Die Presse

Mehrmals Staatsoper live im TV

Kooperatio­n. Das Haus am Ring arbeitet mit dem ORF zusammen, um neue Produktion­en und Abende mit Superstars wie Netrebko und Beczała einem breiten Publikum zu zeigen.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Fünf Aufführung­en der Wiener Staatsoper werden im Dezember vom ORF live übertragen. Die Sender ORF 2, ORF III, Ö1 und die Streaming-Plattform Fidelio widmen sich einem breiten Repertoire-Querschnit­t. Angesichts der Coronakris­e haben sich Staatsoper­ndirektor Bogdan Rosˇciˇc´ und ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz auf eine weitreiche­nde Kooperatio­n geeinigt.

Derzeit muss die Staatsoper zwar noch davon ausgehen, dass der Vorhang über dem ursprüngli­ch geplanten Programm am 7. Dezember wieder hochgehen kann. Darauf sei man vorbereite­t, erklärte Rosˇciˇc,´ man habe aber in den vergangene­n Wochen an einem „Plan B“gearbeitet, von dem es derzeit als wahrschein­lich gelten kann, dass er in die Tat umgesetzt werden muss: Sollte man weiterhin nicht vor Publikum spielen dürfen, werden zumindest fünf Abende vor leerem Haus, aber in Kostüm und Maske, wie geplant stattfinde­n.

Perspektiv­en: Japan und das Jahr 2024

Diese wird der ORF übertragen. Man will damit ein Zeichen setzen: In Wien will man nicht, wie fast überall anders, mit Konzerten vorliebneh­men, sondern tatsächlic­h Oper spielen. Oberste Priorität hat dabei für die Staatsoper das „Beschützen“der geplanten Neuprodukt­ionen, wie der Direktor es nennt. An diesen Produktion­en hat man auch während der Theatersch­ließung hinter den Kulissen weiter gearbeitet. Sie müssen bis zur Spielreife gedeihen, denn sie werden in der Regel für Aufführung­en in den kommenden Spielzeite­n gebraucht. Man arbeite derzeit gerade an der Planung für die Spielzeit 2023/24, betonte Rosˇciˇc.´ Diese Linie sei auch in den kommenden Wochen und Monaten zu verfolgen, denn es stehen Premieren von essenziell­en Versatzstü­cken des Repertoire­Kanons an, darunter Verdis „Traviata“und Bizets „Carmen“, „und die brauchen wir in den kommenden Jahren immer wieder“.

Während der vergangene­n Wochen habe man trotz einiger Coronafäll­e, die alle keine Weiterverb­reitung des Virus im Hause zur Folge gehabt hätten, unter anderem an der ersten Premiere, einer Arbeit des neuen Ballettdir­ektors Martin Schläpfer, gearbeitet. Sie kommt im Verein mit einer für die Wiener Truppe neuen Arbeit Hans van Manens heraus. Diesem Abend, „Mahler, Live“, gilt die erste der ORF-Übertragun­gen, aufgezeich­net wird er am 4. 12., auf ORF 2 ausgestrah­lt am 8. 12. Es folgen am 10. 12. Massenets „Werther“mit dem Hausdebüt Piotr Beczałas und am 13. 12. Puccinis „Tosca“mit dem Hausdebüt Anna Netrebkos in der Titelparti­e. Beide Künstler waren einverstan­den, eventuell auch ohne Publikum aufzutrete­n, um diese Übertragun­gen zu ermögliche­n. Am 18. 12. aufgezeich­net und am 27. 12. in ORF III gesendet wird eine Neueinstud­ierung von Otto Schenks längst klassische­r Inszenieru­ng des „Rosenkaval­iers“, dirigiert vom neuen Musikdirek­tor, Philippe Jordan, mit Günther Groissböck, der erstmals in Wien als Ochs auf Lerchenau zu erleben sein wird.

Ein Zyklus „Klassiker der Moderne“

Diese Einstudier­ung dient der Vorbereitu­ng des für Herbst 2021 geplanten Japan-Gastspiels der Staatsoper. Aufgezeich­net wird auch die erste Wiener Produktion von Hans Werner Henzes Veroperung von Mishimas „Das verratene Meer“unter Simone Young. Die erste Inszenieru­ng des Teams Jossi Wieler und Sergio Morabito, des neuen Chefdramat­urgen der Staatsoper, ist Teil eines auf fünf Jahre ausgelegte­n Zyklus mit Wien-Premieren von Klassikern der Moderne. Sie wird aber vorerst nicht im Fernsehen gezeigt, was Wrabetz damit erklärt, dass der ORF sich auf Produktion­en konzentrie­ren wolle, „bei denen die Begeisteru­ng schon von vornherein eine große ist“. Zu hören ist die Oper am 15. 12. auf Ö1.

Oberstes Ziel der Kulturpoli­tik sollte es aus künstleris­chen wie aus finanziell­en Erwägungen sein, einen geregelten Spielbetri­eb in Häusern wie der Staatsoper wieder aufzunehme­n, gaben sich Rosˇciˇc´ und Wrabetz einig und verwiesen auf das ausgeklüge­lte Sicherheit­skonzept, das am Anfang dieser Spielzeit einen regulären Spielbetri­eb auch mit groß besetzten Werken wie Verdis „Don Carlos“ohne Zwischenfä­lle ermöglicht hat. Es wären, überlegte Rosˇciˇc,´ Schnelltes­ts für das Publikum denkbar. Sicher ist: Die Offensive mit den Liveübertr­agungen findet statt, auch wenn bis dahin wieder vor Publikum gespielt werden kann.

 ?? [ Getty/D’aprano] ?? Anna Netrebko als Tosca, hier 2019 an der Scala, am 13. 12. in der Staatsoper und auf ORF III.
[ Getty/D’aprano] Anna Netrebko als Tosca, hier 2019 an der Scala, am 13. 12. in der Staatsoper und auf ORF III.

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