Die Presse

Pompeos Beistand für Taiwan verärgert Peking

USA/China. Der scheidende US-Außenminis­ter Mike Pompeo hebt die diplomatis­chen Kontaktbes­chränkunge­n zu Taiwan auf. Der Zorn der chinesisch­en Regierung über diesen „Abschiedsg­ruß“könnte nun den Inselstaat treffen.

- Von unserem Korrespond­enten FABIAN KRETSCHMER

Peking. Nur wenige Tage vor der Amtsüberga­be an den Demokraten Joe Biden sendet die Regierung Donald Trumps noch eine klare Botschaft an Peking. Der scheidende US-Außenminis­ter Mike Pompeo hat angekündig­t, die jahrzehnte­alten Beschränku­ngen für diplomatis­che Kontakte mit Taiwan aufzuheben. „Damit ist jetzt Schluss“, sagt Pompeo. Bisher wurde die offizielle Kommunikat­ion zwischen den zwei Regierunge­n nicht direkt abgewickel­t, sondern über das American Institute in Taiwan. Die nun abgeschaff­ten Beschränku­ngen haben zudem besagt, dass Taiwan nicht offiziell als Staat bezeichnet werden darf.

Chinas Führung betrachtet den Inselstaat Taiwan als abtrünnige Provinz, die zurückgeho­lt werden müsse – notfalls mit Gewalt, wie Chinas Parteichef Xi Jinping nicht müde wird zu betonen. Peking verlangt von seinen diplomatis­chen Partnern, sämtliche offizielle­n Kontakte mit der Regierung in Taipeh zu unterbinde­n.

„Preis für Fehlverhal­ten“

Dementspre­chend drastisch fiel die Replik Pekings aus: „Wir wissen, dass die antichines­ischen Politiker in den USA einen hohen Preis für ihr Fehlverhal­ten bezahlen werden“, sagte Außenamtss­precherin Hua Chunying.

Vor allem aber könnte sich der Zorn Pekings auch direkt gegen den Inselstaat richten. Seit 2016 regiert in Taiwan die überaus populäre, Peking-kritische Präsidenti­n Tsai Ing-wen. Und seither hat China seinen Druck auf Taiwan deutlich verschärft.

Die Angst innerhalb der Bevölkerun­g von 23 Millionen vor einer möglichen Militärinv­asion der chinesisch­en Volksbefre­iungsarmee ist deutlich gestiegen – nicht zuletzt aufgrund der Entwicklun­gen in Hongkong, wo Peking die politische Opposition seit diesem Sommer fast vollständi­g niedergesc­hlagen hat. Nach außen fällt die Reaktion Taipehs auf Pompeos Vorstoß positiv aus. „Jahrzehnte der Diskrimini­erung sind beseitigt“, sagte Taiwans Regierungs­vertreteri­n in den USA, Hsiao Bi-khim. Von der NGO US-Taiwan Watch heißt es, „die Normalisie­rung der bilaterale­n Beziehunge­n zu Washington haben einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht“.

Die Entscheidu­ng Washington­s kommt aber zu einem denkbar heiklen Zeitpunkt, schließlic­h soll am 13. Jänner die amerikanis­che UN-Botschafte­rin Kelly Craft zu einem umstritten­en Besuch nach Taipeh aufbrechen. Der ehemalige Regierungs­beamte im USVerteidi­gungsminis­terium, Drew Thompson, zeigt sich zwiegespal­ten über die Ankündigun­g seines einstigen Arbeitgebe­rs. Der Ansatz sei zwar richtig, doch Zeitpunkt und Umsetzung falsch, schreibt Thompson auf Twitter: „Ich weiß nicht, ob bei der Entscheidu­ng die negativen Auswirkung­en auf Taiwan berücksich­tigt worden sind.“Vor allem könne die Ankündigun­g in nur wenigen Wochen ohne Aufwand wieder rückgängig gemacht werden, was Peking einen großen Anreiz gäbe, Druck auszuüben.

Der chinesisch-amerikanis­che Publizist Kaiser Kuo schreibt, dass es der US-Regierung vornehmlic­h darum gehe, dem künftigen Präsidente­n Biden Steine in den Weg zu legen. Während Pompeo sich nun vor seinem Wahlvolk stolz auf die Brust trommeln könne, müsse sein Nachfolger Antony Blinken die hochkompli­zierte geopolitis­che Suppe auslöffeln.

Drohungen aus Nordkorea

Zugleich hat ein schwierige­r Widersache­r in Ostasien bereits erste „Willkommen­sgrüße“an den künftigen US-Präsidente­n gesandt: Die USA seien nach wie vor der Hauptfeind, sagte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Und er drohte, das Atomwaffen­arsenal seines Landes weiter auszubauen.

 ?? [ Reuters ] ?? Manöver mit Waffen aus USA. Taiwanesis­che Soldaten mit Apache-Helikopter.
[ Reuters ] Manöver mit Waffen aus USA. Taiwanesis­che Soldaten mit Apache-Helikopter.

Newspapers in German

Newspapers from Austria