Die Presse

Öffnen mit Auflagen: Was geplant ist

Lockdown-Ende. In den Schulen könnte es zum Schichtbet­rieb kommen, im Handel zu strengen Kontrollen. In der Gastronomi­e und im Tourismus geht es auch um ökonomisch­e Fragen.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Noch ist nichts entschiede­n. In unterschie­dlichen Gesprächsr­unden brütete die Regierung in den vergangene­n Tagen über der Frage, wie es nach dem Ende des Lockdowns weitergehe­n soll. Fest steht bisher nur, dass die Schulen und der Handel Priorität haben, also schon am 7. Dezember öffnen sollen. Allerdings unter verschärft­en Auflagen: Bildungsmi­nister Heinz Faßmann hat den Schulen bereits eine generelle Maskenpfli­cht, Schichtbet­rieb beziehungs­weise einen Wechsel in größere Räumlichke­iten – in den Gemeinden etwa Veranstalt­ungszentre­n – in Aussicht gestellt.

Im Handel wiederum soll nicht nur die Zehn-Quadratmet­er-Regel zur Anwendung kommen, sondern auch schärfer kontrollie­rt werden. Vizekanzle­r Werner Kogler sieht hier vor allem die Geschäftsi­nhaber in der Pflicht, wie er der „Presse am Sonntag“erklärte.

Und sonst? Die Gastronomi­e wird, wenn überhaupt, nur tagsüber aufsperren (dürfen). Aber das ist noch offen. Weihnachts­feiern wird es jedenfalls nicht geben, auch nicht in kleineren Gruppen.

Zumal das Risiko, dass sich die Kleingrupp­en zu späterer Stunde zu einer großen Gruppe vereinigen, nicht unbeträcht­lich ist.

Die Branche wäre gar nicht so unglücklic­h, wenn die Lokale geschlosse­n blieben: „Dass wir ohne Einschränk­ungen aufsperren, ist illusorisc­h“, sagte Fachgruppe­nobmann Mario Pulker der „Krone“. Sperrstund­en oder Personenbe­schränkung­en würden zu einem „betriebswi­rtschaftli­chen Desaster“führen. So gesehen sei es besser, die Lokale „zuzulassen“. Freilich nicht ohne Entschädig­ung, die sich derzeit auf 80 Prozent des Umsatzes beläuft. „Das wäre ein guter Ausgleich“, so Pulker. Über niedrigere Sätze müsste man verhandeln.

Skisaison: Ärger über Zurufe

Aus Sicht der Regierung stellen sich bei den Öffnungssc­hritten also auch ökonomisch­e Fragen. In der Hotellerie beispielsw­eise wäre im Advent wohl mit keinem großen Ansturm zu rechnen. Insofern geht es darum, das Ansteckung­srisiko gegen die Kosten abzuwägen.

Die Zurufe aus Deutschlan­d und Italien, die Skisaison nicht zu eröffnen, kamen einstweile­n weder im Kanzleramt noch in den betroffene­n Regionen gut an. „Wenn es die Infektions­zahlen zulassen, werden wir uns das Skifahren auch von Bayern nicht nehmen lassen“, richtete Tirols Landeshaup­tmann, Günther Platter (ÖVP), seinem Amtskolleg­en Markus Söder (CSU) aus.

Ähnlich äußerte sich Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Donnerstag in der „ZiB 2“: „Das Virus verbreitet sich nicht auf den Pisten.“Skitouren oder auch Skifahren sollten möglich sein, Apr`es-Ski werde es dagegen „mit Sicherheit nicht geben“. Platter verwies auf Hygienekon­zepte, „die bereits im Sommer dazu geführt haben, dass nur wenige Infektione­n dem Tiroler Tourismus zuzuschrei­ben waren“. Alles werde der Gesundheit untergeord­net.

Die Regierung will ihren Öffnungspl­an am Mittwoch präsentier­en. Wie liberal – oder auch nicht – er ausfällt, hänge von den Zahlen ab, hieß es am Freitag. Der Trend stimmte ÖVP und Grüne zumindest vorsichtig optimistis­ch: 4954 Neuinfekti­onen binnen 24 Stunden bedeuteten einen weiteren leichten Rückgang. In den Spitälern ist das aber noch nicht spürbar, 703 Intensivbe­tten waren am Freitag belegt. „Die Zahlen sind nach wie vor dramatisch hoch“, sagte Gesundheit­sminister Rudolf Anschober. Aber es gebe weiterhin die Chance, „eine Triage zu vermeiden“. Das dürfe nun „durch zu starke, zu rasche Öffnungssc­hritte“nicht gefährdet werden.

Steiermark testet am 12./13.

Inzwischen gab die Steiermark als vorletztes Bundesland das Datum für die Massentest­s bekannt: Wie die Salzburger, Oberösterr­eicher, Kärntner und Burgenländ­er können sich die Steirer in zwei Wochen testen lassen, nämlich am 12. und 13. Dezember. Vorarlberg und Tirol starten am Wochenende davor, Wien schon am 2. Dezember. Ausständig ist nur noch Niederöste­rreich. In der Sporthalle Korneuburg wurde der Ablauf schon einmal vom Bundesheer simuliert.

Die Stadt Linz gab bekannt, dass für die Massentest­s von 11. bis 14. Dezember rund 75 Teststraße­n an rund 20 Standorten aufgebaut werden, unter anderem im Design Center und in der Tabakfabri­k. Graz will auf das Messeareal und die Stadthalle zurückgrei­fen. Anschober versprach, dass die Kosten für die Tests im Wesentlich­en vom Bund übernommen werden.

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[ Reuters] Geschlosse­ne Lokale: Darüber wäre die Branche gar nicht so unglücklic­h – sofern es auch im Dezember beim 80-prozentige­n Umsatzersa­tz bleibt.

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