Digitalflut erfasst Banken
Studien. Corona hat das Zahlungsverhalten verändert. Nicht nur die Bankomatkarte wurde attraktiver, auch das Onlinebanking.
Wien. Bargeld ist schmutzig. Bis zu 3000 Bakterienarten machen es sich auf einem Geldschein gemütlich. Je kleiner das Papier, desto mehr Keime tummeln sich darauf (da die Besitzer häufiger wechseln). Ein erhöhtes Infektionsrisiko durch das Coronavirus konnte seit Bestehen der Pandemie aber nicht festgestellt werden. Trotzdem haben die Menschen im vergangenen Jahr vermehrt zur Bankomatkarte gegriffen. Auch, weil sie von Supermärkten und anderen Handelsketten dazu aufgefordert wurden.
Das führte zwangsläufig zu einer steigenden Zahl an Kartentransaktionen. 2020 erhöhten sich diese hierzulande um mehr als ein Fünftel auf 1,1 Milliarden, wie Payment Services Austria in der Vorwoche mitteilte. Die Steigerung der Transaktionen spiegelte sich allerdings nicht in einem höheren Transaktionsvolumen wider. Im Gegenteil. Dieses nahm von 46,7 Milliarden Euro auf 46 Milliarden Euro ab. Eine Sprecherin erklärte dies mit den fehlenden Umsätzen ausländischer Gäste, aber auch mit der Zurückhaltung der Österreicher. Bankomaten wurden 2020 ebenfalls weit weniger häufig (minus 27 Prozent) aufgesucht.
Wie stark sich diese Entwicklung wieder ins Gegenteil verkehrt, lässt sich aus heutiger Sicht nicht sagen. Denn die Pandemie wird uns trotz Impfung noch eine Weile begleiten. Doch nicht nur das Zahlungsverhalten hat sich in dieser Gesundheitskrise verändert, auch der Zugang bzw. die Einstellung der Menschen zu ihrer Bank – auch, da Abstand halten das oberste Gebot ist.
Filialbesuch wurde seltener
Schon vor Corona war der Besuch von Bankfilialen nicht mehr so stark verbreitet. Nach Corona wollen nun 35 Prozent der Bankkunden Zweigstellen seltener aufsuchen. Das ergab eine Studie der Boston Consulting Group (BCG), für die 12.000 Personen in 16 Ländern befragt wurden.
Im Oktober und November, als die Umfrage durchgeführt wurde, sagten 27 Prozent, in den zurückliegenden sechs Monaten nie eine Niederlassung besucht zu haben, 66 Prozent taten das nur sporadisch. Kein Wunder, im März erklärte die WHO den Ausbruch der Pandemie.
Für Bankgeschäfte in dieser Zeit relevanter wurde dagegen das Handy und/oder der Computer. Rund ein Viertel loggte sich täglich via Smartphone oder PC in sein Onlinebanking ein. In Summe nutzen mehr als die Hälfte beide Kanäle sehr häufig. Auch in der PostCorona-Ära wollen die Kunden ihrem (neuen) Nutzungsverhalten treu bleiben. Für viele war die Pandemie so etwas wie ein digitaler Beschleuniger. 39 Prozent sagten nämlich, sie wollten schon immer den Umgang mit Onlinebanking erlernen, die aktuelle Situation habe sie nun dazu bestärkt. Ebenso wie lange Wartezeiten in Filialen und telefonische Endlosschleifen.
Bankfilialen haben der BCGUmfrage zufolge dennoch nicht ausgedient. Für mehr als 40 Prozent bleiben sie eine wichtige Anlaufstelle, wenn es um den Kauf von Investmentprodukten, Krediten oder Hypotheken geht. Entscheidend scheint der persönliche Kontakt zu sein. Nur eine Minderheit zöge hier die digitale Selbstbedienung vor. Die Erreichbarkeit von Filialen ist auch ein Mitgrund für die Auswahl einer Bank, nur geschlagen vom Gebührenmodell.
Dass Banken bisher gut durch die Krise gekommen sind, scheinen übrigens auch die Verbraucher bemerkt zu haben. Corona hat das Vertrauen in das eigene Institut bei einem Fünftel gestärkt.