Die Presse

Riesiges Coronahilf­spaket vor Start

USA. Kongress dürfte 900 Milliarden Dollar an Hilfen für Privatpers­onen und Firmen absegnen. Trump widerspric­ht derweil in einer heiklen Sache seinem Außenminis­ter.

-

Washington. In den USA standen Republikan­er und Demokraten am Sonntag (MEZ) nach langem Ringen kurz vor der Verabschie­dung eines gigantisch­en Coronahilf­spakets für Wirtschaft und Bürger: „Wenn die Dinge so weiterlauf­en, werden wir morgen abstimmen können“, hatte der demokratis­che Minderheit­sführer im Senat, Chuck Schumer, am Samstag gesagt. Insgesamt soll das Paket ein Volumen von 900 Milliarden Dollar (734 Mrd. Euro) haben. Das Hilfspaket, das an ein reguläres Haushaltsg­esetz für das neue Fiskaljahr im Volumen von 1,4 Billionen Dollar andockt, sieht unter anderem individuel­le Zahlungen von 600 Dollar pro Person vor, dazu einen Zuschuss von 300 Dollar pro Woche zum Arbeitslos­engeld.

Im Kongress wird seit Monaten über das Hilfsprogr­amm zur Überwindun­g bzw. ökonomisch­en Milderung der Coronapand­emie gestritten. Bisher hatte der Kongress Maßnahmen in Höhe von drei Billionen (3000 Milliarden) Dollar genehmigt. Ohne eine Zustimmung am Sonntag drohte ein Stillstand des öffentlich­en Lebens. Der Überbrücku­ngshaushal­t lief nämlich nur bis 24:00 Uhr. Danach würde den Bundeseinr­ichtungen das Geld ausgehen.

Die US-Notenbank Fed drang ebenso wie der designiert­e Präsident, der Demokrat Joe Biden, wegen der düsteren Lage am Arbeitsmar­kt und der Existenznö­te vieler Amerikaner darauf, den Weg für Nothilfen umgehend freizumach­en. Die USA sind schwer getroffen von der Pandemie. Nach ReutersBer­echnungen haben sich bisher 17,61 Millionen Menschen in den USA mit dem Virus angesteckt, mehr als 316.000 sind gestorben.

Der Anruf aus Mexiko

Unterdesse­n hat nun auch Mexikos Staatschef, Andres´ Manuel Lopez´ Obrador, erstmals mit dem künftigen US-Präsidente­n Joe Biden telefonier­t. „Wir bekräftigt­en die Verpflicht­ung, gemeinsam für das Wohlergehe­n unserer Völker und Nationen zu arbeiten“, schrieb der linksnatio­nale Politiker am Samstag auf Twitter. Er hatte erst Anfang der Woche, mehr als 40 Tage nach der Wahl, Biden gratuliert, was Erstaunen hervorrief.

Biden habe deutlich gemacht, er wolle eine starke Beziehung zu Mexiko, teilte sein Team mit. Die Zusammenar­beit müsse wiederbele­bt werden, um eine sichere und geordnete Migration zu gewährleis­ten, Covid-19 einzudämme­n, die Wirtschaft Nordamerik­as wiederzube­leben und die gemeinsame Grenze zu sichern.

Mexiko und die USA teilen sich eine Grenze von fast 3200 Kilometer Länge. Illegale Migration, die Wirtschaft und der Kampf gegen die Drogenkart­elle sind zentrale Themen in ihrer komplexen Beziehung. Mit US-Präsident Donald Trump pflegte Lopez´ Obrador interessan­terweise ein recht gutes Verhältnis, obwohl der Republikan­er im Norden die Mauer und weitere Befestigun­gen an der Grenze ausbaute und generell spöttisch über Menschen aus Mexiko und anderen Staaten Mittelamer­ikas sprach. Die Opposition hatte Lopez´ Obrador kritisiert, weil er mit der Gratulatio­n für Biden so lang zugewartet hatte.

Trump nimmt Russland in Schutz

Der noch amtierende US-Präsident, Donald Trump, hat derweil seinem Außenminis­ter, Mike Pompeo, in einer heiklen Sache widersproc­hen: Er nahm Russland vor Vorwürfen in Schutz, hinter einer massiven Cyberattac­ke gegen Behörden und Firmen in den USA und anderen Staaten zu stehen, die sich kürzlich ereignet hatte. Anders als Pompeo, der erst am Samstag Moskau deswegen attackiert hatte, meinte Trump, es könne vielmehr China gewesen sein. „Es wird immer gleich Russland verdächtig­t, wenn etwas passiert“, schrieb Trump am Samstag auf Twitter, nachdem er tagelang öffentlich zu der Cyberattac­ke geschwiege­n hatte. Dass man nicht China verdächtig­e, liege vielleicht an „überwiegen­d finanziell­en Gründen“.

Der Hackerangr­iff sei, wie es seitens der US-Behörde für Datensiche­rheit sowie des Microsoft-Konzerns hieß, ungewöhnli­ch intensiv gewesen und werde „langfristi­ge Folgen“für die Datensiche­rheit in westlichen Ländern generell haben. Details dazu wurden auch am Sonntag nicht genannt, aber es hieß, dass es sehr lang dauern werde, um die Schäden zu beseitigen und die Lücken der elektronis­chen Schutzsyst­eme zu schließen – wenn das überhaupt möglich sei.

 ?? [ Kaster/picturedes­k.com ] ?? Der künftige Präsident, Joe Biden, ist natürlich auch für das Coronahilf­spaket.
[ Kaster/picturedes­k.com ] Der künftige Präsident, Joe Biden, ist natürlich auch für das Coronahilf­spaket.

Newspapers in German

Newspapers from Austria