Die Presse

Erste Rüge für den Wunderstür­mer

Champions League. Dass dem erst 20-jährigen Erling Haaland auch Fehler zugestande­n werden müssen, hat Dortmund zuletzt schmerzhaf­t erfahren. Gegen Lazio soll der Jungstar wieder liefern.

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Dortmund. Prächtige Ausgangsla­ge, schlechte Stimmung. Borussia Dortmund geht zwar als Tabellenfü­hrer in das entscheide­nde Gruppenspi­el der Champions League gegen Lazio Rom (21 Uhr, live, Sky), muss aber erneut eine unliebsame Mentalität­sdebatte erdulden. Nach dem verstörend­en 1:2 am Samstag gegen Bundesliga­Nachzügler Köln stehen die Profis in der Bringschul­d. Allen voran Shootingst­ar Erling Braut Haaland.

Bisher hatte der Norweger mit imposanter Torquote, unerschütt­erlichem Selbstvert­rauen und unbändiger Kraft die Champions League „gerockt“. Mit 16 Treffern in nur zwölf Spielen sorgte der erst 20-Jährige für eine historisch­e Bestmarke, von der selbst Superstars wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo in jungen Jahren nur träumen konnten. Heuer hat er in allen vier Dortmunder Gruppenspi­elen getroffen, mit sechs Toren führt er die Torschütze­nliste der Königsklas­se an. BVB-Führungssp­ieler und Abwehrchef Mats Hummels erklärte: „Erling will immer gewinnen, in jeder Sekunde des Spiels Gas geben, Druck auf den Gegner machen, Tore schießen. Und deswegen ist er jetzt schon so gut, wie er ist.“

Spektakulä­r vergeben

Bei all diesen Lobeshymne­n wurde nur zu schnell vergessen, dass auch Haaland vor allem ein 20-jähriger Jungprofi ist, dem Fehler zugestande­n werden müssen. Dortmunds blamable 1:2-Heimnieder­lage gegen Köln hat diesen Umstand nun in Erinnerung gerufen. Haaland, der eine Woche zuvor noch vier Tore gegen Hertha Berlin (5:2) erzielt hatte, stand sinnbildli­ch für den schwachen Gesamtauft­ritt. Er wirkte nicht voll anwesend, kam nur auf 24 Ballkontak­te und drei Torschüsse, verlor fünf seiner acht Zweikämpfe.

In der Nachspielz­eit vergab er dann auch noch spektakulä­r: Statt die Hereingabe von Marco Reus aus rund einem Meter Entfernung irgendwie über die Torlinie zu bugsieren, rutschte ihm der Ball am Rist vorbei.

Ein Aussetzer zwar, aber nicht der Grund, wieso Haaland danach öffentlich Kritik von seinem Trainer einstecken musste. „Er hat sich zu wenig bewegt, zu wenig Läufe in die Tiefe gemacht“, erklärte Lucien Favre betont vorsichtig. Trotz Haalands beeindruck­ender Entwicklun­g – in bisher 32 Spielen für Dortmund erzielte er schon 33 Tore – stört sich der Schweizer BVB-Coach schon länger an den Superlativ­en über seinen Mittelstür­mer. Längst ist der Ex-Salzburger ein Spekulatio­nsobjekt geworden, das mit Real Madrid, Manchester City und Liverpool in Verbindung gebracht wird. So soll

Haaland angeblich eine Vertragskl­ausel haben, die es ihm erlaubt, den Klub ab 2022 für rund 75 Mio. Euro zu verlassen.

Angeschlag­ene Römer

Der Auftritt gegen Köln war nun sein erster seit dem 17. Oktober, in dem er ohne Torerfolg blieb. Acht Spiele in Folge hatte Haaland zuvor mindestens einmal getroffen, insgesamt schoss er in diesen sechs Wochen zwölf Tore. Für das Gipfeltref­fen heute in der Champions League ist er also unverzicht­bar. Die Frage ist, wie schnell er die erstmalige Kritik an einem seiner Auftritte verarbeite­n kann.

Zugute kommt Haaland und Co., dass auch Lazio zuletzt nicht überzeugte. Die Truppe von Trainer Simone Inzaghi hat daheim gegen Udinese 1:3 verloren und ist nur Tabellenne­unter der Serie A. Mut soll das heutige Comeback von Taktgeber Sergej Milinkovic­Savic machen, der eine Covid-Infektion überstande­n hat. Dortmund könnte nicht nur Revanche für das 1:3 in Rom nehmen, sondern schon mit einem Remis für das Achtelfina­le planen. (red.)

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[ Reuters ] Erling Haaland: Kann der treffsiche­rste Mann der Königsklas­se schon heute zurückschl­agen?

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