Batterie-Rohstoffe fast wie vom Bauernhof
Mit dem – Premiere – in China gebauten iX3 setzt BMW erstmals einen elektrischen Antrieb in einem mehrheitstauglichen Modell ein – vom Preis einmal abgesehen. Und ökologisch weitergedacht haben die Bayern auch.
Wien. BMWs ersten Stromer i3 fanden viele Menschen nur so lang toll, bis sie ihn zum ersten Mal gesehen hatten. Auch wenn es letztlich eine Geschmacksfrage bleiben muss: Mit dem technisch zweifellos talentierten, optisch aber etwas verhutzelten Kleinwagen hat der neue iX3 nicht mehr gemeinsam als eine gewisse Ähnlichkeit in der Namensgebung.
Äußerlich ist er identisch mit der X3-Baureihe, die er somit zum ersten BMW-Modell macht, das in allen Motorisierungsvarianten von Diesel über Benzin und Plug-in bis Elektro angeboten wird.
Gehäuse aus Österreich
Und ebenfalls eine Novität: Gebaut wird das Modell komplett in China. Immerhin steckt ein kleiner Beitrag aus Österreich darin: Das Gehäuse der sehr kompakten Motor-Getriebe-Einheit stammt aus dem Motorenwerk von BMW in Steyr, Oberösterreich.
Auch drinnen sind die Unterschiede minimal und auf die Anzeigen plus ein paar Bediendetails beschränkt. Nicht einmal beim Kofferraum werden Kompromisse verlangt – die in der Bodenplatte untergebrachten Akkus lassen gleich viel Platz wie bei den konventionell angetriebenen Versionen. Dann wären da noch 460 Kilometer Reichweite und beachtliche 286 PS, die allerdings gut 2,3 Tonnen Lebendgewicht wieder ein wenig neutralisieren.
Viel Ingenieurs-Hirnschmalz haben die Bayern in die Weiterentwicklung der Rekuperation investiert – mit Erfolg: Bis zu 25 Prozent Rückgewinnung sind bei entsprechender Anwendung drin.
Bremsenergie hamstern
Dazu gehört allerdings auch die effizienzsteigernde adaptive Fahrerassistenz, schwer auszusprechen und auch nicht leicht zu verdauen: Der Wagen reagiert damit je nach
Streckenverlauf – etwa vor Kreuzungen, Kreisverkehren, aber auch Kurven in der Landstraße – selbsttätig, will vorausschauend Bremsenergie hamstern. Was eine sich laufend verändernde Fahrzeugreaktion mit sich bringt, die ein wenig gewöhnungsbedürftig ist.
Wer die Funktion ausschaltet, tauscht etwas weniger Reichweite gegen authentisches BMW-Fahrgefühl, leicht hecklastig und mit den gewohnten dynamischen Talenten, belegt mit 6,8 Sekunden für den Hunderter-Sprint und 180 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Das grüne Plus am iX3: Sein Elektromotor kommt völlig ohne die ökologisch bedenklichen sogenannten seltenen Erden aus und auch mit nur einem Drittel des bisher benötigten Kobalts.
Stolzer Kaufpreis
Für den Rest davon und auch das Lithium in den Batterien gibt es so etwas wie eine Bauernhof-Ursprungs-Garantie, die belegt, dass es ökologisch und sozial verträglich abgebaut wurde. BMW kauft viele der Rohstoffe selbst am Weltmarkt ein und gibt sie an seine entsprechenden Zulieferer weiter.
Der Fahrspaß und das gute Gewissen summieren sich allerdings auf einen stolzen Kaufpreis, konkret: ab 70.450 Euro, der eine grüne Massenmotorisierung nach Bayern-Art eventuell etwas bremsen könnte. Immerhin sind dafür aber schon Adapter für alle gängigen Steckdosenformate serienmäßig an Bord.