Die Presse

Forscher machen Datenubert­ragung zukunftsfi­t

Um Industriep­rozesse, aber auch ganze Städte smart zu machen, braucht es schnellere, sicherere Technologi­en zur Datenübert­ragung. Hier setzt die Forschungs­arbeit an zwei gerade eröffneten Christian-Doppler-Laboren in Wien und Graz an.

- VON MICHAEL LOIBNER

Internet der Dinge, Smart Home, autonomes Fahren – all das wird unser Leben in Zukunft wesentlich mitbestimm­en. Voraussetz­ung, dass diese Technologi­en funktionie­ren, ist eine sichere Datenübert­ragung. Dass es da durchaus noch offene Fragen gibt, zeigt sich daran, dass dieser Tage gleich zwei Christian-Doppler-(CD)-Labore eröffnet wurden, bei denen Forscher ergründen, wie man die Datenüberm­ittlung fit machen kann für diese Herausford­erungen.

An der TU Wien befasst sich im CD-Labor für Blockchain­technologi­en für das Internet der Dinge ein Team um Stefan Schulte vom Institut für Informatio­n Systems Engineerin­g mit dem Internet der Dinge. Wenn Geräte, Sensoren und Steuerelem­ente miteinande­r verbunden sind, warten sie nicht mehr geduldig darauf, dass ein Mensch vorbeikomm­t und ihnen etwas befiehlt. Vielmehr kommunizie­ren sie selbststän­dig miteinande­r. Idealerwei­se geschieht das mithilfe einer Blockchain, eines Systems, das zum einen darauf beruht, dass es auf eine zentrale Schaltstel­le verzichtet und jeder Vorgang direkt zwischen den beteiligte­n Geräten abgewickel­t wird. Zum anderen sind alle Schritte genau dokumentie­rt. Jede Manipulati­on würde zu Unstimmigk­eiten in der Kette führen. „Dabei treten jedoch zwei Probleme auf“, beschreibt Schulte die Forschungs­ansätze. „Erstens kann Blockchain­technologi­e auf verschiede­ne Arten umgesetzt werden. Es gibt unterschie­dliche Standards, die nicht miteinande­r kompatibel sind. Wir wollen erreichen, dass der Datenausta­usch zwischen unterschie­dlichen Systemen reibungslo­s funktionie­rt.“Zweitens, so der Experte, seien Blockchain­s äußerst ressourcen­intensiv. „Sie benötigen viel Rechenpowe­r, viel Energie und viel Speicherpl­atz.“BitcoinTra­nsaktionen, die ursprüngli­che Blockchain-Anwendung, verbrauche­n weltweit jährlich so viel Energie wie ganz Österreich. „Wir wollen Blockchain­s schlanker machen“, sagt Schulte. Industriel­le Vorgänge würden dann reibungslo­s auch über Systemgren­zen hinweg rasch und energiespa­rend funktionie­ren, und, so die Zukunftsvi­sion, es könnten sogar ganze smarte Städte entstehen.

Die Crux der kleinen Bauteile

An der TU Graz sieht man mögliche Probleme darin, dass Geräte wie Handys, Smartwatch­es und andere drahtlos vernetzte Geräten immer kompakter und die einzelnen Bauteile immer kleiner werden. Dies wirkt sich möglicherw­eise nachteilig auf die Funktional­ität aus – unter anderem auf die Qualität der Datenübert­ragung. „Bei mehreren Sendeeinhe­iten in unmittelba­rer Nähe könnte es zu unerwünsch­ten elektromag­netischen Wechselwir­kungen kommen“, sagt Wolfgang Bösch vom Institut für Hochfreque­nztechnik und Leiter des CD-Labors für technologi­e-basierende­s Design und Charakteri­sierung von elektronis­chen Komponente­n. Außerdem: „Die Halbleiter-Komponente­n in diesen Geräten sind schon gut erforscht, aber nur wenige haben sich Gedanken gemacht über die ,passiven‘ Bauteile und die V erbin dungs technologi­e auf Leiterplat­ten. Besonders bei höheren Frequenzen machen die ,passiven Strukturen‘ einen guten Teil der Kosten einer Platine aus, da die Technologi­en für die Halbleiter elemente in den vergangene­n Jahren weiterentw­ickelt und diese damit kostengüns­tiger wurden, die V erbin dungs technologi­e hingegen nicht im selben Ausmaß.“Ziel der Forscher ist es, alle Schlüssel parameter zu beschreibe­n und eine Methodolog­ie zu entwickeln, um sämtliche Bauteile besser, störungsfr­ei und billiger in die Leiterplat­ten zu integriere­n. Schwachste­llen sollen damit schon im Schaltungs­design umgangen werden.

Dafür werden alle passiven Komponente­n sowohl inder L eis tungs elektronik als auch im Mikrowelle­n frequenzbe­reich genau vermessen. „Normale Messtechni­k stößt hier an ihre Grenzen. Wir müssen hier grundlegen­d Neues entwickeln und herausfind­en, wie wir überhaupt messen können, was wir messen sollen“, spricht Bösch eines der Probleme in der Forschungs­arbeit an. Was den Experten außerdem Sorge macht, sind Komponente­n, die mehrere Funktionen gleichzeit­ig erfüllen, wie zum Beispiel Antennen, die auch als Filter fungieren. „Da wollen wir uns ansehen, wie sich diese bei höheren Frequenzen, etwa mit 5G, verhalten.“

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