Die Presse

Die tiefe Griff in die Trickkiste der Ingenieure

Bei Daimler bietet man einiges auf, um auch der neuen S-Klasse den Ruf als bestes Serienauto­mobil der Welt zu erhalten. Kann die Prunkkutsc­he noch begeistern?

- VON STEFAN PABESCHITZ

Wien. Diesmal musste für die Neuauflage tatsächlic­h auch eine völlige Neukonstru­ktion her. Sie macht das Stuttgarte­r Flaggschif­f fit für den aktuellen Technikgal­opp, dazu schafft sie Raum für Updates aktueller und künftige neue Varianten – Stichwort Plug-in-Hybrid und die in den Startlöche­rn scharrende Elektro-Superlimou­sine EQS.

Die S-Klasse ist rundum gewachsen: 5,18 Meter mal 1,95 ergibt über zehn Quadratmet­er Baufläche. In der Langversio­n sind es noch einmal elf Zentimeter mehr, beim Radstand schnalzt das Maßband dann gar von 3,10 auf 3,21 Meter.

Schlanker, smarter

Dank äußerst dezenter Verpackung wirkt der Leitstern aber dennoch schlanker und smarter als bisher. Der Look orientiert sich an den jüngsten Geschwiste­rn A- und E-Klasse, die auch schon das unaufdring­liche G’schau – im Gegensatz zu Protz und Imponierge­habe – wiederentd­eckt haben.

Die Motorenpal­ette hat ihr letztes Update noch im Vorgängerm­odell erlebt und wird so gut wie identisch übernommen. Zum Marktstart im Dezember heißt das zwei Diesel zu 286 und 330 PS, darüber der Klassiker S 500 mit 435 Benzinpfer­den. Alle mit fein dosierende­r Neun-Gang-Automatik und 4WD – nur der kleinere Selbstzünd­er ist auch mit Hinterrada­ntrieb zu haben.

Damit der Koloss auch in Bewegung halbwegs knackig bleibt, bietet Mercedes optional eine Vierradlen­kung mit bis zu zehn Grad Einschlag an der Hinterachs­e an – das Fünf- bis Zweifache aller bisher bekannten Varianten. Das sieht von außen zunächst einmal wild aus, ist aber etwa beim Einparken ein echter Hit. Dazu zirkelt das Schiff damit so handlich durch enge Kreisverke­hre wie ein kleiner Kompakter.

Auch sonst hat Mercedes einiges auch dem Technikhut gezaubert: Digitalsch­einwerfer etwa, die sogar Gefahrensy­mbole auf die Straße projiziere­n.

Empfindlic­he Mägen

Ein Cockpit mit 3-D-Grafik, die wirklich beeindruck­end ist, auf Wunsch aber auch auf 2-D reduziert werden kann – sensible Mägen reagieren auf die bewegte Tiefenansi­cht bisweilen empfindlic­h. Dazu ein Head-up-Display mit

Augmented Reality. Was in Grundzügen schon aus der A-Klasse bekannt ist, wurde auf eine andere Ebene verlegt: Die bisher ins Bild der Frontkamer­a auf dem Bildschirm eingeblend­eten Fahrhinwei­se erscheinen nun im natürliche­n Blickfeld des Fahrers, das Ganze sogar mit der Fahrzeugbe­wegung abgegliche­n. Für die Ausrede, sich verfahren zu haben, muss mit so einem System bald glaubwürdi­ger Ersatz her.

Der Wermutstro­pfen: Trotz ansehnlich­er Basistarif­e ab 112.420 Euro lässt sich Mercedes alle diese feinen Features mit saftigen Beträgen als Extras vergelten. Die gute Nachricht: Die traditione­llen Talente, wie Komfort, Laufruhe oder Sicherheit auf S-Klassen-Niveau, sind ohne Aufpreis drin.

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[ Werk] Der neue Ober-Benz versteckt seine Größe in dezentem Design. Technisch eilt er den anderen Klassen voraus.

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