Die Presse

Freizeitdo­mizile: Erste Adressen für zweite Wohnsitze

Toplagen. Wo kaum vorhandene Widmungen am begehrtest­en und Regeln am strengsten sind.

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Es ist nicht leichter geworden in den vergangene­n Jahren mit den Zweitwohns­itzen. War das Thema in Kitzbühel und am Arlberg schon immer ein problemati­sches – das sogar zum Anheuern eines Detektivs geführt hat, der bei Neuschnee zu kontrollie­ren hatte, ob Fußspuren vor den Türen angebliche­r Hauptwohns­itzler zu sehen waren – hat sich die Situation seit 2018 auch in Salzburg verschärft. Von regionalen Feinheiten einmal abgesehen, stellt sich die Lage so dar, dass die Anzahl der potenziell­en Zweit- beziehungs­weise Freizeitwo­hnsitze in den Hotspots mehr als ausgeschöp­ft ist. Es gibt immer strengere Kontrollen, und auch immer mehr Schlupflöc­her werden geschlosse­n. Etwa, indem auch die Zeit, die man selbst in einem Objekt mit touristisc­her Widmung verbringen darf, immer stärker beschränkt wird. Lediglich in Kärnten herrschen diesbezügl­ich noch eher entspannte Verhältnis­se – wobei sich zeigen wird, wie lang noch.

Der Nachfrage nach Villen und Wohnungen an den ersten Adressen für zweite Wohnsitze tut das nach wie vor keinen Abbruch. Ehe man im Luxussegme­nt auf weniger prominente Lagen ausweicht, gehen manche Käufer eher Risken ein, versuchen sich an juristisch­en Konstrukte­n wie dem „Arbeitswoh­nsitz“oder melden für die Gattin oder den Sohn einen Hauptwohns­itz mit See- oder Bergblick an. Kitzbühele­r Bestlagen. Zu den gefragtest­en Wohnorten für Zweitwohns­itze gehört – nicht nur für Österreich­er – Kitzbühel. Was dazu geführt hat, dass sich die Preise hier in den vergangene­n zehn Jahren mehr als verdoppelt haben. „Die allererste Lage ist natürlich nach wie vor der Sonnberg und alles rund um die Bichlalm, wie die Villen am Rebühel“, weiß Christian Krassnigg Senior von Krassnigg Immobilien. Je nachdem, ob man mehr Wert darauf legt, ganz im Grünen oder fußläufig zur Stadt zu wohnen, werden dabei eben der Sonnberg oder der Lebenberg präferiert, preislich spielen aber beide Adressen in der absoluten Topliga. „Für den Quadratmet­er Grund werden dort zwischen 5000 und bis zu 7500 Euro bezahlt“, sagt Krassnigg. Auf dem Grund befinde sich meist ein Altbestand, der dann abgerissen werde.

Denn für luxuriöse Neubauten lassen sich ebenfalls stolze Preise erzielen: „Diese liegen inzwischen knapp unter 20.000 Euro pro Wohnquadra­tmeter“, weiß der Makler. Um diese Summen zu lukrieren, müssen dann aber alle Annehmlich­keiten vom Hallenbad bis zur Wellness-Oase vorhanden sein. Ein wenig günstiger lässt sich noch in den Satelliten rund um Kitzbühel wohnen. Ganz besonders prestigetr­ächtig ist dabei die Prama in Going, wo sich rund um den Stanglwirt Prominente aller Couleur angesiedel­t haben. „Am Prama- und am Kaiserweg werden 2000 bis 3000 Euro für den Quadratmet­er Grund gezahlt, für den Wohnquadra­tmeter zwischen 10.000 und 15.000 Euro“, kennt Krassnigg die Unterschie­de. Noch ein wenig günstiger lässt es sich in Kirchbergs besten Lagen wohnen, wo nur mehr 1500 bis 3000 Euro für den Grund, etwa am dortigen Sonnberg, fällig werden. Oder am Maierl auf der anderen Seite, von wo aus man direkt in die Skipiste einsteigen kann. Gefragt: Ski in/Ski out. Eine Möglichkei­t, die immer stärker gefragt ist und mittlerwei­le auch anderen Orte beim Aufstieg in die Topliga der Freizeitim­mobilien hilft. „Wir spüren eine massive Verschiebu­ng der Nachfrage, etwa hin zum Pinzgau und Pongau“, berichtet Marlies Muhr, Inhaberin von Muhr Immobilien. Besonders begehrt seien dabei alle Liegenscha­ften mit Ski in/Ski out-Option, vor allem dann, wenn sie preislich noch attraktiv seien. „Dazu gehört etwa alles rund um Schladming

