„Ohne Überrollbügel hätte Grosjean nicht überlebt“
Formel 1. Gerhard Berger hatte 1989 in Imola auch einen Feuerunfall wie Romain Grosjean in Bahrain. Der Tiroler, 61, spricht über Aufprall, Verhalten, Wunden und lobt FIA-Präsident Jean Todt für seinen Einsatz in der Halo-Installation.
Wörgl/Wien. Natürlich hat Gerhard Berger den Feuerunfall des Franzosen Romain Grosjean in Bahrain auch gesehen. Der ehemalige Formel-1-Fahrer, der von 1984 bis 1997 in 210 Grands Prix unterwegs gewesen ist, fühlte sich sofort an eigene Erlebnisse erinnert. An seinen Feuerunfall 1989 in Imola, viele heftige Crashs anderer Piloten – und zig Diskussionen über Sicherheit, Vorkehrungen und die Proteste, die Puristen immer anmelden, wenn es um Innovation geht.
Im Rückspiegel bleibt nur eine Erkenntnis: „Grosjean hätte diesen Unfall früher nicht überlebt. Weil die Leitplanke aufgemacht hat, ohne das Halo-System wäre er mit dem Kopf dort hängen geblieben. Und das Feuer? Das ist die zweite Geschichte.“
„Hände weg vom Lenkrad!“
Grosjean, 34, befindet sich auf dem Weg der Besserung. Den zweiten GP von Bahrain am Sonntag wird er jedoch verpassen, dafür sind die Verbrennungen (zweiten Grades) auf beiden Handrücken zu stark. Der Brasilianer Pietro Fittipaldi, 24, übernimmt für ihn. Berger meint, dass diese Rückkehr wohl auch zu früh wäre. Etwas Zeit müsse vergehen, um das Geschehene mental verarbeitet zu haben, „bis die körperlichen Wunden geheilt sind. Weil dann willst du sofort wieder fahren.“Fehle dieser Wunsch, müsse man aufhören.
Bei Niki Lauda dauerte es 1976 42 Tage, Jos Verstappen (1994) brauchte 2 Wochen – Berger einen Monat nach dem Unfall in der TamburelloKurve. Mit 280 km/h war der Ferrari 1989 im sechsten Gang eingeschlagen. „Mir war sofort klar, das geht sich nicht mehr aus, das wird heftig. Ich nahm nur noch die Hände vom Lenkrad“, erzählt Berger der „Presse“, sonst wären beide Handgelenke beim Aufprall gebrochen und das Aussteigen unmöglich gewesen.
Beim Anblick der Unfallbilder von Bahrain war Berger froh, dass sich FIA-Präsident Jean Todt 2017 gegen Kritiker und Nörgler durchgesetzt hat mit der verpflichtenden
Installation des Halo-System nach dem Unfalltod von Jules Bianchi (2015). All die Widerstände, sie blieben dem Gewinner von zehn F1-Rennen immer ein Rätsel.
„Das Feuer vergisst du nicht“
Ob er Parallelen sieht zu Bahrain 2020? Berger war 30 Sekunden im brennenden Rennwagen gesessen, Grosjean 27. „Das Feuer war spektakulär, da willst wirklich nicht lange drin sitzen. Und, das vergisst man nicht so leicht“, sagt der Tiroler, der in Wörgl seine Spedition lenkt und auch die Zukunft der DTM in die richtigen Bahnen lenken will. Nur über die Wucht des Einschlages könne er nichts berichten. „Ich war da nur noch Passagier!“Der des Haas-Piloten hingegen dokumentiert, wie wichtig Überrollbügel und Monocoque in diesem Moment waren: Es wurden 53 G gemessen.
Ob Grosjean beim Saisonfinale in Abu Dhabi dabei sein wird in zwei Wochen, bleibt unklar. Fix ist nur, dass er sein Cockpit schon vor dem Crash verloren hatte. Das USTeam bestätigte am Mittwoch den Russen Nikita Masepin, 21, als ersten neuen Fahrer. Zweiter Pilot wird Mick Schumacher, 21, der Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher. Das pfeifen längst die Spatzen von den Dächern, nur die offizielle Bestätigung fehlt noch.
Weltmeister hat Coronavirus
Nicht nur Grosjean, auch der Seriensieger und siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton wid den zweiten Bahrain-GP am Sonntag verpassen. Denn der Brite, 35, lieferte einen positiven Covid-19-Test ab. „Ich bin am Boden zerstört, weil ich am Wochenende nicht das Rennen fahren kann“, schrieb er auf Instagram. „Ich habe mich sofort für zehn Tage in Selbstisolation begeben. Bleibt positiv.“
Laut Mercedes-Pressechef Bradley Lord habe Hamilton nur „milde Symptome“. Wie und wo die Ansteckung erfolgt ist, sei nicht nachvollziehbar. Am Rennort werde man alle fünf Tage getestet, für das erste Rennen waren alle Tests des Teams negativ gewesen.