Auch der vernunftbegabte Mensch ist unvernünftig
Verhaltensökonomie. Wie Entscheidungen analysiert und auch durchaus umgelenkt werden.
Wien. Verhaltensökonomie ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Und, nebstbei bemerkt, ein hochinteressantes. Geht es doch darum, sich mit menschlichem Verhalten in wirtschaftlichen Situationen zu beschäftigen.
Wenn Menschen nicht nur rational entscheiden, wenn also selbst an sich vernunftbegabte Menschen dazu neigen, „unvernünftige Entscheidungen“zu treffen, wird mit der Methode „Nudging“versucht, sie unbemerkt in die richtige Richtung zu „schubsen“.
Es geht also um Konstellationen, in denen Menschen im Widerspruch zum klassischen Modell des Homo oeconomicus, also des kalten, rationalen Nutzenmaximierers, agieren. Mittlerweile gibt es viele Organisationen im öffentlichen Bereich und in der Privatwirtschaft, die sich mit der Entscheidungsarchitektur beschäftigen und versuchen, diese im positiven Sinne zu beeinflussen. Ziel ist es, Menschen subtil zu Entscheidungen zu „motivieren“, die in ihrem und im Sinne der Gesellschaft sind. Zahlreiche Staaten setzen die Erkenntnisse in ihrer Politik um.
Martin Kocher hat sich auf einen Bereich spezialisiert, der gerade in krisengeplagten Zeiten spannend ist: Es geht um die Frage, wie sich Vertrauen, Unsicherheit und Moral auf die Wirtschaft auswirken. Bei einem Vortrag in der PR-Agentur Ecker & Partner 2019 meinte er ad Verhaltensökonomie: „Die Wissenschaft ist hierbei wertfrei. Wir wollen wissen, wie Menschen Entscheidungen treffen. Ob sie gut oder schlecht sind, bewerten wir nicht“, so Kocher. (red.)