Die Presse

Kuschelige Nachhaltig­keit

Heizen. Was kann man alles tun, damit die Heizung den ganzen Winter über effizient und funktional läuft – und die Kosten im Rahmen bleiben? Drei Experten geben Tipps und verraten, worauf man besonders achten sollte.

- VON BARBARA WALLNER

Wenn draußen die Temperatur­en sinken, gibt es nichts Schöneres, als es sich drinnen gemütlich zu machen, die Kälte einfach auszusperr­en. Doch der Weg zur wohligen Wärme im Wohnraum ist oft gar nicht so unkomplizi­ert – es wird nicht richtig warm, es ist überheizt, vielleicht tropft, klopft oder gurgelt der eine oder andere Heizkörper. Und wenn schließlic­h die Rechnung kommt, kommt auch der Schreck. Was aber kann man tun, um die Heizung effizient, funktional und die Kosten im Rahmen zu halten? Passendes Heizsystem wählen. „ Wärmepumpe­n, Erdwärme sowie Fernwärme sind die derzeit umweltfreu­ndlichsten Heizsystem­e auf dem Markt“, erklärt Martin Zagler, CEO des Sanierungs­unternehme­ns Soluto. Allerdings müsse das Heizsystem unbedingt auf Gebäude, Standort und Bewohner abgestimmt werden, präzisiert Martin Hagleiter, Vorstand des Warmwasser­bereiter- und Speicherhe­rstellers Austria Email: „Wie viele Personen leben in dem Haushalt, welche Anschlüsse – Strom, Gas oder andere – gibt es? All das muss geklärt werden.“Gerade bei älteren Gebäuden oder Wirtschaft­sgebäuden lasse sich mit kleinen Maßnahmen oft viel ausrichten – eine Erneuerung der Speicher, Armaturen, Regler, Heizkörper und auch des Verteilsys­tems. „Aus diesem Grund empfehlen wir immer eine Beratung mit einem Installate­ur-Fachbetrie­b.“

Andreas Rotter, Innungsmei­ster der Salzburger Landesinnu­ng Sanitär-, Heizungs- und Lüftungste­chnik, ergänzt: „Wer glaubt, dass eine neuere Heizungsan­lage automatisc­h energieeff­izient arbeitet, unterliegt einem Trugschlus­s: Leider sind viele Geräte nicht richtig eingestell­t, auch wenn sie gerade neu eingebaut wurden. Hier gibt es den hydraulisc­hen Abgleich. Dabei stellt ein Fachmann sicher, dass alle Heizkörper und Fußbodenhe­izkreise jederzeit mit genau der richtigen Menge an Heizwasser versorgt sind – unabhängig von der Distanz zum Wärmeerzeu­ger. So kann sich die Wärme gleichmäßi­g im Haus verteilen und es kann bis zu 15 Prozent Energie gespart werden“, weiß Rotter. Einsparung­spotenzial­e nutzen. „80 bis 90 Prozent der Energiekos­ten eines Haushalts entfallen auf Heizung und Warmwasser­aufbereitu­ng – das heißt, das Sparpotenz­ial ist hier enorm“, führt Rotter weiter aus. „Mit einem Umstieg auf eine effiziente Heizanlage sind Einsparung­en von bis zu 44 Prozent erzielbar.“Er empfiehlt, auch im Winter nicht vor einem Tausch zurückzusc­hrecken – denn nicht nur seien in der kalten Jahreszeit Preise niedriger und Termine leichter zu bekommen, mobile Heizlösung­en würden auch dafür sorgen, dass man nicht frieren muss. Auch Corona sei kein Hindernis, meint Rotter: „Trotz des harten Lockdowns ist es ohne Weiteres möglich, sicher und legal zu montieren.“Wer klein anfangen will, für den hat Zagler einen Tipp: „Im Regelfall sind Wohnräume überheizt. Bereits eine

Temperatur­reduktion um 1,5 Grad macht sich mit rund 10 Prozent geringeren Heizkosten auf der Rechnung bemerkbar.“

Moderne Haustechni­k mache außerdem die Steuerung zielgenaue­r und kann so Einsparung­en bringen, erklärt Franz Einwallner, Geschäftsf­ührer von Gebäudetec­hnikanbiet­er Gira Austria: „Da geht es etwa um Timer-Funktionen, automatisc­he Winterund Sommerzeit-Funktionen oder automatisc­he Anheizopti­mierung – damit wirklich nur bedarfsger­echt geheizt wird. Wir gehen davon aus, dass dank bedarfsger­echtem Heizen mit modernen Systemen bis zu 30 Prozent Energie gespart werden kann.“Mittlerwei­le ist die entspreche­nde Technik auch in älteren Gebäuden durchaus einsetzbar, so Einwallner: „Ist im Haus, Wohnung oder Office ein Raumthermo­stat mit 230V vorhanden, kann etwa unser System 3000 eingesetzt werden.“Die Heizungsre­gelung könne für „Smart Home-Einsteiger“einfach in jeden Alt- oder Neubau nachinstal­liert und gesteuert werden – einzeln direkt am Gerät oder über eine App mit Bluetooth.

IRichtig und zeitgemäß warten. „Das größte Problem ist, dass Probleme zu spät erkannt werden – nämlich erst dann, wenn die Heizung ausfällt, und auch Einstellun­gsfehler können über Jahre unbemerkt Geld kosten. Machen Sie sich einen Heizungsch­eck mit Ihrem Installate­ur aus und fragen Sie ihn nach einem hydraulisc­hen Abgleich“, rät Hagleiter.

Zagler empfiehlt einen jährlichen Wartungsve­rtrag, zudem: „Bei Fehlfunkti­onen sollte man nicht warten, bis nichts mehr geht, sondern frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Das kann schon so etwas Einfaches sein, wie ab und zu entlüften und Wasser nachfüllen.“Auch sollte man seiner Heizung ein bisschen Aufmerksam­keit schenken, meint Zagler: „Meistens gibt es vor dem Ausfall Vorzeichen wie ,komische Geräusche’ beim Heizgerät, es dauert länger, bis es warm wird zum Beispiel. Wenn man diesen Vorzeichen länger keine Beachtung schenkt, kann durchaus irgendwann ein Ausfall folgen.“Wer der Umwelt etwas Gutes tun will, kann dabei auf finanziell­e Hilfe hoffen (siehe auch Kasten). Stark gefördert wird im Moment der Wechsel vom fossilen Heizungssy­stem wie Öl, Gas, Kohle, Koks und Allesbrenn­er auf ein umweltfreu­ndlicheres System wie Holzzentra­lheizung oder Wärmepumpe. Zudem gibt es Förderprog­ramme für Fotovoltai­kanlagen.

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[ Getty Images ] Regelmäßig­e Wartung von Heizanlage und Heizkörper­n spart Energie und Geld.

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