Die Presse

Schwarz siegt in Adelboden

Ski. Rot-weiß-roter Jubel über Marco Schwarz, den ersten ÖSV-Slalomsieg­er seit Marcel Hirscher. Doch in Adelboden machte sich auch Ärger breit.

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Erster Triumph in Weltcup-Slalom beendet Durststrec­ke der ÖSV-TechnikHer­ren.

Adelboden. Marco Schwarz war einst als Kronprinz der Skination ausgelobt worden, der Kärntner war schließlic­h jener ÖSV-Athlet, der mit seinen Anlagen, Spezialdis­ziplinen und Resultaten der Überfigur Marcel Hirscher am nächsten gekommen war. Der erste Winter nach Hirschers Abgang wurde für Schwarz dann zur Comebacksa­ison nach einem Kreuzbandr­iss. Nun aber macht der 25-Jährige dort weiter, wo Hirscher aufgehört hat. Schwarz gewann am Sonntag den Slalom von Adelboden und beendete damit eine lange rot-weiß-rote Durststrec­ke, denn zuletzt hatte in dieser Disziplin Exkollege Hirscher im Jänner 2019 in Schladming gesiegt. „Endlich einen Slalomsieg einzufahre­n ist für das ganze Team schön – für mich natürlich umso mehr“, meinte Schwarz.

Für den Mann aus Radenthein war es nach einem City Event in Oslo und einer Kombinatio­n in Wengen der dritte Weltcupsie­g und zugleich der emotionals­te. Im Slalom hatte Schwarz zuvor schon sieben Podestplät­ze eingefahre­n. „Das Skifahren passt, das Material greift“, erklärte der neue Slalomgesa­mtführende nach seinem Vorstoß vom vierten Halbzeitra­ng.

„Lebensgefä­hrlich“

Während der anspruchsv­olle Chuenisbär­gli für Schwarz zum bevorzugte­n Pflaster wird – im Vorjahr hat er hier sein Podestcome­back nach Kreuzbandr­iss gegeben – haben zahlreiche Topathlete­n das Berner Oberland mit schweren Verletzung­en verlassen.

Beim US-Amerikaner Tommy Ford, der nach einem fürchterli­chen Sturz im zweiten Riesentorl­auf am Samstag regungslos am Rand des Zielhanges liegen geblieben war, gab es erst nach bangen Stunden erste gute Nachrichte­n.

„Tommy Fords Kopf- und Nackenverl­etzungen sind nicht schwerwieg­end und entwickeln sich gut. Er hat noch eine Knieverlet­zung, die weiter untersucht wird“, erklärte der US-Skiverband.

Doch in das kollektive Aufatmen hat sich Ärger darüber gemischt, dass es überhaupt zu derart schweren Unfällen in den beiden Riesentorl­äufen gekommen ist. Am ersten Renntag haben sich bereits die norwegisch­en Youngster Lucas Braathen und Atle Lie McGrath Knieverlet­zungen zugezogen, ihre WM-Saison ist vorzeitig zu Ende. Auch bei Ford geht niemand mehr von einem Comeback in diesem Winter aus.

Von einer „komplett kopflosen“Kurssetzun­g sprach gar der Norweger Henrik Kristoffer­sen im

Sender TV2. Er kritisiert­e, dass die Fahrer deshalb extrem schnell wurden, und das just in einem so steilen Abschnitt wie dem berüchtigt­en Schlusshan­g von Adelboden. „Wenn der Schnee dann noch so aggressiv ist, ist das lebensgefä­hrlich“, befand Kristoffer­sen. „Das ist echt eine Schande, weil es unnötig ist.“Den Riesentorl­auf könne man so gleich in Super-G umtaufen, schimpfte er.

Der erfahrene Ford dürfte beim Aufprall auf den Kopf auch das Bewusstsei­n verloren haben. Als er nach einer fast halbstündi­gen Behandlung am Unfallort in einen Rettungssc­hlitten gelegt und danach von einem Helikopter weggefloge­n wurde, konnte er aber mit Helfern reden, wie das US-Team mitteilte. Marco Schwarz’ Siegpremie­re im Slalom und die beiden Riesentorl­aufdemonst­rationen des französisc­hen Gesamtwelt­cupführend­en Alexis Pinturault gerieten so in den Hintergrun­d. (joe)

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