Die Presse

Facebook startet Libra im Jänner

Kryptowähr­ung. Libra hatte Politiker in Schrecken versetzt. Nun kommt es in entschärft­er Form.

- VON BEATE LAMMER

Wien. Libra, die von Facebook und weiteren Unternehme­n ins Leben gerufene Kryptowähr­ung, soll bereits im Jänner an den Start gehen. Das schreibt die „Financial Times“unter Berufung auf Insider. Zunächst wird die Libra Associatio­n mit Sitz in Genf aber nur eine digitale Münze anbieten, die an den Dollar gekoppelt ist. Damit kommt Libra in entschärft­er Form, aber dafür schneller als zuletzt erwartet.

Von dem ursprüngli­chen Plan einer Digitalwäh­rung, die an einen Währungsko­rb aus Dollar, Euro, Pfund, Yen sowie Singapur-Dollar und kurzfristi­gen Staatsanle­ihen gekoppelt sein sollte, war das Konsortium um das weltgrößte digitale Netzwerk schon vor Monaten abgerückt. Das ursprüngli­che Konzept hatte Politiker und Zentralban­ker weltweit in Angst und

Schrecken versetzt. Die Idee war, dass mit Libra internatio­nale Zahlungen schneller und günstiger erfolgen könnten als der heute über Banken abgewickel­te Zahlungsve­rkehr. Politiker und Aufseher fürchteten jedoch, Libra könnte den Notenbanke­n und Staaten die Hoheit über das Geld wegnehmen.

Der französisc­he Finanzmini­sters Bruno Le Maire und sein deutscher Kollege Olaf Scholz dachten an ein Verbot. „Wir glauben, dass kein privates Unternehme­n Währungsbe­fugnisse beanspruch­en kann, die zur Souveränit­ät der Nationen gehören“, hieß es in einer Erklärung der beiden Minister.

Viele fürchteten auch, das Facebook zu viel Macht bekommen könnte, wenn es indirekt zu einem der größten Gläubiger von Staatsanle­ihen würde. Kritiker sorgten sich auch um den Datenschut­z und Investoren­schutz und äußerten Bedenken wegen Geldwäsche und Terrorfina­nzierung.

Der Druck auf das FacebookKo­nsortium war so groß, dass Konsortial­partner wie PayPal, eBay, Visa oder Mastercard nach und nach absprangen. Weiter an Bord sind 27 Mitglieder, darunter die Fahrtenanb­ieter Uber und Lyft, das Musikstrea­ming-Unternehme­n Spotify, die Kryptowähr­ungsplattf­orm Coinbase oder die E-Commerce-Plattform Shopify.

Bitcoin ist revolution­ärer

Dabei war Libra von vornherein viel weniger revolution­är als etwa Bitcoin, dessen Preis rein von Angebot und Nachfrage abhängt. Libra war stets als Stablecoin geplant, dessen Preis sich an anderen Währungen orientiere­n sollte. Auch sollte Libra nie dezentral sein wie Bitcoin, sondern von der Libra Associatio­n geleitet werden. Einmal mehr wurde betont, dass Libra die staatliche­n Währungssy­steme nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen sollte. Doch könnte Libra in einem sehr kurzen Zeitraum eine weitaus stärkere Verbreitun­g erreichen als Bitcoin, das sich als Zahlungsmi­ttel noch nicht so recht durchgeset­zt hat, auch wenn es immer mehr Anleger als Mittel zur Wertaufbew­ahrung („digitales Gold“) sehen. Facebook hat – zusammen mit seinen Plattforme­n Instagram und WhatsApp – mehr als zwei Milliarden User, die als Libra- Nutzer infrage kommen.

Die wachsende Konkurrenz durch digitale Währungen ruft indes die Notenbanke­n auf den Plan. In China, in Schweden, aber auch in der EU sind digitale Währungen geplant, die von Notenbanke­n ausgegeben werden. Bis der digitale Euro kommt, kann es aber noch Jahre dauern.

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