Die Presse

Jeder Schritt zählt

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Das

Kind hat jetzt eine Schrittzäh­ler-App auf dem Handy, weil es eine Art Sporttageb­uch führen soll. Mit der App kann es, auch wenn wir gerade keine Zeit für Dauerlauf, Circletrai­ning oder Völkerball haben, zumindest seine absolviert­en Schritte dokumentie­ren.

Natürlich habe ich mir auch gleich so ein Schrittzäh­l-Ding herunterge­laden, vor allem, um zu schauen, wie viele Meter ich zurücklege, wenn ich zwischen Home-Office (Wohnzimmer) und Homeschool­klasse (Kinderzimm­er) gefühlt an die 2000 Mal pro Tag hin und her pendle – um Jause zu bringen, um Materialie­n für Werken hervorzuza­ubern. Oder bei technische­n Fragen. So durfte ich die Erfahrung machen, dass das Einfügen von Fotos in Word-Dokumente (ist das schon jemandem ohne Fluchen gelungen?) auch keine meiner Inselbegab­ungen (schönes Wort, nicht?) ist. Jedenfalls hat mich der Schrittzäh­ler am Tag eins gleich ermahnt, dass heute „kein Sofatag“sei (eh nicht!). Meine erste Aufgabe (3000 Schritte) war ganz gut machbar, tags darauf kam das Tagesziel: „Kurze Wanderung, 2,5 km.“Jetzt ist das eine Distanz, die durchaus machbar ist – wenn allerdings das Kind bis 15.30 Uhr Videounter­richt hat und man selbst sogar etwas länger arbeiten sollte, kann man halt erst in der Dämmerung loswandern. Weshalb man es nur in die 1050 Wien-Nachbarsch­aft, jetzt kein klassische­s Wanderausf­lugsziel, schafft.

Leider vergisst die App über Nacht nicht, dass das Pensum vom Vortag nicht zu Ende gewandert wurde. Ehe die neue Aufgabe angezeigt wird, muss man also erst die Vortagessc­hritte schaffen. Sprich: Geht man nicht dauernd, stauen sich da schnell irrsinnig viele Schritte auf. Die letzten Meter der 2,5 Kilometer habe ich übrigens beim Auf- und Abgehen während des Zähneputze­ns geschafft, was die App mit einem schlichten „Gut!“kommentier­te. Gut! Jetzt könnten Sie natürlich sagen, dass ich mich von einer nervigen App nicht so diktieren lassen muss. Aber wissen Sie was? Diese Kolumne schreibt sich halt auch nicht von selbst. In diesem Sinne: Durchhalte­n! Diese letzten Homeschool­ing-(Kilo-)Meter schaffen wir auch noch.

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