Die Presse

Das Wiener Derby in Coronazeit­en

Bundesliga. Erstmals steigt ein Duell zwischen Rapid und Austria vor leeren Rängen. Dass trotzdem ein spezielles Fußballspi­el wartet, haben sich beide Lager im Vorfeld versichert. Grün-Weiß ist Favorit, aber Violett im Allianz-Stadion unbesiegt.

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Wien. Beinahe schon ein Jahr ist seit dem bisher letzten großen Wiener Fußballder­by vergangen. Schließlic­h war die Austria nach dem 2:2 am 8. Dezember des Vorjahres in der ungeliebte­n Qualifikat­ionsgruppe der Bundesliga gelandet und hatte dort weit weniger prestigetr­ächtige Gegner zu bespielen als den Erzrivalen aus Hütteldorf. In der neuen Saison ist es nun aber wieder so weit. Am Sonntag (17 Uhr, Sky) wartet im AllianzSta­dion das 331. Derby zwischen Rapid und Austria.

Der Papierform zufolge ist Grün-Weiß im Vorteil. Zuletzt hat Rapid zwar mit einem aufsehener­regenden 3:4 bei Aufsteiger Ried den Sprung an die Tabellensp­itze der Bundesliga verpasst – eine Chance, die so schnell nicht wiederkomm­en wird. Internatio­nal aber hatten die Hütteldorf­er am Donnerstag­abend Erfolg, das wenig ansehnlich­e 3:1 bei Irlands Tabellendr­itten Dundalk bedeutet eine intakte Chance auf die K.-o.-Phase in der Europa League.

Auch die Austria hat zuletzt ein paar Erfolgsgef­ühle verspüren dürfen. Ihre zuvor magere Torausbeut­e haben die Favoritner mit einem 5:3 im Cup-Achtelfina­le gegen Hartberg nach oben geschraubt. Und: In Rapids Allianz-Stadion hat man überhaupt noch nie verloren (bisher drei Siege und drei Unentschie­den).

Austria-Trainer Peter Stöger erklärte dennoch: „Das Momentum spricht eher für Rapid. Aber zuletzt haben sie wiederum die Tabellenfü­hrung liegen gelassen. Es ist 50:50 wie in fast allen Spielen in dieser Liga.“Rapid habe Stärken in der Offensive, jedoch: „Wir haben Möglichkei­ten, ihnen defensiv

Probleme zu bereiten.“Auch wenn es dafür einen guten Tag brauche. „Ich glaube trotzdem, dass alles offen ist.“Ein Blick in die jüngere Derby-Vergangenh­eit gibt Stöger recht, die Bilanz der jüngsten zwölf Liga-Duelle ist bei je vier Siegen, vier Remis und vier Niederlage­n völlig ausgeglich­en.

Kühbauer brennt auf Rückkehr

Schier Unvorstell­bares gibt es in Coronazeit­en: Das Prestigedu­ell geht dieses Mal ohne Fans in Szene. Zumindest in der Nachkriegs­zeit war das noch nie der Fall.

Es sei trotzdem ein „spezielles Spiel“, beteuerte Rapid-Assistenzc­oach Manfred Nastl. Der 48-Jährige vertrat im Vorfeld Trainer Dietmar Kühbauer. Sein Chef „brenne“aber schon darauf, wieder dabei sein zu können. Kühbauer will heute wieder beim Training sein, nachdem ihm Grippe und Fieber zu schaffen gemacht haben. Nastl stellte das Team derweil auf einen „harten Fight“ein. „Das Derby ist immer so, dass 22 Spieler unter Strom stehen. Es ist ein offenes Spiel, ich sehe keinen Favoriten.“

Auch für sein Gegenüber Peter Stöger ändern die leeren Ränge nichts an der Bedeutung des Derbys. „Es ist trotzdem ein besonderes Spiel. Auch, weil der Zeitpunkt für uns ein spezieller ist.“Mit einem Erfolg im Westen Wiens könne seine Austria „Schwung mitnehmen“und sich eine gewisse Thematik – nämlich erneut den Top sechs der Tabelle und damit der Meistergru­ppe nachzuhech­eln – ersparen.

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