Die Presse

Den Gemeinden geht das Geld aus

Finanzkris­e. 2,5 Milliarden fehlen den Gemeinden, weil Steuereinn­ahmen ausblieben. Ohne Geld vom Bund könnten rund 8000 Gemeindebe­dienstete ihren Job verlieren.

- VON JULIA WENZEL

Wien. Viele der 2095 heimischen Kommunen stehen infolge der Coronakris­e finanziell mittlerwei­le mit dem Rücken zur Wand. Weil sich deren Finanzen aus Grundund Kommunalst­euern sowie einem Anteil des gesamten Steueraufk­ommens speisen, das viel geringer ist als sonst, wird das Geld nun vielerorts knapp. Und damit jenes, das Kindergärt­en, Müllabfuhr­en oder die hiesige Feuerwehr dringend brauchen.

Insbesonde­re der Einbruch der Kommunalst­euer infolge der hohen Arbeitslos­igkeit und der Kurzarbeit, sowie die fehlende Fremdenver­kehrsabgab­e sind Grund dafür. Letztere wird sich halbieren, schätzen Experten.

Die Städte hätten bisher „hervorrage­nd funktionie­rt“, vor allem die Dienstleis­tungen im Gesundheit­s- und Pflegebere­ich „wo Unmenschli­ches geleistet wird“, lobte Thomas Weninger, Generalsek­retär des Städtebund­s, am Dienstag im Rahmen einer Pressekonf­erenz die Bewältigun­g der Pandemie auf Gemeindeeb­ene. Doch um die Leistungen, etwa im Bildungs(Schulen, Kindergärt­en) und Versorgung­sbereich (Feuerwehr, Vereine, Müllabfuhr), auch künftig aufrechter­halten zu können, „brauchen wir Geld“.

Mit dem Kommunalin­vestitions­paket (KIP) hat die Bundesregi­erung im Juni bereits eine Milliarde Euro für die Gemeinden auf den Weg gebracht. Doch das ist in deren Augen nicht genug: Mit einem einstimmig­en Beschluss fordert der Städtebund, mit Wiens Bürgermeis­ter, Michael Ludwig, als Präsident an der Spitze, nun insgesamt 2,5 Mrd. Euro. Als Ersatz für die entfallene Kommunalst­euer seien 1,5 Mrd. notwendig, eine weitere Milliarde benötige man als „echte Milliarde für kommunale Investitio­nen“, argumentie­rt Weninger. Sonst würden sich bis 2022 zwei Drittel der Kommunen (rund 1260) in Abgangsgem­einden (jene mit negativem Haushalt) verwandeln.

Fusionen und mehr Kredite

Prognosen, die das Zentrum für Verwaltung­sforschung (KDZ) am Dienstag bestätigte. Ohne Unterstütz­ung müssten die Gemeinden bis zu zehn Prozent ihres Personals und damit rund 8000 Gemeindebe­dienstete einsparen, sagt KDZ-Expertin Karoline Mitterer. Weil aber ein großer Teil (rund 30 Prozent aller Beschäftig­ten) im Bildungsbe­reich tätig sei, habe das direkte Auswirkung­en auf Kindergärt­en oder Schulen. Auch Museen, Bäder oder Sporthalle­n müssten dann vielerorts schließen. Die Experten bestätigen damit die Forderung nach 2,5 Mrd. Euro.

Die Kommunen aber müssten auch selbst tätig werden, betonte KDZ-Geschäftsf­ührer Peter Biwald. Kredite, Gemeinde-Kooperatio­nen oder -Fusionen böten „eine Vielzahl an Möglichkei­ten“.

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