Ursula Stenzels Comeback – als politische Bloggerin
Politik. Die streitbare Ex-ÖVP- und Ex-FPÖ-Politikerin ist ins Rampenlicht zurückgekehrt. Und sie polarisiert wie früher.
Wien. „Sollten Sie mich gerade angeklickt haben, sage ich Ihnen einen herzlichen Gruß, denn Sie nehmen gerade an einer Premiere teil.“Mit diesen Worten begann im Dezember Ursula Stenzels drittes Leben. Denn die streitbare Politikerin und jahrelange Kämpferin für Recht und Ordnung in der historischen Innenstadt ist nun ins Rampenlicht zurückgekehrt. Zwar nicht so prominent wie einst als Moderatorin der „Zeit im Bild“, aber durchaus öffentlichkeitswirksam als politische Bloggerin: „Ich bin zu meinen journalistischen Wurzeln zurückgekehrt“, erklärt Stenzel der „Presse“: „Das ist mein wirklicher Beruf.“Bald soll auch ihre Autobiografie „Wie im Flug“erscheinen.
Ursula Stenzel ist mehr als eine Wiener Lokalpolitikerin. Von Juni 2016 bis November 2020 war sie Teil der Wiener Stadtregierung – als Stadträtin ohne Ressort, eine Wiener Besonderheit. Mit Stenzel hat die FPÖ versucht, sich bürgerlicher zu geben, um in neue Wählerschichten vorzustoßen. Dabei stellt sich die Frage: Wie kommt eine Politikerin aus jüdischem Elternhaus zur FPÖ? „Was mich damals bewogen hatte, waren diese Migrationsströme (2015, Anm.). Ich bezeichne das weiterhin als Invasion ohne Waffen, das war für mich ein Schock.“Und von ihrer ÖVP habe sie nichts dazu vernommen, kritisiert die nunmehrige Bloggerin, die für polarisierende Aussagen bekannt ist.
Was Stenzel mit dieser Aussage meint: Aus ihrer Sicht sind Zuwanderer aus dem arabischen Raum negativer gegenüber jüdischen Mitbürgern eingestellt als Freiheitliche – trotz öfter auftretender „Einzelfälle“in FPÖ-Reihen.
„Ich habe es nicht bereut, dass ich zur FPÖ gegangen bin“, lässt Stenzel aufhorchen, die die Partei nun verlassen hat, „um journalistisch unabhängig zu sein“. Nicht bereut? Nicht einmal nach dem freiheitlichen Ibiza- und Spesenskandal? „Es ist eine besondere Tragödie, dass eine Partei so weit gekommen ist, also in die Bundesregierung, und das geplatzt ist“, bedauert Stenzel: „Ich bin überzeugt, die FPÖ wird sich regenerieren.“
Zur FPÖ kam Stenzel nicht nur wegen der Ereignisse von 2015. Die langjährige ÖVP-Bezirkschefin der prestigeträchtigen Inneren Stadt wurde von ihrer Partei demontiert. Stenzel erinnert sich deshalb lieber an angenehmere Tage mit der ÖVP. „Es ist für mich eine Besonderheit gewesen, als der damalige Kanzler Wolfgang Schüssel mich gefragt hat, ob ich für die ÖVP in die Politik einsteigen will.“
In der Folge vertrat die damals populäre „Zeit im Bild“Moderatorin die ÖVP im Europaparlament, von 1996 bis 2006. Und außenpolitischen EU-Themen will sich Stenzel in ihrem Blog wieder widmen – polarisierend wie gewohnt.
„Jetzt haben die Fundis gesiegt“
In ihrem ersten Blogeintrag stellt sie sich demonstrativ auf die Seite des umstrittenen ungarischen Präsidenten Viktor Orban.´ Daneben schrieb sie bisher über Corona, den Brexit und die Aufhebung des Kopftuchverbots für Mädchen an Volksschulen durch das Höchstgericht. Unter dem Titel: „Jetzt haben sie also gesiegt, die Fundis.“
Für umstrittene Aussagen ist die nunmehrige Ex-Politikerin immer gut. So stellte sie in einem Facebook-Posting die Fridays-forFuture-Bewegung in die Nähe des RAF-Terrorismus der 1970er-Jahre. Im April 2019 verglich Stenzel den Interviewstil des „ZiB2“-Moderators Armin Wolf wörtlich mit Richtern des Volksgerichtshofs. Als ÖVP-Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt wetterte sie mit deftigen Worten gegen Punschstände in der City und Straßenkünstler. Ihr kompromissloser Kampf für Ruhe, Recht und Ordnung im ersten Bezirk sorgte dafür, dass Betreiber der Clubszene sogar ein Musikvideo über Stenzel produzierten. Der Titel: „Ursula stress net.“
Fehlt der Neobloggerin nicht die Politik? „Nein, ich bleibe ein politischer Mensch – ich schreibe einen politischen Blog.“Nachsatz: „Mir wird sicher nicht fad.“