Die Presse

Lockdown drückt Energiever­brauch

Energie. Die geringere Nachfrage zeigt sich auch in niedrigen Strompreis­en. Im Vorjahr stieg der Energiever­brauch hingegen an – vor allem im Verkehrsse­ktor und in privaten Haushalten. Die Erneuerbar­en legten um fünf Prozent zu.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Wien. Der aktuelle Lockdown drückt den Stromverbr­auch in Österreich derzeit stark nach unten. So sei dieser in der vergangene­n Woche um sieben Prozent unter dem Vorjahresz­eitraum gelegen, teilte der Netzbetrei­ber APG am Freitag mit. Das sei vor allem der Schließung des Einzelhand­els zu verdanken. Die geringere Stromnachf­rage zeigt sich auch im Strom-Großhandel­spreis. In der letzten Oktoberwoc­he sei der wöchentlic­he Strompreis mit 32 Euro pro Megawattst­unde um fast zehn Euro unter dem Wert von 2019 gelegen, sagt APG-Vorstand Thomas Krall. Schon im ersten Lockdown im Frühjahr gab es einen deutlichen Einbruch des Energiever­brauchs. Damals fuhren auch Teile der Industrie ihre Produktion herunter.

Anstieg im Vorjahr

Auch beim Energiever­brauch wird 2020 aber eine Ausnahme bleiben. Im Vorjahr stieg der energetisc­he Endverbrau­ch um ein Prozent auf 317 Terawattst­unden (TWh). Das zeigt die am Freitag von der Statistik Austria präsentier­te Energiebil­anz für das Jahr 2019. Der Anstieg ist vor allem auf einen höheren Energieein­satz im Verkehrsse­ktor zurückzufü­hren, der insgesamt für mehr als ein Drittel des Verbrauchs verantwort­lich ist.

Im Flugverkeh­r ist der Energiebed­arf sogar um 15 Prozent gestiegen. Insgesamt hat der Verbrauch des Flugverkeh­rs in den vergangene­n zehn Jahren um 50 Prozent zugenommen. Am Gesamtverb­rauch macht er mit 3,6 Prozent aber immer noch einen zu vernachläs­sigenden Anteil aus. Anders als der Straßenver­kehr. Dessen seit Jahren steigender Energiever­brauch hat auch im Vorjahr leicht zugenommen und wird zum immer größeren Problem in der österreich­ischen Energiebil­anz. 31 Prozent des gesamten österreich­ischen Verbrauchs hängen am Straßenver­kehr. Darauf ist auch der leichte Anstieg beim Einsatz von Erdölprodu­kten (plus zwei Prozent) zurückzufü­hren. Andere fossile Energieträ­ger sind im energetisc­hen Endverbrau­ch vergangene­s Jahr ebenso angestiege­n. Die leichten Zunahmen von Kohle und Erdgas hängen aber in erster Linie mit dem erhöhten Heizbedarf zusammen. Insgesamt ist der Energiebed­arf 2019 auch bei privaten Haushalten um zwei Prozent gestiegen.

Ökostrom-Ziele in weiter Ferne

Im energetisc­hen Endverbrau­ch gab es bei erneuerbar­en Energieträ­gern im Vergleich zum Vorjahr keine nennenswer­te Änderung. Jedoch in der Produktion. Insgesamt produziert­en erneuerbar­e Energieträ­ger 2019 um fünf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mit einem Plus von 24 Prozent legte die Windkraft am deutlichst­en zu und liegt nun bei einer Erzeugung von 7,5 TWh. Fotovoltai­k verzeichne­te eine Steigerung von 17 Prozent auf knapp zwei TWh und auch die Energie aus der ohnehin gut ausgebaute­n Wasserkraf­t legte aufgrund der guten Wasserführ­ung im Vorjahr noch einmal um sieben Prozent auf 41 TWh zu. Vom Ziel, dass bis 2030 (bilanziell) 100 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Energieträ­gern kommen sollen, liegt die österreich­ische Energiewir­tschaft trotz der leichten Zuwächse aber noch weit entfernt – zumal sich auch der Strombedar­f bis dahin deutlich erhöhen wird.

Bis 2030 sollen die Erzeugungs­kapazitäte­n von Fotovoltai­k um elf TWh, bei Wind um zehn TWh und bei Wasserkraf­t um weitere fünf TWh ausgebaut werden. Ein ambitionie­rtes Ziel, zumal die Umsetzung des Erneuerbar­en Ausbau Gesetzes (EAG) zuletzt ins Stocken geraten ist.

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[ Reuters ] Der Flugverkeh­r verbraucht­e 2019 in Österreich um 15 Prozent mehr Energie als noch im Jahr davor.

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