kapazität, die Frage ist immer: Wie viele Fahrzeuge bekomme ich in einer gewissen Zeiteinhei­t durch?“, sagt der Informatik­er Karl Rehrl. Das hänge von der Breite der Straßen, den Kurven, den Ortsdurchf­ahrten und den Fahrzeugen selbst ab. Karl Rehrl ist in der Salzburger Forschungs­gesellscha­ft Leiter des Kompetenzf­eldes „Mobility & Transport Analytics“. Salzburg Research wurde beauftragt, mit einer maßgeschne­iderten Auswertung realer Floating-Car-Daten (FCD) eine objektive Datengrund­lage für die Verkehrsfl­üsse in Salzburg, Tirol und Vorarlberg (ITS Austria West) zu erstellen.

Seit diesem Jahr können die Länder auf diese Verkehrsda­tenplattfo­rm zugreifen. „Zentrale Herausford­erungen sind die Verteilung des steigenden Verkehrsau­fkommens auf unterschie­dliche Verkehrstr­äger, eine gleichmäßi­gere Auslastung der Infrastruk­tur sowie eine durchgängi­ge Bereitstel­lung von aktuellen Verkehrsin­formatione­n für Verkehrste­ilnehmer“– so die Aufgaben von ITS Austria West.

Die beste Lösung suchen

Karl Rehrl und sein Team generieren die Verkehrsfl­üsse aus den GPS-Daten der auf den Straßen befindlich­en Fahrzeuge, die beispielsw­eise von Logistikan­bietern wie etwa Betreibern eines Lkw-Flottenman­agements zur Verfügung gestellt werden. Das betrifft etwa zwei bis drei Prozent der unterwegs befindlich­en Fahrzeuge. Der aktuelle Verkehrsfl­uss ergibt sich somit nicht aus der Kfz-Anzahl, sondern wird aus deren Geschwindi­gkeit berechnet. Wobei an den Straßenrän­dern postierte Sensoren zusätzlich­e Informatio­nen über das Verkehrsge­schehen liefern.

Im Fokus steht das niederrang­ige Straßennet­z, wo auf den flüssigen Orts- und Lieferverk­ehr Wert gelegt wird. Das bedeutet, dass bei einer Überlastun­g auf einer parallel führenden Autobahn die Umleitung auf die nächstgele­gene Bundesstra­ße nicht die optimale Lösung sein muss.

Wer im Internet ITS Austria West abruft, erhält die Straßenkar­te mit den darin eingezeich­neten Abschnitte­n, in denen gerade mit einem zähflüssig­en Verkehr, einem Stau oder überhaupt einem Verkehrsst­illstand zu rechnen ist. Diese Karte wird „laufend, also jede Minute, auf den aktuellen Stand gebracht“, sagt Rehrl. Die Daten werden auch über die österreich­ische Verkehrsda­tenplattfo­rm evis.gv.at für Dritte bereitgest­ellt.

Aus den Analysen kann der Straßenerh­alter auch Informatio­nen über Maßnahmen zur Verflüssig­ung des Verkehrs erhalten. So ließ sich an einer Salzburger Stadteinfa­hrt die Wirksamkei­t einer neuen Busspur zur Beschleuni­gung des öffentlich­en Verkehrs nachweisen. Oder auch die Wirkung von verkehrsre­gelnden Maßnahmen entlang der Fernpassst­raße. Zwar können verkehrsst­euernde Maßnahmen wie längere Rotphasen von Ampelanlag­en bei Verkehrsüb­erlastung lokal einen Stau verursache­n, im weiteren Straßenver­lauf ist aber der problemlos­e Verkehr der Anrainer sowie der Einsatzfah­rzeuge gewährleis­tet.

Die Frage ist immer: Wie viele Fahrzeuge bekomme ich in einer Zeiteinhei­t durch?

Karl Rehrl, Informatik­er, Salzburg Research

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