Jeder Schritt zählt
Das
Kind hat jetzt eine Schrittzähler-App auf dem Handy, weil es eine Art Sporttagebuch führen soll. Mit der App kann es, auch wenn wir gerade keine Zeit für Dauerlauf, Circletraining oder Völkerball haben, zumindest seine absolvierten Schritte dokumentieren.
Natürlich habe ich mir auch gleich so ein Schrittzähl-Ding heruntergeladen, vor allem, um zu schauen, wie viele Meter ich zurücklege, wenn ich zwischen Home-Office (Wohnzimmer) und Homeschoolklasse (Kinderzimmer) gefühlt an die 2000 Mal pro Tag hin und her pendle – um Jause zu bringen, um Materialien für Werken hervorzuzaubern. Oder bei technischen Fragen. So durfte ich die Erfahrung machen, dass das Einfügen von Fotos in Word-Dokumente (ist das schon jemandem ohne Fluchen gelungen?) auch keine meiner Inselbegabungen (schönes Wort, nicht?) ist. Jedenfalls hat mich der Schrittzähler am Tag eins gleich ermahnt, dass heute „kein Sofatag“sei (eh nicht!). Meine erste Aufgabe (3000 Schritte) war ganz gut machbar, tags darauf kam das Tagesziel: „Kurze Wanderung, 2,5 km.“Jetzt ist das eine Distanz, die durchaus machbar ist – wenn allerdings das Kind bis 15.30 Uhr Videounterricht hat und man selbst sogar etwas länger arbeiten sollte, kann man halt erst in der Dämmerung loswandern. Weshalb man es nur in die 1050 Wien-Nachbarschaft, jetzt kein klassisches Wanderausflugsziel, schafft.
Leider vergisst die App über Nacht nicht, dass das Pensum vom Vortag nicht zu Ende gewandert wurde. Ehe die neue Aufgabe angezeigt wird, muss man also erst die Vortagesschritte schaffen. Sprich: Geht man nicht dauernd, stauen sich da schnell irrsinnig viele Schritte auf. Die letzten Meter der 2,5 Kilometer habe ich übrigens beim Auf- und Abgehen während des Zähneputzens geschafft, was die App mit einem schlichten „Gut!“kommentierte. Gut! Jetzt könnten Sie natürlich sagen, dass ich mich von einer nervigen App nicht so diktieren lassen muss. Aber wissen Sie was? Diese Kolumne schreibt sich halt auch nicht von selbst. In diesem Sinne: Durchhalten! Diese letzten Homeschooling-(Kilo-)Meter schaffen wir auch noch.