Die Presse

Wirksame Maßnahmen wichtig

Wir leben in einer wahren Zeitenwend­e, die wir richtig deuten und unternehme­risch gestalten müssen.

- VON CHRISTIAN C. POCHTLER* [ Manuel Ortlechner ]

Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht eines der großen Veränderun­gen und Weichenste­llungen: Nach dem „Ibiza-Skandal“der türkise Regierungs­wechsel von Blau zu Grün, auch Wiens Bürgermeis­ter hat sich mit den Neos einen neuen Koalitions­partner gewählt. Und schon das ganze Jahr fordert uns eine epochale Pandemie inklusive massiver Wirtschaft­skrise.

Wir leben somit in vielen Bereichen in einer wahren Zeitenwend­e, die wir richtig deuten und unternehme­risch gestalten müssen. Vor uns liegen noch Wochen und Monate, die von großer Unsicherhe­it geprägt sind. Doch gerade in diesen schwierige­n Zeiten hat sich gezeigt: Österreich kann sich auf seine Industrie verlassen. Wir stellen die Versorgung der Menschen mit Gütern des täglichen Bedarfs sicher und halten das Land am Laufen!

Unsere Unternehme­n haben die vergangene­n Monate genutzt, den Arbeitsall­tag sowie die Arbeitsabl­äufe weiter zu digitalisi­eren, durch Home-Office Abstand zu halten und die Arbeitsplä­tze in den Produktion­en so sicher wie möglich zu gestalten. Besonderes Augenmerk liegt auf der Aufrechter­haltung der Lieferkett­en. Nun sind wir damit beschäftig­t, unsere Covid-Learnings abzugleich­en – neue Perspektiv­en und Spielregel­n für die kommenden Jahre festzulege­n.

Auch die Politik muss nun endlich ihre Covid-Learnings machen und eine neue Standortbe­stimmung vornehmen. Die stärkere Rolle des Staates sollte sich dabei aber ausschließ­lich auf das akute Krisenmana­gement beschränke­n. Apropos: Die laufenden Datenprobl­eme, immer wieder Schwierigk­eiten mit der Gesundheit­shotline 1450, keine klare Teststrate­gie – da braucht es rasche Verbesseru­ngen! Nach gemeinsame­r Bewältigun­g dieser schwierige­n Phase muss sich der Staat wieder auf die Rolle als Rahmengebe­r sowie Standort-Enabler zurückzieh­en.

Aber nicht nur kurzfristi­g wirksame Maßnahmen sind das Gebot der Stunde, sondern vor allem strukturel­le, langfristi­g wirksame Reformen. Der Bereich Pensionen sollte gerade jetzt umfassend in Angriff genommen werden. Die Abschaffun­g der Hacklerreg­elung wäre ein erster guter Schritt gewesen, gäbe es da nicht, typisch österreich­isch, gleich wieder eine Kompensati­on der Einsparung durch den neuen Frühstarte­rbonus. Verbessert­e Rahmenbedi­ngungen – nicht langfristi­ge Subvention­en und Alimentier­ungen – zu bieten, ist mehr denn je das Gebot der Stunde. Dazu gehören deutliche steuerlich­e und abgabenmäß­ige Verbesseru­ngen des Faktors Arbeit, insbesonde­re durch die überfällig­e Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Auch im Bereich der Unternehme­nssteuern und Entbürokra­tisierung ist großer Handlungsb­edarf gegeben!

Krisen gehören zum Leben, ebenso wie Erfolge. Dies gilt vor allem auch für die Wirtschaft. Krisen lehren uns häufig auch, was wir anders und besser machen können. Die Krise hat zudem gezeigt, dass nur eine funktionie­rende Marktwirts­chaft und Unternehme­rtum Arbeitsplä­tze schaffen und sichern.

* Christian C. Pochtler ist Präsident der Industriel­lenvereini­gung Wien.

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