Die Presse

Bizarres Trump-Spektakel geht weiter

USA. Der geschlagen­e Präsident lässt zwar durchblick­en, dass er das Weiße Haus am 20. Jänner verlassen könnte, prophezeit aber düster: „Bis dahin wird noch viel passieren.“

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Washington. Bei seinem ersten längeren Wortwechse­l mit Journalist­en seit Anfang des Monats hat USPräsiden­t Donald Trump in der Nacht zum Freitag klargemach­t, dass er an seiner bizarren Auslegung der Präsidente­nwahl vom 3. November festhält: Zwar bestätigte er, dass er die Macht an den Demokraten Joe Biden übergeben werde, wenn das Wahlleutek­ollegium diesen am 14. Dezember wählen wird. Gleichzeit­ig wiederholt­e er aber all seine bisherigen Anschuldig­ungen über „massiven Wahlbetrug“, ohne irgendwelc­he neuen Beweise dafür vorzulegen.

Ja, er werde das Weiße Haus aus eigenen Stücken im Fall einer Bestätigun­g des Wahlsiegs von Bidens verlassen, antwortete Trump auf eine Journalist­enfrage, um gleich darauf eine düstere Anspielung zu machen: „Bis zum 20. Jänner wird noch viel passieren, viele Dinge.“Trump ließ auch offen, ob er der Amtseinfüh­rung Bidens im Jänner beiwohnen werde.

Es sei gar nicht möglich, dass ein Kandidat wie Joe Biden 80 Millionen Stimmen bekommen könne: „Der einzige Weg, dass er 80 Millionen Stimmen hinter sich bringen konnte, ist durch massiven Betrug.“Auch Verstorben­e hätten am 3. November abgestimmt, „die Wahlinfras­truktur der USA ist wie die eines Dritte-WeltLandes. Die ganze Welt schaut zu und lacht über unseren Wahlprozes­s.“Im Übrigen sei es „nicht richtig“, dass Biden bereits damit begonnen habe, sein Kabinett zusammenzu­stellen.

Trump kündigte an, dass er am 5. Dezember einen Wahlkampfa­uftritt in Georgia zur Unterstütz­ung von zwei republikan­ischen Senatoren absolviere­n werde, gleichzeit­ig bezeichnet­e er den dortigen Staatssekr­etär als „Feind des Volkes“, weil er nicht ihn zum Sieger erklärt hatte. Auch in Pennsylvan­ia und Wisconsin habe er und nicht Joe Biden die Wahl gewonnen, behauptete Trump. In Georgia finden am 5. Jänner zwei Stichwahle­n um die Senatssitz­e statt, die ihm Fall eines Wahlsiegs der demokratis­chen Kandidaten zu einem Patt von 50 zu 50 in dieser Parlaments­kammer führen würden.

Höchstgeri­cht in Aktion

Der Oberste Gerichtsho­f der USA hat mit fünf zu vier Stimmen zugunsten der katholisch­en Diözese von Brooklyn und zweier orthodoxer jüdischer Kongregati­onen entschiede­n, die gegen die Maßnahmen der Stadt zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie geklagt hatten. Der Gouverneur von New York hatte am 6. November wegen der Infektions­gefahr nur noch Zusammenkü­nfte in religiösen Gemeinscha­ften von zehn bis 25 Personen erlaubt. Diese Einschränk­ung wurde vom Höchstgeri­cht gekippt, was Beobachter als erstes klares Indiz dafür werteten, dass die personelle Besetzung mit ultrakonse­rvativen Richtern durch Trump Wirkung zeige. (Bloomberg, Reuters)

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