War nie weg, bin jetzt wieder da
Stell dir vor, es gibt einen völlig neuen Fiat 500 – und keiner merkt’s. Aber tatsächlich: Soeben hat Auto-Italien seinen wichtigsten Botschafter frisch erfunden.
Wien. 4. Juli 2007 – der Tag, an dem Fiat mit der Präsentation des 500 klar machte, wie retro richtig geht. Noch besser als Mini es vorgehüpft hat. Den Beetle von VW lassen die Italiener damit überhaupt arg verkrampft aussehen. Damals lächelt die Konkurrenz noch höflich: Kleinwagen, Retro-Look, zwei Türen, komische Sitzposition, wenig Platz – echt, 250.000 Stück wollt ihr davon bauen?
Fünf Jahre später war eine Million der Italo-Wuchtel verkauft, 2017 die zweite, derzeit fehlt nicht viel auf noch eine halbe Million Exemplare mehr. Die Lehre daraus: Statt Marktbeobachtungen, Kundenbefragungen und Praxisanalysen – bau einfach etwas, das den Leuten gefällt.
Der Cinquecento samt seinem Power-Alter-Ego, dem GlühWürmchen Abarth, wurde über die Zeit zum Kleinwagen-Synonym, gefühlt so selbstverständlich und alternativlos, wie die Vespa bei den Rollern. Die Kritik kannte allerdings auch kein Verfallsdatum: Das Genörgel über unkomfortable Details begleitete den Bestseller über drei Facelifts – unter Geburtsfehler abzuhaken, die sich im Laufe der
Zeit vielleicht behübschen, aber kaum beheben lassen. Dass Fiat den 500 tatsächlich einmal einem kompletten Abbruch und Neubau unterziehen würde, war beinahe undenkbar – und ist doch passiert.
Man sieht es nur nicht. Der Vergleich Vorgänger-Nachfolger ist ein Suchbild ohne Fehler. Zumindest äußerlich und auch drinnen ist alles vertraut, nur eben hochwertiger, praktischer, moderner: Sitzposition und Cockpit-Ergonomie tadellos, Lenkrad in allen Ebenen verstellbar, digitales Set-up auf dem letzten Stand, aber nicht überkandidelt.
Start als Elektroauto
Dass es den neuen jetzt einmal nur als „e“mit ebenfalls frisch konzipiertem batterieelektrischen Antrieb gibt, ist eine dem Zeitgeist geschuldete Marketing-Krücke. Er wird sich nicht ewig auf sie stützen. Mit echtem, also Verbrennungsmotor, ist die bisherige Baureihe weiterhin unterwegs, bald werden die konventionellen Antriebe auch ins neue Modell übersiedeln – spätestens wenn der Öko-PR-Vertrag mit Hollywood-Weltretter Leonardo di Caprio ausgelaufen ist. Elektrische 500 gab es übrigens schon früher: Den ersten hat sich 2009
Wüsten-Oberst Muammar al-Gaddafi anfertigen lassen, vermutlich aus Sorge um seine Umwelt. In Serie wurden sie dann in Mexiko bis 2019 für den US-Markt gebaut, nur wenige verirrten sich auch nach Europa.
Der neue kann natürlich alles besser: Reichweite, Ladedauer, Fahrkomfort, plus das komplette Assistenz-Package. Die Auswahlmöglichkeiten werden niemand überfordern: Zwei Akkugrößen für mindestens 180 oder 320 Kilometer, im reinen Stadtverkehr mit viel Bremsrekuperation und im SparModus gefahren, ist sogar jeweils ein Drittel mehr Distanz drin.
Dann noch die Wahl zwischen 95 oder 118 PS und als Draufgabe die praktische Version 3+1 mit einer hinten angeschlagenen Zusatztür auf der Beifahrerseite für den bequemen Einstieg nach hinten ohne lästige B-Säule. Fahrdynamisch hat der 500e eindeutig zugelegt: Zwar muss er batteriebedingt gut 1,3 Tonnen stemmen, gewinnt aber durch den tiefen Schwerpunkt und die stramme Abstimmung bei den dynamischen Talenten. Je nach gewähltem Modus ist auch die Ein-Pedal-Bedienung möglich, wie immer nur anfangs gewöhnungsbedürftig, bald aber selbstverständlich. Sonst: 500-Feeling wie in den letzten dreizehn Jahren, aber geräuschlos und ohne Augenzudrücken für die kleinen Eigenheiten.
Einstiegsbereit ist der 500e ab 24.990 Euro, abzüglich der staatlichen E-Prämie also schon unter der 20-Scheine-Schmerzgrenze. Mit plus einer Tür startet er einen Ausstattungslevel höher (plus 5400 Euro), für das Cabrio sind noch einmal 1000 Euro draufzulegen.