Es sieht stark nach einer Blasenbildung aus
Aktien. Auf den Aktienmärkten geht wahrlich die Post ab. So sehr, dass eine Reihe von Marktbedingungen derzeit Kriterien erfüllt, die auf einer Checkliste für eine Blase stehen würden. Die Schar der Experten, die vor einer solchen warnen, wird immer größer. Und wird 2021 wohl weiterwachsen.
New York/Frankfurt/Wien. Der Markt für Börsengänge (IPOs) spielte zuletzt verrückt. Gleichzeitig sind Aktien so teuer wie seit der DotcomÄra zur Jahrtausendwende nicht mehr. Der US-Technologieindex Nasdaq 100 etwa hat sich in zwei Jahren verdoppelt, was die Bewertung aufgebläht hat, während die Volatilität hartnäckig hoch bleibt.
Bei diesen Rahmenbedingungen fuhren die Anleger im Krisenjahr 2020 fette Erträge ein. Gleichzeitig warnt eine wachsende Schar von Experten vor einer Blase.
Es ist immer schwer zu sagen, wann sich Marktrallyes von logisch zu übertrieben entwickeln. Zum Jahresende 2020 war dies nahezu unmöglich. Die Zinssätze lagen nahe null, und die US-Regierung gab weitere 900 Milliarden Dollar für die Wirtschaft frei. Aber die Vergangenheit bietet Anhaltspunkte, und eine Reihe der derzeitigen Marktbedingungen erfüllt Kriterien, die wahrscheinlich auf einer Blasencheckliste stehen würden.
Sehr teure Techfirmen
So hat 2019 eine Studie der Harvard University gezeigt, dass zwar nicht auf jeden Aktienanstieg eine Katastrophe folgt. Aber ist das der Fall, gibt es gemeinsame Merkmale wie erhöhte Aktienemissionen, mehr Volatilität und einen Sektor oder Index, der sich verdoppelt hat und doppelt so teuer ist wie der breitere Markt. „Gibt es Marktbereiche, die sich in einer Blase befinden? Ja klar“, sagt Peter Cecchini von Alpha Omega Berater LLC im Bloomberg-Podcast, „dazu zählen offensichtlich viele spekulative Technologieunternehmen.“
Aktienemissionen, Börsengänge und Blankoscheckunternehmen (SPACs), die später andere Firmen übernehmen wollen, sind so populär geworden, dass sie 2020 einen stets neuen Rekord erzielt haben. US-Firmen haben im Vorjahr neue Aktien im Wert von 368 Milliarden Dollar begeben – 54 Prozent mehr als beim letzten Hoch, eruiert Bloomberg. Über IPOs wurden 180 Milliarden US-Dollar beschafft, das größte Volumen überhaupt. Unternehmen wie Snowflake, Airbnb und Doordash nutzten die Erholung der Aktienmärkte. Der Kursanstieg der Börsenneulinge am ersten Tag war der größte seit zwei Jahrzehnten, sagt Bill Smith, CEO von Renaissance Capital LLC.
Verräterische Signale
„Das sind verräterische Signale“, sagt Robin Greenwood, Professor an der Harvard Business School und Mitautor der Studie 2019. „Die Wahrscheinlichkeit einer Marktkorrektur ist heute viel größer als im historischen Durchschnitt.“Aber: Auch wenn bestimmte Vermögenswerte besorgniserregende Signale zeigen, kann es sein, dass der breitere Markt nicht sofort abgestraft wird. Zum einen hat die Federal Reserve versprochen, die Zinssätze nahe null zu halten. Und die Harvard-Forscher sagen, dass sich der Nasdaq 100 zwar in einer historischen Aufwärtsbewegung befindet und sich binnen zweier Jahre verdoppelt hat. Aber in Relation zum S&P-500-Index sei er im Vergleich zu früheren Blasen immer noch nicht exorbitant erhöht.
Die Blasenwarnungen werden 2021 wohl lauter, wenn Unternehmen Gewinne liefern müssen, die die hohen Bewertungen rechtfertigen. (Bloomberg/est)