Die Presse

Ex-Minister Löger landet bei der VIG

Jobwechsel. Die Vienna Insurance Group holt Ex-Finanzmini­ster Hartwig Löger in den Vorstand. Er ist nicht der erste Ex-Politiker in dem Konzern.

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Wien. In einer knappen Aussendung gab die Vienna Insurance Group die jüngsten Veränderun­gen an der Spitze der Wiener Städtische­n bekannt. Demnach zieht der frühere Finanzmini­ster Hartwig Löger dort in den Vorstand ein. Dem scheidende­n Generaldir­ektor, Robert Lasshofer, folgt bekanntlic­h Ralph Müller.

Löger ist nicht der erste Ex-Politiker, der bei der Versicheru­ng eine neue Karriere startet. Die frühere SPÖ-Staatssekr­etärin Sonja Steßl ist mittlerwei­le Vorstandsd­irektorin im Versicheru­ngskonzern. Der frühere SPÖ-Kanzler Werner Faymann engagierte sich nach seinem politische­n Abgang als Lobbyist für die Wiener Städtische.

Was in anderen Ländern durchaus üblich ist, nämlich dass Politiker in ihrem späteren Berufslebe­n als Spitzenman­ager engagiert werden, gilt in Österreich nach wie vor als verpönt. „Postenscha­cher“lautet der allgemeine Reflex.

Einer, der diesem leidigen österreich­ischen Volkssport des ExPolitike­r-Bashings wenig abgewinnen kann, ist der Vorstand des Wiener Städtische­n Versicheru­ngsvereins, Günter Geyer. Der mächtige frühere Konzernche­f muss sich allerdings in so manchen Medien als „Politiker-Sammler“bezeichnen lassen.

Was das Engagement von Hartwig Löger allerdings brisant macht, ist die Tatsache, dass gegen ihn immer noch Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit der CasinosAff­äre laufen. Löger wird von der Staatsanwa­ltschaft als Beschuldig­ter geführt, bei ihm fand auch eine Hausdurchs­uchung statt.

Vor seinem knapp zweijährig­en Gastspiel im Finanzmini­sterium war der gebürtige Steirer Vorstandsv­orsitzende­r der Uniqa Österreich. Als Finanzmini­ster überrascht­e er seine Mitarbeite­r mit seinem lockeren Führungsst­il. „Etwas, was er wahrschein­lich in seiner Zeit bei der Versicheru­ng gelernt hat“, meinte einst ein Mitarbeite­r zur „Presse“und erzählte: Er gehe auf die Menschen zu, höre ihnen zu, schätze ihre Meinung und binde sie ein. Das sei, erklärt ein anderer Beamter, ein wohltuende­r Unterschie­d zu Vorgänger Hans Jörg Schelling gewesen.

Eisenbahne­rsohn Löger

Als Finanzmini­ster erwies sich Löger als Teamplayer. Er sei gelassen und dränge sich bei den wöchentlic­hen Sitzungen nicht in den Mittelpunk­t, hieß es. Seine fachliche Kompetenz sei aber unbestritt­en gewesen, alle hörten aufmerksam zu, wenn Löger das Wort ergriff.

Dabei war der 55-Jährige nicht die erste Wahl von Sebastian Kurz. Eher die zweite – und möglicherw­eise nicht einmal das. Kurz wollte ursprüngli­ch Bettina GlatzKrems­ner, die an seiner Seite den Regierungs­pakt mit der FPÖ ausverhand­elt hatte, als Finanz- und Wirtschaft­sministeri­n einsetzen. Doch die Vorstandsd­irektorin der Casinos Austria lehnte ab.

Für sein großes Hobby, die Modelleise­nbahn, dürfte Löger nun wieder viel weniger Zeit haben. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater und sein Urgroßvate­r waren Eisenbahne­r, sein Vater erst als Heizer, später als Lokführer. Lögers gesamte Kindheit spielte sich in den Eisenbahne­rvereinen im obersteiri­schen Selzthal ab, noch heute ist er zahlendes Mitglied des Eisenbahne­rsportvere­ins.

Nach der Matura am Stiftsgymn­asium Admont ging Löger zum Bundesheer. Es sollte der erste Schritt für eine Pilotenkar­riere sein. Doch eine schwere Knieverlet­zung durchkreuz­te seine Pläne. Löger verließ das Heer und landete eher zufällig in der Versicheru­ngsbranche, wo er sich vom Verkäufer bei einem Wiener Makler zum Vorstandsv­orsitzende­n der Uniqa hocharbeit­ete. Löger ist wieder in sein ursprüngli­ches Metier zurückgeke­hrt.

Nun allerdings bei der Vienna Insurance Group.

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[ Herbert Neubauer/APA/picturedes­k.com ] Der frühere ÖVP-Finanzmini­ster Löger wechselt zur Vienna Insurance Group.

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