Das Klima und die Planwirtschaft
Die Klimadiskussion braucht ein bisschen mehr Realismus.
Jetzt wird es sogar der deutschen Bundeskanzlerin zu bunt: Angela Merkel hat das Europäische Parlament zu Wochenbeginn zu „Augenmaß“in Sachen Klimaschutz aufgefordert. Die Parlamentarier mögen „ambitioniert, aber realistisch“vorgehen, hat die Kanzlerin postuliert.
Der Grund des Merkel’schen Ärgers: Demnächst werden die Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft über den Vorschlag der Kommission beraten, die CO2-Emissionen der Mitgliedsländer bis 2030 auf 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken (statt, wie bisher vorgesehen, um 40 Prozent).
Ein, sagen wir, sehr, sehr ambitioniertes Ziel. Den Parlamentariern ist das aber zu wenig, sie wollen eine Reduktion um 60, einige sogar um 65 Prozent. „Schneller, höher, weiter“ist zwar ein schönes Motto im Sport, dort, wo gesamtwirtschaftliche Interessen im Spiel sind, aber ein gefährliches.
Tatsächlich fürchtet Merkel, dass solche völlig unrealistischen Traumziele die Industrie vor eine „nicht bewältigbare Transformation“stellen und „zu viel Ordnungspolitik“erfordern würden.
Die Gefahr, dass da eine wohlstandsvernichtende Öko-Planwirtschaft entsteht, ist tatsächlich sehr real. Neulich haben ja deutsche Grüne bei der Diskussion um ihr Grundsatzprogramm durchblicken lassen, wie sie sich so etwas vorstellen könnten. Ein Highlight: Man schreibt der deutschen Stahlindustrie umgehend vor, dass sie ihren Stahl CO2neutral erzeugen muss. Dass der Stahl dann preislich nicht mehr konkurrenzfähig wäre, ist kein Problem: Dann verpflichtet man halt die deutsche Autoindustrie, ausschließlich diesen teuren Stahl zu verwenden. Damit die nicht abwandert, subventioniert man sie eben.
Wie einfach doch die Welt ist, nicht? Wir machen aus der ganzen Wirtschaft eine Art zentralgesteuertes Agrarsystem! Funktioniert dort doch auch so gut, oder?
Im Ernst: Klimaschutz ist sehr wichtig, aber man muss auf dem Boden bleiben. Ein europäisches Verarmungsprogramm, bei dem sich die amerikanische und chinesische Konkurrenz einen Ast lacht, werden die Menschen auf Dauer nämlich nicht mittragen.