Die Presse

Der Föderalism­us regiert bei den Massentest­s

Corona. Die Bundesländ­er setzen auf unterschie­dliche organisato­rische Lösungen bei der Abwicklung. Ob es eine Wiederholu­ng geben wird, ist noch unklar: Damit stößt man an Grenzen der Verfügbark­eit und Logistik.

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Wien. Während in der Salzburger Gemeinde Annaberg der erste Versuchsba­llon bereits gestartet wurde, wartet alles gespannt auf den Beginn der Massentest­s am Freitag in den Bundesländ­ern Wien, Tirol und Vorarlberg. Alle anderen Länder folgen in der Woche darauf. Klar ist jetzt schon: So uneinheitl­ich wie die Termine ist auch die organisato­rische Abwicklung der Tests. Zwar ist das Bundesheer mit der Organisati­on beauftragt worden, die Länder haben aber die Oberhoheit bei der Abwicklung und jeweils ihre eigenen Lösungen konzipiert.

Das beginnt schon bei der Anmeldung. Eigentlich sollte ja eine eigene Software entwickelt werden, um eine österreich­weit einheitlic­he Online-Anmeldung zu ermögliche­n. Die Software gibt es tatsächlic­h – sie wird aber nicht von allen Bundesländ­ern eingesetzt. Vorarlberg und Niederöste­rreich setzen auf eigene IT-Lösungen, in Tirol ist in den meisten Gemeinden überhaupt keine Anmeldung notwendig. In Vorarlberg ist eine Anmeldung bereits seit Montag möglich, bis Dienstagmi­ttag waren 43.000 Terminvere­inbarungen registrier­t. Wien dagegen setzt für seine drei Testzentre­n auf die IT-Lösung des Bundes: Ab Mittwoch, 2. Dezember, 0.00 Uhr, kann man sich anmelden.

Auch Kärnten setzt auf die Bundes-ITLösung – allerdings mit einiger Vorsicht: Sollte diese nicht funktionie­ren, sei man in der Lage, die Anmeldung auch analog abzuwickel­n. Nochmals komplizier­ter ist es in Niederöste­rreich: Dort werden die Tests regional organisier­t, es gibt unterschie­dliche Lösungen in einzelnen Gemeinden. Andere Bundesländ­er sind mit ihren Planungen überhaupt noch nicht so weit: In Oberösterr­eich, der Steiermark und dem Burgenland wird es erst in den nächsten Tagen nähere Informatio­nen geben. Unterschie­dlich wird auch sein, was bei einem positiven Testergebn­is passiert. In Wien wartet man im Testzentru­m das Ergebnis ab und wird im Fall des Falles gleich per PCR-Test nachgetest­et. In anderen Bundesländ­ern erfährt man per SMS von einem positiven Ergebnis. Wobei noch nicht klar ist, ob auch in allen Bundesländ­ern nachgetest­et wird.

Beim Bundesheer sind inzwischen 1,6 Millionen Tests eingetroff­en und werden an die Bundesländ­er verteilt – vorrangig an jene, die bereits am Wochenende starten. Die Dienste des Militärs werden von den einzelnen Bundesländ­ern in unterschie­dlichem Ausmaß in Anspruch genommen: Vorarlberg bezieht nur die Tests, während Wien die gesamte organisato­rische Abwicklung in die Hände des Bundesheer­es gelegt hat. „Wir haben ein Susi-Sorglos-Paket geschnürt, jedes Bundesland sucht sich das aus, was es braucht“, sagt dazu Heeres-Sprecher Michael Bauer. Das Bundesheer sieht er für die organisato­rische Aufgabe gut gerüstet: „Es wird für uns kein Spaziergan­g, aber auch keine Himalaya-Besteigung.“

Zwei bis drei Mal testen?

Ob und in welcher Form die Massentest­s – wie von Experten empfohlen – wiederholt werden, ist noch nicht klar. „In der Theorie wäre es perfekt, die ganze Bevölkerun­g zwei oder drei Mal zu testen“, sagt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP). Allerdings stoße man hier an Grenzen der Verfügbark­eit und Logistik. Insofern müsse man das tun, was praktisch machbar sei.

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