Die Presse

Ein Kunstwerk interpreti­ert die Rolle der Frauen

Julia Avramidis entwarf die Trophäe für den Unternehme­rinnen-Award 2021. Die Künstlerin spricht über die kreative Idee hinter dem Werk und ihren Karrierewe­g mit Unterbrech­ungen.

- VON EVA KOMAREK

„Die Maske aus Wachs ist weich, verletzbar und fragil. Das repräsenti­ert das Weibliche.“

Julia Avramidis, Künstlerin

„Ich freue mich, dass wir von Beginn an den Unternehme­rinnenAwar­d mit von Künstlerin­nen gestaltete­n Preisen unterstütz­en können. In der Galerie lege ich einen starken Fokus auf Kunst von Frauen. Die Rolle der Frau, ob in der Kunst oder Wirtschaft, wird viel zu wenig beachtet.“

[ Katharina Stögmüller ]

Ernst Hilger, Galerist

Kunst umgab Julia Avramidis von Geburt an. Als Tochter des griechisch-österreich­ischen Bildhauers Joannis Avramidis und der Bildhaueri­n Annemarie Avramidis wuchs sie in der Bildhauers­chule der Akademie der bildenden Künste nahe des Praters auf. Damals gab es dort nicht nur Ateliers, sondern auch Wohnungen. Zu den prominente­n Nachbarn zählten Fritz Wotruba und Bruno Gironcoli. „Ich habe immer schon gezeichnet und gemalt“, sagt die Künstlerin, die den Preis für den Unternehme­rinnen-Award 2021 entworfen hat. Sie studierte selbst an der Akademie bei Wolfgang Hollegha und verfolgte eine künstleris­che Karriere bis zur Jahrtausen­dwende. Dann unterbrach sie ihren Weg, aus persönlich­en Gründen, wie sie sagt. Sie wurde Mutter von vier Kindern und übernahm das Kunstmanag­ement für ihre Eltern. Ihr Vater war davon wenig begeistert. „Mein Vater sagte einmal zu mir: ,Kinder haben kann jede, dazu braucht es nicht dich‘“, erzählt Avramidis.

Doch Kunst lässt einen ohnehin nicht los, und ab 2014 gab sie dem Drang zur künstleris­chen Entfaltung wieder nach. „Man entkommt der Kunst nicht“, sagt sie schmunzeln­d. Dann ging es recht flott wieder bergauf. 2016 stellte sie zum ersten Mal wieder in Wien und Köln aus, und inzwischen wird sie von drei Galerien vertreten. Daneben verwaltet sie den Nachlass ihres Vaters.

Kunst sei für sie das Intimste, das sie habe. „Es ist großartig, wenn ich über meine Arbeiten mit Menschen, die ich nicht kenne, auf ganz nahe Weise kommunizie­ren kann“, sagt sie. Deshalb habe sie sich sehr gefreut, dass sie den Preis für den Unternehme­rinnen-Award gestalten darf. „Es ist schön, dass es diesen Preis gibt, und gleichzeit­ig traurig, dass wir so etwas noch immer brauchen.“

Sie hat sich für einen Wachskopf entschiede­n. „Wachs ist weich, verletzbar und fragil. Das repräsenti­ert das Weibliche“, schildert Avramidis. Gleichzeit­ig hat sie original Bänder aus den 1920erJahr­en eingearbei­tet, die früher für Mieder oder für Rock- und Hosenbünde verwendet wurden. „Der halbe Kopf gleicht einer Maske, die gerade wir Frauen im Berufslebe­n oft tragen. Es repräsenti­ert auch die unterschie­dlichen Rollen, die wir spielen.“Die Maske wird dann in durchsicht­iges Harz mit harten, scharfen Kanten gegossen. „Das ist der Zwiespalt, in dem wir uns als Frauen befinden“, resümiert Avramidis.

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Die Künstlerin Julia Avramidis vor ihren Arbeiten in ihrem Atelier in Wien. Sie gestaltet den Preis für den Unternehme­rinnen-Award 2021, der von der „Presse“kommendes Jahr verliehen wird. [ Clemens Fabry ]
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