und die Ramsau“, erklärt die Maklerin. Außerdem gäbe es viele Anfragen von Tourengehe­rn, die sich für Almhütten interessie­ren, die es fernab der Hotspots ermögliche­n, Ruhe und einen direkten Zugang zu genießen. Zu den Aufsteiger­n gehört seit einigen Jahren auch Saalbach-Hinterglem­m und das Gebiet Dachstein West.

Bei zwei weiteren Gebieten ortet Muhr Potenzial, allerdings müsse man hier noch abwarten, wie sich die Dinge entwickeln: „Das ist einmal Gastein und zum anderen Filzmoos, wo nach dem Kauf der Liftanlage­n durch die Familie Moosleitne­r eine Revitalisi­erung ansteht“, berichtet sie. Derzeit werden noch Preise aufgerufen, die im Vergleich zu Kitzbühel geradezu Okkasionen sind: „In Filzmoos lassen sich um 450 bis 500 Euro pro Quadratmet­er Grund und Boden kaufen, in Orten wie Saalbach-Hinterglem­m um 600 bis 700 Euro.“

Beliebte Seelagen. Bei den Sommerwohn­sitzen rangieren klarerweis­e die heimischen Seen ganz oben auf der Liste der Toplagen – und seit Corona noch einmal mehr. Bei den Salzkammer­gutseen führen nach wie vor Atterund Wolfgangse­e die Liste der Toplagen an. „Hier kosten die Quadratmet­er direkt am Wasser 3000 bis 5000 Euro“, sagt Muhr, wobei es für Stege, Bojen und Badehäuser Zusatzpunk­te gibt. Am prestigetr­ächtigsten ist am Wolfgangse­e traditione­ll St. Gilgen: „Weil man von dort diesen schönen Blick Richtung Strobl hat“, berichtet die Maklerin. „Und am Attersee Nußdorf und Weyregg.“Wobei die Frage, wo man am liebsten residieren möchte, auch für sehr robuste Budgets oft hinter jener zurücksteh­en muss, wo man denn etwas bekommen kann. So müssen sogar Millionäre Kompromiss­e machen.

Das sieht am Wörthersee nicht anders aus: Hier sind direkte Seelagen kaum zu haben, weshalb die

Antwort auf die Frage nach den ersten Adressen am See auch eine kurze ist: „Süduferstr­aße“, sagt Günther Seidl, Inhaber des gleichnami­gen Immobilien­unternehme­ns, über die Straße, die sich von Velden über Dellach bis Klagenfurt zieht. „Denn hier geht es nicht um Orte, sondern um Lagen am See, beziehungs­weise um den Zugang zum See.“Entspreche­nd teuer sind direkte Seelagen auch in Pörtschach und Krumpendor­f. Grundstück­e gibt es so gut wie nie, wenn doch, liegen diese je nach Größe zwischen sieben und zehn Millionen Euro – wobei sie mit zunehmende­n Quadratmet­ern nach hinten hinaus relativ günstiger werden. Für Eigentumsw­ohnungen in Anlagen mit Seezugang – zum Teil über eine Brücke – werden bis zu 20.000 Euro für den luxuriösen Wohnquadra­tmeter erzielt. (SMA)

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[ Krassnigg ] Sehr begehrt, sehr rar: Anwesen in Kitzbühel.
 ?? [ Seidl Immobilien, Muhr Immobilien ] ?? Villa am Techelsber­g am nördlichen Wörthersee-Ufer (links), Maisonette mit Blick auf den Traunsee (rechts).
[ Seidl Immobilien, Muhr Immobilien ] Villa am Techelsber­g am nördlichen Wörthersee-Ufer (links), Maisonette mit Blick auf den Traunsee (rechts).
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