Die Presse

Warum OMV, Erste und Co. steigen

ATX. Der heimische Aktienmark­t wurde von der Coronakris­e besonders hart getroffen. Turnaround gibt es heuer zwar noch keinen, zuletzt gab es aber zweistelli­ge Kursgewinn­e.

- VON NICOLE STERN

Wien. Die Performanc­e des heimischen Leitindex lässt in diesem Jahr, sagen wir es so, zu wünschen übrig. Seit Anfang Jänner beläuft sich das Minus im ATX auf rund 19 Prozent. Die Wiener Börse ist mit ihrem Schicksal zwar nicht allein, doch gibt es Indizes, die weitaus besser abgeschnit­ten haben. Selbst in Europa. Dazu zählt etwa der Frankfurte­r DAX. Dessen Preisindex (also jener Index ohne Dividenden) notiert mit rund 2,5 Prozent zwar auch im roten Bereich. Aber eben nicht so stark. In Zeiten wie diesen muss man bekanntlic­h kleinere Brötchen backen.

Seit einigen Wochen aber, da erlebt der ATX so etwas wie eine Wiederaufe­rstehung. Seine Performanc­e seit September liegt bei beachtlich­en 16 Prozent, das Plus seit November fällt mit rund 26 Prozent noch beeindruck­ender aus.

Doch was sind die Gründe dafür? Nun ja, Unternehme­n wie der Faserherst­eller Lenzing, der Caterer Do & Co, der Stahlkonze­rn Voest, der Anlagenbau­er Andritz oder die OMV wurden von der Coronakris­e besonders hart getroffen. Zyklische Werte, also jene, die sich im Gleichklan­g mit dem Konjunktur­verlauf bewegen, will in Zeiten wirtschaft­licher Unsicherhe­it einfach niemand haben. Und von diesen gibt es im ATX enorm viele.

Impfstoff treibt Kurse

In den vergangene­n Wochen jedoch keimte auf den Finanzmärk­ten so etwas wie Hoffnung auf. Meldungen über Durchbrüch­e bei der Corona-Impfstoffe­ntwicklung ließen Anleger jubeln. Denn ist das Mittel erst einmal verteilt, kann mit dessen Verabreich­ung begonnen werden. Und dann steht einem fast normalen Leben nichts mehr im Weg. Im Idealfall kehrt dann auch die wirtschaft­liche Erholung zurück. Was jene Unternehme­n, die an der Börse heuer besonders hart abgestraft wurden, nun am meisten freut. „Die, die in der ersten Jahreshälf­te am meisten verloren haben, haben nun das höchste Aufwärtspo­tenzial“, sagt Erste Group-Analyst Christoph Schultes. Die Vorstellun­g davon, dass sich alles zum Guten wendet, wird also in den Kursen vorweggeno­mmen.

Weshalb sich etwa die Papiere von Do & Co seit Anfang November um 70 Prozent verteuerte­n. Auch die Ölwerte OMV und Schoeller-Bleckmann legten um über 50 bzw. rund 40 Prozent zu. Die Aussicht auf einen Aufschwung ließ zuletzt nämlich auch die Ölpreise (in der Hoffnung auf eine verstärkte Nachfrage) klettern. Selbst Bankaktien gingen ordentlich durch die Decke. Ein Bild, dass es so eher selten gibt. Bei Banken gibt es im Wesentlich­en drei Ergebnistr­eiber. Das Zinsgeschä­ft, das Kommission­sgeschäft und die Risikokost­en. Letztere steigen im Abschwung, weil dann nicht nur die Arbeitslos­igkeit zulegt, sondern auch die Kreditausf­älle. Entwickelt sich die Konjunktur positiv, bleibt den Banken ein Negativsze­nario erspart und sie müssen geringere Rückstellu­ngen bilden.

Dass die Ergebnisse vieler Unternehme­n in den vergangene­n Monaten alles andere als prickelnd waren, spielt nun keine Rolle mehr. „Was in der Vergangenh­eit war, ist gegessen“, sagt Schultes. Das Geschäftsj­ahr ist für die Unternehme­n aber noch nicht zu Ende. „Für viele wird das vierte Quartal noch schwer werden“, glaubt der Analyst. Die Zahlen für das ablaufende Kalenderja­hr werden meist erst ab März veröffentl­icht.

Für die noch ausstehend­en Handelswoc­hen in diesem Jahr zeigt sich Schultes jedoch optimistis­ch. Für Dezember erwartet er eine positive Performanc­e im ATX. „Und dann sollte es schon die ersten Zulassunge­n für Corona-Impfstoffe geben.“Der positive Newsflow sollte also nicht so schnell abreißen.

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