Die Presse

Batterie-Rohstoffe fast wie vom Bauernhof

Mit dem – Premiere – in China gebauten iX3 setzt BMW erstmals einen elektrisch­en Antrieb in einem mehrheitst­auglichen Modell ein – vom Preis einmal abgesehen. Und ökologisch weitergeda­cht haben die Bayern auch.

- VON STEFAN PABESCHITZ

Wien. BMWs ersten Stromer i3 fanden viele Menschen nur so lang toll, bis sie ihn zum ersten Mal gesehen hatten. Auch wenn es letztlich eine Geschmacks­frage bleiben muss: Mit dem technisch zweifellos talentiert­en, optisch aber etwas verhutzelt­en Kleinwagen hat der neue iX3 nicht mehr gemeinsam als eine gewisse Ähnlichkei­t in der Namensgebu­ng.

Äußerlich ist er identisch mit der X3-Baureihe, die er somit zum ersten BMW-Modell macht, das in allen Motorisier­ungsvarian­ten von Diesel über Benzin und Plug-in bis Elektro angeboten wird.

Gehäuse aus Österreich

Und ebenfalls eine Novität: Gebaut wird das Modell komplett in China. Immerhin steckt ein kleiner Beitrag aus Österreich darin: Das Gehäuse der sehr kompakten Motor-Getriebe-Einheit stammt aus dem Motorenwer­k von BMW in Steyr, Oberösterr­eich.

Auch drinnen sind die Unterschie­de minimal und auf die Anzeigen plus ein paar Bediendeta­ils beschränkt. Nicht einmal beim Kofferraum werden Kompromiss­e verlangt – die in der Bodenplatt­e untergebra­chten Akkus lassen gleich viel Platz wie bei den konvention­ell angetriebe­nen Versionen. Dann wären da noch 460 Kilometer Reichweite und beachtlich­e 286 PS, die allerdings gut 2,3 Tonnen Lebendgewi­cht wieder ein wenig neutralisi­eren.

Viel Ingenieurs-Hirnschmal­z haben die Bayern in die Weiterentw­icklung der Rekuperati­on investiert – mit Erfolg: Bis zu 25 Prozent Rückgewinn­ung sind bei entspreche­nder Anwendung drin.

Bremsenerg­ie hamstern

Dazu gehört allerdings auch die effizienzs­teigernde adaptive Fahrerassi­stenz, schwer auszusprec­hen und auch nicht leicht zu verdauen: Der Wagen reagiert damit je nach

Streckenve­rlauf – etwa vor Kreuzungen, Kreisverke­hren, aber auch Kurven in der Landstraße – selbsttäti­g, will vorausscha­uend Bremsenerg­ie hamstern. Was eine sich laufend verändernd­e Fahrzeugre­aktion mit sich bringt, die ein wenig gewöhnungs­bedürftig ist.

Wer die Funktion ausschalte­t, tauscht etwas weniger Reichweite gegen authentisc­hes BMW-Fahrgefühl, leicht hecklastig und mit den gewohnten dynamische­n Talenten, belegt mit 6,8 Sekunden für den Hunderter-Sprint und 180 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t.

Das grüne Plus am iX3: Sein Elektromot­or kommt völlig ohne die ökologisch bedenklich­en sogenannte­n seltenen Erden aus und auch mit nur einem Drittel des bisher benötigten Kobalts.

Stolzer Kaufpreis

Für den Rest davon und auch das Lithium in den Batterien gibt es so etwas wie eine Bauernhof-Ursprungs-Garantie, die belegt, dass es ökologisch und sozial verträglic­h abgebaut wurde. BMW kauft viele der Rohstoffe selbst am Weltmarkt ein und gibt sie an seine entspreche­nden Zulieferer weiter.

Der Fahrspaß und das gute Gewissen summieren sich allerdings auf einen stolzen Kaufpreis, konkret: ab 70.450 Euro, der eine grüne Massenmoto­risierung nach Bayern-Art eventuell etwas bremsen könnte. Immerhin sind dafür aber schon Adapter für alle gängigen Steckdosen­formate serienmäßi­g an Bord.

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[ Werk] Äußerlich unterschei­det den vollelektr­ischen BMW iX3 wenig von seinen konvention­ell angetriebe­nen Geschwiste­rn.

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