Der billigste und der sauberste Weg, sein Haus zu wärmen
Heizen. Schleppender Abschied vom Ölkessel: Wie lang rechnet es sich noch, fossil zu heizen?
Wien. Die Tage der Öl- und Gasheizungen sind gezählt. Ab dem kommenden Jahr darf kein Ölkessel mehr eingebaut werden, drei Jahre später auch keine neue Gasheizung mehr. Ab 2025 müssen Ölkessel, die älter sind als 25 Jahre, hinaus. Bis 2035 sollen alle 626.000 Ölheizungen Platz machen für erneuerbare Alternativen. So weit der Plan der türkis-grünen Regierung. Im heurigen Jahr war von der grünen Heizungswende aber noch nicht viel zu sehen.
Weniger als 20.000 Haushalte haben den „Raus aus dem Öl“-Bonus des Bundes in Anspruch genommen. Damit wurden nur unwesentlich mehr Heizölkessel getauscht als in den Jahren zuvor. Für die letzten 30 Tage des Jahres stehen damit noch 56,4 Millionen Euro an ungenützten Fördermitteln für den Umstieg von fossilen auf klimaschonendere Heizungssysteme zur Verfügung.
Erdgas ist die billigste Variante
Dass der Abschied vom Öl etwas schleppender gestartet ist als erwartet, ist auch eine Folge des internationalen Ölpreis-Sturzes. Für ökonomisch denkende Menschen war 2020 der denkbar schlechteste Moment, um sich von einer bestehenden Ölheizung zu trennen. Der Preis für Heizöl sank um ein Viertel. Wer also bereits eine Ölheizung hatte, heizte damit so billig wie seit vielen Jahren nicht, so das Ergebnis des Heizkostenvergleichs der Energieagentur.
Und das sind in Österreich gar nicht so wenige. Über 600.000 Haushalte heizen mit Öl, weitere 913.000 Haushalte mit Erdgas. In Summe sind damit mehr als 40 Prozent aller installierten Heizungen im Land fossil. Aus Sicht der Umweltschutzes ist das ein Problem. Aus Sicht der Hausbesitzer (noch) nicht. Für den Heizkostenvergleich stellt die Energieagentur die Vollkosten der unterschiedlichen Heizungsarten gegenüber. Neben den reinen Energiekosten werden also auch die Aufwendungen für Anschaffung, Wartung und Instandhalten miteinbezogen.
Im Neubau bleiben Erdgasheizungen wegen der niedrigen Investitionskosten die billigste Variante (siehe Grafik), gefolgt von Fernwärme und Luftwärmepumpen. In thermisch sanierten Einfamilienhäusern gibt es auch keine günstigere Alternative zu Gas. Und in unsanierten Häusern ist Scheitholz vor Gas und Erdöl die billigste Variante. Diese Rechnung stimmt allerdings nur unter zwei Bedingungen: Die Ölpreise bleiben so historisch niedrig wie heute und öffentliche Förderungen werden nicht mitgerechnet. Inklusive „Raus aus dem Öl“-Bonus schließt die Wärmepumpe in sanierten Häusern fast zur Gasheizung auf. In unsanierten Gebäuden ziehen Wärmepumpen und Pelletssysteme an Öl- und Gasheizungen vorbei.
Emissionen und Kosten senken
Das Ende der Ölkessel ist politisch besiegelt. Wie streng das Aus bei Gasheizungen ausfallen wird, ist hingegen noch offen. Die Branche wehrt sich gegen ein Verbot und argumentiert, dass damit auch der kostengünstige Umstieg auf grünes Gas verhindert werde und das milliardenschwere Leitungsnetz entwertet würde. Peter Traupmann, Chef der Energieagentur, ist jedoch skeptisch, was die Zukunft der Fossilen in der Raumwärme angeht. Grünes Gas werde vor allem von der Industrie genutzt werden, erklärt er. „Beim Heizen braucht es heute keine klimaschädlichen Systeme mehr.“Am wenigsten Treibhausgasemissionen verursachen übrigens Pelletsheizungen, Scheitholz und Wärmepumpen.
Für Klima und Haushaltsbudget ist die Wahl der billigsten und saubersten Heizung dennoch nur zweitrangig. Wichtiger ist, den eigenen Energieverbrauch zu senken. Bevor man also an ein neues Heizungssystem denkt, sollte man die eigenen vier Wände dämmen. Mit einer thermischen Sanierung lassen sich CO2-Ausstoß und Kosten der Heizung gleichermaßen um gut 60 Prozent senken.