Gut verdient hat im Tourismus niemand
Bilanz. Während die Diskussion über die Wintersaison anhält, zeigt die Statistik: Im Sommer gab es überall Verluste.
Wien. Der Druck vor allem aus Deutschland auf die österreichische Regierung und die Tourismusbranche steigt von Tag zu Tag. Da es auf EU-Ebene keine Handhabe gegen eine Öffnung der Skigebiete in den Weihnachtsferien gibt, wird es am Ende eine politische Entscheidung geben. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) erklärte in einem ORF-Interview, dass die Österreicher nicht aufs Skifahren rund um Weihnachten verzichten müssen. Räumte aber im selben Atemzug ein: Sofern dies die Infektionszahlen erlauben. Sie lehnt die Vorstöße aus Deutschland und Italien ab, die Wintersaison erst Mitte Jänner zu starten. „Das Virus verbreitet sich nicht auf den Skipisten, sondern vor allem auch in geschlossenen Innenräumen“, sagte Köstinger in der ZiB 2. Und natürlich werde es kein Apr`es-Ski geben.
„Auch wir geben Italien nicht vor, wie nächstes Jahr der Karneval auszuschauen hat oder wann in Frankreich der Louvre wieder öffnet, geschweige denn, ob Deutschland die Schulen aufsperren oder zusperren soll“, sagte die Ministerin. Auf ein genaues Datum ließ sich Köstinger nicht festnageln. „Wir haben kein Interesse daran, den Tourismus frühzeitig zu starten, ganz im Gegenteil, auch wir haben immer die Lage im Gesundheitssystem vor Augen, beobachten das sehr intensiv, werden gleichzeitig die Betriebe und die Mitarbeiter bestmöglich unterstützen“, sagte sie.
Tatsächlich kommen die Stimmen, die Wintersaison erst nach Weihnachten zu starten, nicht nur aus dem Ausland. Auch in Österreich gibt es immer mehr Hoteliers und Gastronomen, die lieber das Weihnachtsgeschäft verlieren, als in einen dritten Lockdown zu schlittern, der dann 80 Prozent der Saison zunichtemachen könnte.
Neos-Politiker Josef Schellhorn warnte etwa vor einem überhasteten Hochfahren „ohne Sicherheitskonzept“. Der Hotelier und Gastronom aus Salzburg plädiert für ein Sicherheitskonzept, das rasche Tests, Kontaktverfolgungen und Isolierung Infizierter beinhaltet. Darüber hinaus fordert er eine Verlustkompensation für die Unternehmen.
Ein Winterschlaf der Branche sei „für den Steuerzahler die kostspieligste Variante“, sagte Schellhorn. Ein dritter Lockdown im Jänner würde allerdings „selbst liquiden, innovativen Tourismusbetrieben“den Todesstoß versetzen.
Während also über das Wie und Wann einer Wintersaison heftig diskutiert wird, präsentierte die Statistik Austria am Freitag die Zahlen der vergangenen Sommersaison. Und die zeigt klar: Es gab keine Gewinner, es gab nur große und kleine Verlierer.
31,8 Prozent weniger Nächtigungen
Von Mai bis Oktober gingen die Buchungen gegenüber dem Vorjahr im landesweiten Schnitt um fast ein Drittel zurück. Je nach Bundesland und Region gibt es aber große Unterschiede. Die Stadthotellerie in Wien hat es am härtesten getroffen – mit einem Nächtigungsminus von 80,9 Prozent; Kärnten (minus 11 Prozent), das Burgenland (minus 12,6 Prozent) und die Steiermark (minus 13,3 Prozent) am wenigsten.
Klar ist aber auch: Die Verluste, die etwa auf den ersten Lockdown, Reisewarnungen und Quarantänebestimmungen zurückzuführen waren, konnten auch dort nicht kompensiert werden, wo es im Juli und August eine gute Auslastung gab.
Die Urlauber aus Österreich fuhren im Sommer vor allem nach Kärnten – dort schnellte der Anteil der Inlandsbuchungen um 19,8 Prozent in die Höhe. Leicht im Plus waren die Nächtigungen durch heimische Gäste auch in der Steiermark (plus 1,6 Prozent), Salzburg (plus 1,5 Prozent) und in Tirol (plus 1,0 Prozent).
In Summe brachen die Nächtigungszahlen im Tourismus heuer im Sommer gegenüber dem Vorjahreszeitraum dennoch um 31,8 Prozent auf 53,8 Millionen ein – deutlich mehr als die Hälfte davon (59 Prozent, 31,6 Millionen) entfiel auf Urlauber aus dem Ausland, 22,2 Millionen stellten jene aus dem Inland. Die Buchungen der ausländischen Gäste sackte im Jahresabstand um 43,2 Prozent ab, jene der inländischen um nur 4,7 Prozent. (gh/APA)