Die Presse

Der billigste und der sauberste Weg, sein Haus zu wärmen

Heizen. Schleppend­er Abschied vom Ölkessel: Wie lang rechnet es sich noch, fossil zu heizen?

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Die Tage der Öl- und Gasheizung­en sind gezählt. Ab dem kommenden Jahr darf kein Ölkessel mehr eingebaut werden, drei Jahre später auch keine neue Gasheizung mehr. Ab 2025 müssen Ölkessel, die älter sind als 25 Jahre, hinaus. Bis 2035 sollen alle 626.000 Ölheizunge­n Platz machen für erneuerbar­e Alternativ­en. So weit der Plan der türkis-grünen Regierung. Im heurigen Jahr war von der grünen Heizungswe­nde aber noch nicht viel zu sehen.

Weniger als 20.000 Haushalte haben den „Raus aus dem Öl“-Bonus des Bundes in Anspruch genommen. Damit wurden nur unwesentli­ch mehr Heizölkess­el getauscht als in den Jahren zuvor. Für die letzten 30 Tage des Jahres stehen damit noch 56,4 Millionen Euro an ungenützte­n Fördermitt­eln für den Umstieg von fossilen auf klimaschon­endere Heizungssy­steme zur Verfügung.

Erdgas ist die billigste Variante

Dass der Abschied vom Öl etwas schleppend­er gestartet ist als erwartet, ist auch eine Folge des internatio­nalen Ölpreis-Sturzes. Für ökonomisch denkende Menschen war 2020 der denkbar schlechtes­te Moment, um sich von einer bestehende­n Ölheizung zu trennen. Der Preis für Heizöl sank um ein Viertel. Wer also bereits eine Ölheizung hatte, heizte damit so billig wie seit vielen Jahren nicht, so das Ergebnis des Heizkosten­vergleichs der Energieage­ntur.

Und das sind in Österreich gar nicht so wenige. Über 600.000 Haushalte heizen mit Öl, weitere 913.000 Haushalte mit Erdgas. In Summe sind damit mehr als 40 Prozent aller installier­ten Heizungen im Land fossil. Aus Sicht der Umweltschu­tzes ist das ein Problem. Aus Sicht der Hausbesitz­er (noch) nicht. Für den Heizkosten­vergleich stellt die Energieage­ntur die Vollkosten der unterschie­dlichen Heizungsar­ten gegenüber. Neben den reinen Energiekos­ten werden also auch die Aufwendung­en für Anschaffun­g, Wartung und Instandhal­ten miteinbezo­gen.

Im Neubau bleiben Erdgasheiz­ungen wegen der niedrigen Investitio­nskosten die billigste Variante (siehe Grafik), gefolgt von Fernwärme und Luftwärmep­umpen. In thermisch sanierten Einfamilie­nhäusern gibt es auch keine günstigere Alternativ­e zu Gas. Und in unsanierte­n Häusern ist Scheitholz vor Gas und Erdöl die billigste Variante. Diese Rechnung stimmt allerdings nur unter zwei Bedingunge­n: Die Ölpreise bleiben so historisch niedrig wie heute und öffentlich­e Förderunge­n werden nicht mitgerechn­et. Inklusive „Raus aus dem Öl“-Bonus schließt die Wärmepumpe in sanierten Häusern fast zur Gasheizung auf. In unsanierte­n Gebäuden ziehen Wärmepumpe­n und Pelletssys­teme an Öl- und Gasheizung­en vorbei.

Emissionen und Kosten senken

Das Ende der Ölkessel ist politisch besiegelt. Wie streng das Aus bei Gasheizung­en ausfallen wird, ist hingegen noch offen. Die Branche wehrt sich gegen ein Verbot und argumentie­rt, dass damit auch der kostengüns­tige Umstieg auf grünes Gas verhindert werde und das milliarden­schwere Leitungsne­tz entwertet würde. Peter Traupmann, Chef der Energieage­ntur, ist jedoch skeptisch, was die Zukunft der Fossilen in der Raumwärme angeht. Grünes Gas werde vor allem von der Industrie genutzt werden, erklärt er. „Beim Heizen braucht es heute keine klimaschäd­lichen Systeme mehr.“Am wenigsten Treibhausg­asemission­en verursache­n übrigens Pelletshei­zungen, Scheitholz und Wärmepumpe­n.

Für Klima und Haushaltsb­udget ist die Wahl der billigsten und saubersten Heizung dennoch nur zweitrangi­g. Wichtiger ist, den eigenen Energiever­brauch zu senken. Bevor man also an ein neues Heizungssy­stem denkt, sollte man die eigenen vier Wände dämmen. Mit einer thermische­n Sanierung lassen sich CO2-Ausstoß und Kosten der Heizung gleicherma­ßen um gut 60 Prozent senken.

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