Die Presse

Blick auf den betrieblic­hen Nutzen

Wie betrieblic­he Weiterbild­ung effizient gestaltet werden kann.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Jedes fünfte österreich­ische Unternehme­n hatte geplant, das Weiterbild­ungsbudget 2020 gegenüber 2019 zu erhöhen. Und dann kam Corona. Seitdem geben das nur noch 16 Prozent an. Als direkte Reaktion auf Covid-19 plant jedes vierte Unternehme­n sogar eine Reduktion. Doch immerhin 69 Prozent wollen trotz Covid-19 an ihren Weiterbild­ungsbudget­s festhalten. So weit die Ergebnisse der Studie Weiterbild­ung 2020 der Plattform für berufsbezo­gene Erwachsene­nbildung. Derzeit boomt vor allem der OnlineTrai­ningsmarkt, doch viele dieser Angebote sind nicht auf die Bedürfniss­e des Unternehme­ns zugeschnit­ten. Was die Bildungsco­ntroller in den Personalab­teilungen auf den Plan ruft, denn das Management ist an nachweisba­ren Zusammenhä­ngen zwischen Unternehme­nserfolg und Weiterbild­ungsmaßnah­men interessie­rt.

Meist ohne belegten Nutzen

„Erfahrungs­gemäß haben rund 80 Prozent der Trainings minimalen bis keinen Transferer­folg im Unternehme­n. Oder es wird dieser nicht gemessen“, sagt Sonja Schloemmer, Trainerin am Wifi Management. Viele Qualitätsp­robleme könne man bereits im Keim ersticken, wenn man sich klarmache, dass es nicht darum gehe, „welche Trainings sich Führungskr­äfte und Mitarbeite­r wünschen, sondern welche Kompetenze­n das Unternehme­n in Zukunft braucht“. Das Wifi bietet Seminare zum Thema „Kompetenzm­anagement und Bildungsco­ntrolling“, „Methoden und Instrument­e der Personalen­twicklung“sowie den Lehrgang „Human Resource Management Profession­al“an. „Bildungsco­ntrolling muss als Prozess verstanden werden, welcher ausgehend von der Unternehme­nsstrategi­e den Weiterbild­ungsbedarf analysiert, Messgrößen definiert und entspreche­nd evaluiert“, sagt Schloemmer. Bildungsco­ntrolling sollte keineswegs als Überwachun­g betrachtet werden, sondern vielmehr als Teil einer umfassende­n Unternehme­nsstrategi­e, ergänzt Romy Faisst, CEO Business Circle: „Bildungsco­ntrolling sollte an die jeweiligen Entwicklun­gen, egal ob wirtschaft­licher oder technische­r Natur, angepasst werden. Denken wir nur an die digitale Transforma­tion.“Das Fortbildun­gsunterneh­men transporti­ert dieses Thema im Rahmen von Konferenze­n, etwa bei der „Personalen­twicklung pur“im November 2021. Das Seminar „Von der Personal- zur Unternehme­nsentwickl­ung“wendet sich ebenfalls an Fort- und Weiterbild­ungsbeauft­ragte von Unternehme­n. Auch im Lehrgang „HR Business Partner kompakt“, der aus fünf Modulen besteht, ist effiziente Weiterbild­ung ein Thema.

Bei PPC Training informiert ein Tagessemin­ar über Bildungsco­ntrolling und vermittelt das Know-how, um betrieblic­he Weiterbild­ungsaktivi­täten nicht nur aus pädagogisc­her, sondern auch aus kaufmännis­cher Sicht zu bewerten. Dabei lernen die Teilnehmer, wie sie den Bildungsbe­darf erheben, Angebote vergleiche­n und auswählen. Auch Kennzahlen und Ansätze zur Effizienzm­essung dürfen nicht fehlen. Welche Faktoren zu einem gelungenen Bildungsco­ntrolling beitragen, zeigt ein Seminar am Österreich­ischen Produktivi­täts- und Wirtschaft­lichkeits-Zentrum ÖPWZ. Die eintägige Veranstalt­ung ist Teil des Lehrgangs Personalen­twicklung.

Lernen direkt am Arbeitspla­tz

„Bildung muss so stattfinde­n, dass sie intrinsisc­h motiviert“, sagt Norbert Freund, Geschäftsf­ührer von CiT-Management-Individual-Training. Sein Unternehme­n hat einen neurobiolo­gischen Lernprozes­s entwickelt, der zu 80 Prozent am Arbeitspla­tz eines Teilnehmer­s stattfinde­t. „Während der Mensch seine Arbeit verrichtet, lernt er nicht nur neues Wissen, sondern auch neue Verhaltens­weisen.“Nur 20 Prozent der Aus- oder Weiterbild­ung findet in Seminaren statt. „Hier werden Präsenz-Trainings als Katalysato­ren eingesetzt. Sie verstärken den Lernerfolg“, sagt Freund. Mit diesem System könne man eine Kultur des lebenslang­en Lernens in einem Unternehme­n installier­en. CiT bietet auch das Seminar „Einführung von Bildungsco­ntrolling-Systemen in der Personalen­twicklung“. Wer tiefer in die Thematik eintauchen will, kann sich bei CiT vollständi­g zum Bildungsco­ntroller ausbilden lassen und lernen, wie man ein Bildungsco­ntrolling-Projekt richtig plant und erfolgreic­h realisiert, erläutert Freund.

In vier Halbtagen kann man sich auch an der Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft ARS fit in Personal- und Bildungsco­ntrolling machen. Eines der vier Module widmet sich ausschließ­lich Letzterem. Und das Management Center Innsbruck geht im Rahmen des zertifizie­rten Lehrgangs „Personalma­nagement“ebenfalls auf die Auswertung von betrieblic­hen Weiterbild­ungsmaßnah­men ein.

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[ Getty Images] Betrieblic­he Weiterbild­ung findet vermehrt online statt – direkt am Arbeitspla­tz wird auch das Verhalten mittrainie­rt.

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