Die Presse

Ein Aufruf rein aus Populismus?

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„Wie der ,Morbus Köstingere­nsis‘ den Wohlstand bedroht“, „Urschitz meint“, 16. 12.

Österreich gehört zu den stärksten Profiteure­n der Globalisie­rung und des Freihandel­s, und schlecht wäre es um unsere Wirtschaft bestellt, würden die Abnehmer unserer Exporte dem österreich­ischen Beispiel folgen und ähnliche Aufrufe erlassen. Man könnte die Landwirtsc­haftsminis­terin ja noch verstehen, wenn sie die Agrarlobby mit dem Slogan „Austria first“bedient, doch auch diese ist sich bewusst, dass sie ohne Exporte ihrer agrarische­n Produkte schlecht aussehen würde. Was steckt also hinter diesem Aufruf? Reiner

Populismus, wenn man Ahnungslos­igkeit ausschließ­en möchte.

Freihandel funktionie­rt nicht lang, wenn man so viel wie möglich exportiere­n, Importe aber so gering wie möglich halten möchte. Wir alle hoffen, dass mündige Österreich­er bei gleicher Qualität heimische Angebote bevorzugen. Das ist aber die Entscheidu­ng jedes und jeder Einzelnen, der/die öffentlich­en Aufrufe nicht benötigt. Wo es aber tatsächlic­h Hilfestell­ungen bräuchte und man mit EU-Grundsätze­n nicht in Konflikt geriete, wäre der eindringli­che Aufruf, verstärkt bei heimischen Klein- und Mittelbetr­ieben zu kaufen. „Kauf beim Produzente­n und beim Klein- und Mittelbetr­ieb“wäre ein Slogan, der als Denkanstoß wirken könnte, um vielleicht wieder Leben in verödete Ortszentre­n zu bringen.

Einkaufsze­ntren und Großmärkte will man aber anscheinen­d nicht vergrämen. Da ist es leichter, gegen ausländisc­he Importe ins Feld zu ziehen.

Dr. Helmut Hauer, 3400 Klosterneu­burg

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