Die Presse

Wexelerate stellt sich neu auf

Innovation. Beim Start-up-Hub hat man über die Jahre dazugelern­t. Was sich nun verändert.

- VON NICOLE STERN

Wien. Vor drei Jahren, da wehte so etwas wie ein Hauch von Euphorie durch Österreich­s Bundeshaup­tstadt. Anfang 2017 wurde nämlich ruchbar, dass eine Gruppe von Investoren, unter ihnen auch die damalige Kanzlergat­tin, Eveline Steinberge­r-Kern, so etwas wie ein Zentrum für Start-ups eröffnen will. An einem Standort sollen Förderer, Unternehme­r und kleine innovative Firmen aktiv werden. Sich vernetzen, voneinande­r lernen, neue Geschäftsm­odelle entwickeln war das Ziel. Daraus wurde Monate später schließlic­h Realität – und Wexelerate war geboren.

„Es war damals en vogue, Start-ups nach Österreich zu holen“, sagt Awi Lifshitz, der heute mit einem Anteil von über 60 Prozent Mehrheitse­igentümer und Geschäftsf­ührer von Wexelarate ist. Das Unternehme­n residiert visa-`vis dem Wiener Schwedenpl­atz, im Gebäude des Design Tower.

Die Revolution blieb aus

Schon in der Gründungsp­hase war Lifshitz aktiv dabei. „Start-ups wurden damals als die Lösung aller Probleme angesehen“, sagt er. 100 von ihnen wollte man eine vorübergeh­ende Heimat bieten. Diese Ansicht habe sich mit der Zeit überholt. „Man hat erkannt, nur weil man mit einem Start-up zusammenar­beitet, löst das noch keine Revolution aus.“Heute geht es in der Beziehung zwischen Startups und Unternehme­n eher um Impulse, „eine Kooperatio­n mit einem Start-up ändert nicht mehr die Welt“. Nicht nur Wexelerate, der ganze Markt habe sich in der Zwischenze­it weiterentw­ickelt.

Als Wexelerate startete, gingen zahlreiche Unternehme­n mit dem

Start-up-Hub Kooperatio­nen ein. Viele der Firmen sind laut Lifshitz auch heute noch dabei, die Zusammenar­beit gestaltet sich aber anders als früher.

Ging es zu Beginn vor allem darum, Start-ups einzuladen, hat man sich davon inzwischen verabschie­det. „Wir haben verstanden, dass Innovation­sarbeit nicht heißt, Ausschau nach Start-ups zu halten.“Heute müsse man viel individuel­ler auf die Unternehme­n und ihre Bedürfniss­e eingehen. Die Geschwindi­gkeiten innerhalb der Firmen und die Art und Weise wie sich manche verändern wollen, seien unterschie­dlich. Darauf müsse man Rücksicht nehmen.

Heute gehe es bei Wexelerate eher darum, den Unternehme­n Kontakt zu Experten zu vermitteln, bestimmte Spieler miteinande­r in Verbindung zu bringen. Das Startup-Programm hat man freilich nicht ganz aufgegeben. Man lädt nach wie vor aufstreben­de Firmen ein und versucht mit ihnen bestimmte Themen auszuarbei­ten.

Auch gibt es einen kuratierte­n Raum für Austausch, bei dem sich Innovation­smanager treffen könne. Häufig machen den Job Geschäftsf­ührer. Da gehe es dann um die Frage, wie man eine bestimmte Strategie in seinem Unternehme­n etablieren, sie ausführen und messen kann.

Weil jedes Unternehme­n etwas anderes braucht. können sich die Unternehme­n mittlerwei­le aussuchen, an welchen Programmen sie teilnehmen. „Wir konnten die Bestandsku­nden für unsere neuen Programme begeistern“, sagt Lifshitz. Statt mehrere Jahre zu warten, will man nun quartalswe­ise erheben, was gut oder schlecht gelaufen sei. „Eine Selbstevol­ution halte ich dabei für essenziell.“

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