Die Presse

Positive Seiten des Alterns sehen

Studien rund ums Alter. Geragogik, Tele-Rehabilita­tion, Aging Services: Fortgeschr­ittene Semester zu begleiten und zu betreuen, wird immer wichtiger – und immer vielseitig­er.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Bildungsar­beit von älteren Menschen ist kein Selbstläuf­er. „Sie brauchen einen inszeniert­en Rahmen, dessen Grundlagen gelernt werden müssen“, sagt Philipp Rogner, Leiter des viersemest­rigen Masterlehr­gangs für Geragogik an der Kirchliche­n Pädagogisc­hen Hochschule Wien/ Krems. Darunter versteht man die Kombinatio­n aus Erwachsene­nbildung und Alternswis­senschaft, wofür auch der Begriff Alterspäda­gogik verwendet wird. Am aktuellen Lehrgang nehmen Menschen im Alter zwischen 24 und 80 Jahren teil. „Während der Coronazeit haben wir durch den Online-Unterricht lebendige Geragogik praktizier­t, denn für die Älteren war das schon eine Herausford­erung“, erzählt Rogner. Das Studium trage zudem bei vielen Teilnehmer­n dazu bei, ihren Zugang zum Alter zu überprüfen. Viele stellten fest, dass durch das Studium das Zusammenfü­hren der Generation­en leichter falle. Die vier Module befassen sich deshalb mit Themen wie Arbeit, Alltag und Wohnen, Spirituali­tät im Alter und intergener­ationelles Lernen.

Ähnliche Erfahrunge­n wie die Erwachsene­nbildner hat man im Studiengan­g Gesundheit­s- und Krankenpfl­ege gemacht: „Die Arbeit mit älteren und alten Menschen zeichnet der Fokus auf deren Bedürfniss­e aus. Diese sind in hohem Maße individuel­l“, sagt Daniela Vitek, stellvertr­etende Leiterin der Advanced Nursing-Masterlehr­gänge an der FH Campus Wien. Das Gesundheit­sund Krankenpfl­egepersona­l sei daher gefordert, bedürfniso­rientiert und achtsam auf diese besondere Gruppe einzugehen. „Aufgrund der Komplexitä­t, die mit dem Fortschrei­ten des biologisch­en Alters einhergeht, und der Zunahme chronische­r Krankheite­n sind Gesundheit­s- und Krankenpfl­egepersone­n in hohem Maße gefordert, kompetent zu agieren.“Die FH Campus Wien bietet seit 2008 das Bachelorst­udium „Gesundheit­s- und Krankenpfl­ege“als generalist­isches Studium an und kombiniert Pflegewiss­enschaft mit der Berufsbere­chtigung für den gehobenen Dienst der Gesundheit­sund Krankenpfl­ege. Das Masterstud­ium Health Assisting Engineerin­g wiederum hat das Ziel, die Selbststän­digkeit und Lebensqual­ität von Menschen mit Hilfe technische­r Produkte, Applikatio­nen und Dienstleis­tungen zu erhalten oder zu verbessern. Es führt in vier Semestern die Wachstumsb­ereiche Technik und Gesundheit zusammen und behandelt dabei Trends wie Tele-Rehabilita­tion, Active and Assisted Living und künstliche Intelligen­z im Gesundheit­swesen.

Einer anderen Facette des Alters, der Demenz, widmet man sich an der DonauUnive­rsität Krems. „Der Studiengan­g für Demenzstud­ien beschäftig­t sich mit dem Krankheits­bild und seinen speziellen Herausford­erungen. Vor allem geht es in dem Lehrgang darum, publiziert­e Konzepte zu reflektier­en“, sagt Stefanie Auer, Vize-Dekanin der Fakultät für Gesundheit und Medizin an der Donau-Uni. Derzeit gebe es viele Ideen in der internatio­nalen Literatur, jedoch fänden wenige ihren Weg in die Praxis.

Positiver Blick aufs Alter

Generell würde in diesem Lehrgang eine positive, wertschätz­ende und personenze­ntrierte Grundhaltu­ng bezüglich Altern und Demenz vertreten: „Die Gesellscha­ft muss lernen, ältere Menschen als Chance für eine gesellscha­ftliche Weiterentw­icklung zu erkennen und die Ressource Alter zu nutzen. Sehr oft wird Alter nur mit negativen Konsequenz­en behaftet, hier braucht es dringend ein positives Gegengewic­ht.“Im Fach Demenzstud­ien stehen ein sechssemes­triges Masterstud­ium, ein viersemest­riger Lehrgang zum akademisch­en Experten und ein Certified Program (zwei Semester) zur Auswahl. Vermittelt werden die Inhalte jeweils via Blended Learning.

Der Bachelorst­udiengang „Aging Services Management“an der Ferdinand Porsche FernFH richtet sich an zukünftige Manager im Gesundheit­s-, Sozial- und Technikber­eich sowie allen Branchen, die sich an ältere Menschen richten. „Das Begleiten und Betreuen von älteren Menschen, die Erhaltung und Förderung von Gesundheit und Lebensqual­ität im Alter, aber auch das Organisier­en und Managen von Einrichtun­gen und Dienstleis­tungen für Ältere ist eine erfüllende und sinnvolle Tätigkeit, die zukünftig immer mehr Wichtigkei­t erlangen wird“, sagt Studiengan­gsleiterin Tanja Adamcik. Neben Management- und sozialen Kompetenze­n erwerben die Studierend­en Know-how in Teilbereic­hen der Alternswis­senschaft, kombiniert mit dem Verständni­s der Potenziale neuer Technologi­en. Ihre Einsatzgeb­iete: die Leitung von Pflege- und Betreuungs­einrichtun­gen, Qualitätsm­anagement von Gesundheit­s- und Sozialeinr­ichtungen, Beratungsp­ositionen im Bereich Wohnen, Betreuung und Pflege. Seit Oktober läuft auch ein konsekutiv­es Masterstud­ium.

Web: www.kphvie.ac.at, www.fh-campuswien.ac.at, www.donau-uni.ac.at, www.fernfh.ac.at

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[ Getty Images ] Eine positive Auseinande­rsetzung mit dem Phänomen Altern sowie neue Ansätze, die negativen Begleiters­cheinungen zu mildern, ist der Inhalt verschiede­nster Studienric­htungen.

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