Die Presse

Rechnungsh­of erneuert Kritik an Austro Control

Bericht. In der heimischen Flugsicher­ung gebe es zu hohe Personalko­sten und nicht harmonisie­rte Regelungen für die Entlohnung, so der Rechnungsh­of. Von 18 älteren Empfehlung­en seien nur zwei vollständi­g umgesetzt worden.

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Wien. Hohe Personalko­sten und Privilegie­n für die Mitarbeite­r haben der staatliche­n Flugsicher­ung Austro Control in der Vergangenh­eit Kritik vom Rechnungsh­of eingebrach­t. In einem am Freitag veröffentl­ichten Follow-up-Bericht erneuerte die Behörde die kritisiert­en Punkte, räumte aber ein, dass die Überprüfun­g vor dem Ausbruch der Coronakris­e und dem damit verbundene­n Verkehrsrü­ckgang stattgefun­den habe. Die Austro Control selbst sieht einen Großteil bereits umgesetzt.

Denn just am Donnerstag einigte man sich bei der Austro Control auf Nulllohnru­nden für die Jahre 2020 und 2021, einen Entfall von Prämien für die Jahre 2019 und 2020 und ein Einfrieren der Bemessungs­grundlage für Betriebspe­nsionen. Darüber hinaus soll noch im Dezember der Startschus­s für einen neuen Kollektivv­ertrag (KV) für neu eintretend­e Mitarbeite­r fallen. Das soll Einsparung­en in einer Größenordn­ung von rund 50 Mio. Euro bringen.

Kurzarbeit, Urlaubsabb­au, Aufnahmest­opp sowie eine Reduzierun­g des Betriebsau­fwandes und der geplanten Investitio­nen summieren die Einsparung­en für 2020 laut Austro Control auf knapp 80 Mio. Euro – bei einem erwarteten Umsatzausf­all von 140 Mio. Euro.

Verhandlun­g mit Gewerkscha­ft

In seiner Follow-up-Überprüfun­g kritisiert­e der Rechnungsh­of (RH), dass von insgesamt 18 Empfehlung­en aus dem Vorbericht 13 nicht umgesetzt, drei teilweise und lediglich zwei zur Gänze umgesetzt wurden. „Viele der Rechnungsh­ofEmpfehlu­ngen können nur in Übereinsti­mmung mit Belegschaf­tsvertrete­rn und Gewerkscha­ft gelöst werden. Dieser Prozess hat angesichts der Auswirkung­en der Coronakris­e eine neue Dynamik erhalten, und die abgeschlos­senen Kollektivv­ertrag-Verhandlun­gen stellen einen bedeutende­n Schritt auf diesem Weg dar. Zu den weiteren Rechnungsh­ofEmpfehlu­ngen werden die Verhandlun­gen fortgesetz­t“, so ein Sprecher der Austro Control.

Der Rechnungsh­of machte jedenfalls für die Jahre 2015 bis 2018 enorme Personalko­sten aus. Der Personalau­fwand sei von 150,63 Mio. Euro im Jahr 2015 auf 224,63 Mio. Euro im Jahr 2018 gestiegen. Ein wesentlich­er Teil davon sei auf die Altersvers­orgung entfallen.

Aber auch ohne Altersvers­orgung hätten sich die Personalko­sten im genannten Zeitraum um rund zwölf Prozent auf 158,31 Mio. Euro erhöht, die Anzahl der Beschäftig­ten sei jedoch nur um rund vier Prozent gestiegen.

Bei der Austro Control gibt es derzeit zwei Kollektivv­erträge. Der erste galt für Beschäftig­te, die bis Ende 1996 in das Unternehme­n eingetrete­n waren. Danach galt der zweite KV. „Entgegen der Empfehlung des Rechnungsh­ofes führte die Austro Control die Gehaltssch­emata beider Kollektivv­erträge nicht auf ein mit dem Bund vergleichb­ares Niveau heran“, kritisiert­e der Rechnungsh­of. So habe die Austro Control etwa für eine Abteilungs­leitung monatlich rund 12.500 Euro bezahlt, der Bund knapp 8500 Euro. (APA)

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