Lockdown drückt Energieverbrauch
Energie. Die geringere Nachfrage zeigt sich auch in niedrigen Strompreisen. Im Vorjahr stieg der Energieverbrauch hingegen an – vor allem im Verkehrssektor und in privaten Haushalten. Die Erneuerbaren legten um fünf Prozent zu.
Wien. Der aktuelle Lockdown drückt den Stromverbrauch in Österreich derzeit stark nach unten. So sei dieser in der vergangenen Woche um sieben Prozent unter dem Vorjahreszeitraum gelegen, teilte der Netzbetreiber APG am Freitag mit. Das sei vor allem der Schließung des Einzelhandels zu verdanken. Die geringere Stromnachfrage zeigt sich auch im Strom-Großhandelspreis. In der letzten Oktoberwoche sei der wöchentliche Strompreis mit 32 Euro pro Megawattstunde um fast zehn Euro unter dem Wert von 2019 gelegen, sagt APG-Vorstand Thomas Krall. Schon im ersten Lockdown im Frühjahr gab es einen deutlichen Einbruch des Energieverbrauchs. Damals fuhren auch Teile der Industrie ihre Produktion herunter.
Anstieg im Vorjahr
Auch beim Energieverbrauch wird 2020 aber eine Ausnahme bleiben. Im Vorjahr stieg der energetische Endverbrauch um ein Prozent auf 317 Terawattstunden (TWh). Das zeigt die am Freitag von der Statistik Austria präsentierte Energiebilanz für das Jahr 2019. Der Anstieg ist vor allem auf einen höheren Energieeinsatz im Verkehrssektor zurückzuführen, der insgesamt für mehr als ein Drittel des Verbrauchs verantwortlich ist.
Im Flugverkehr ist der Energiebedarf sogar um 15 Prozent gestiegen. Insgesamt hat der Verbrauch des Flugverkehrs in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent zugenommen. Am Gesamtverbrauch macht er mit 3,6 Prozent aber immer noch einen zu vernachlässigenden Anteil aus. Anders als der Straßenverkehr. Dessen seit Jahren steigender Energieverbrauch hat auch im Vorjahr leicht zugenommen und wird zum immer größeren Problem in der österreichischen Energiebilanz. 31 Prozent des gesamten österreichischen Verbrauchs hängen am Straßenverkehr. Darauf ist auch der leichte Anstieg beim Einsatz von Erdölprodukten (plus zwei Prozent) zurückzuführen. Andere fossile Energieträger sind im energetischen Endverbrauch vergangenes Jahr ebenso angestiegen. Die leichten Zunahmen von Kohle und Erdgas hängen aber in erster Linie mit dem erhöhten Heizbedarf zusammen. Insgesamt ist der Energiebedarf 2019 auch bei privaten Haushalten um zwei Prozent gestiegen.
Ökostrom-Ziele in weiter Ferne
Im energetischen Endverbrauch gab es bei erneuerbaren Energieträgern im Vergleich zum Vorjahr keine nennenswerte Änderung. Jedoch in der Produktion. Insgesamt produzierten erneuerbare Energieträger 2019 um fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mit einem Plus von 24 Prozent legte die Windkraft am deutlichsten zu und liegt nun bei einer Erzeugung von 7,5 TWh. Fotovoltaik verzeichnete eine Steigerung von 17 Prozent auf knapp zwei TWh und auch die Energie aus der ohnehin gut ausgebauten Wasserkraft legte aufgrund der guten Wasserführung im Vorjahr noch einmal um sieben Prozent auf 41 TWh zu. Vom Ziel, dass bis 2030 (bilanziell) 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energieträgern kommen sollen, liegt die österreichische Energiewirtschaft trotz der leichten Zuwächse aber noch weit entfernt – zumal sich auch der Strombedarf bis dahin deutlich erhöhen wird.
Bis 2030 sollen die Erzeugungskapazitäten von Fotovoltaik um elf TWh, bei Wind um zehn TWh und bei Wasserkraft um weitere fünf TWh ausgebaut werden. Ein ambitioniertes Ziel, zumal die Umsetzung des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes (EAG) zuletzt ins Stocken geraten ist.