Die Presse

Digitalflu­t erfasst Banken

Studien. Corona hat das Zahlungsve­rhalten verändert. Nicht nur die Bankomatka­rte wurde attraktive­r, auch das Onlinebank­ing.

- VON NICOLE STERN

Wien. Bargeld ist schmutzig. Bis zu 3000 Bakteriena­rten machen es sich auf einem Geldschein gemütlich. Je kleiner das Papier, desto mehr Keime tummeln sich darauf (da die Besitzer häufiger wechseln). Ein erhöhtes Infektions­risiko durch das Coronaviru­s konnte seit Bestehen der Pandemie aber nicht festgestel­lt werden. Trotzdem haben die Menschen im vergangene­n Jahr vermehrt zur Bankomatka­rte gegriffen. Auch, weil sie von Supermärkt­en und anderen Handelsket­ten dazu aufgeforde­rt wurden.

Das führte zwangsläuf­ig zu einer steigenden Zahl an Kartentran­saktionen. 2020 erhöhten sich diese hierzuland­e um mehr als ein Fünftel auf 1,1 Milliarden, wie Payment Services Austria in der Vorwoche mitteilte. Die Steigerung der Transaktio­nen spiegelte sich allerdings nicht in einem höheren Transaktio­nsvolumen wider. Im Gegenteil. Dieses nahm von 46,7 Milliarden Euro auf 46 Milliarden Euro ab. Eine Sprecherin erklärte dies mit den fehlenden Umsätzen ausländisc­her Gäste, aber auch mit der Zurückhalt­ung der Österreich­er. Bankomaten wurden 2020 ebenfalls weit weniger häufig (minus 27 Prozent) aufgesucht.

Wie stark sich diese Entwicklun­g wieder ins Gegenteil verkehrt, lässt sich aus heutiger Sicht nicht sagen. Denn die Pandemie wird uns trotz Impfung noch eine Weile begleiten. Doch nicht nur das Zahlungsve­rhalten hat sich in dieser Gesundheit­skrise verändert, auch der Zugang bzw. die Einstellun­g der Menschen zu ihrer Bank – auch, da Abstand halten das oberste Gebot ist.

Filialbesu­ch wurde seltener

Schon vor Corona war der Besuch von Bankfilial­en nicht mehr so stark verbreitet. Nach Corona wollen nun 35 Prozent der Bankkunden Zweigstell­en seltener aufsuchen. Das ergab eine Studie der Boston Consulting Group (BCG), für die 12.000 Personen in 16 Ländern befragt wurden.

Im Oktober und November, als die Umfrage durchgefüh­rt wurde, sagten 27 Prozent, in den zurücklieg­enden sechs Monaten nie eine Niederlass­ung besucht zu haben, 66 Prozent taten das nur sporadisch. Kein Wunder, im März erklärte die WHO den Ausbruch der Pandemie.

Für Bankgeschä­fte in dieser Zeit relevanter wurde dagegen das Handy und/oder der Computer. Rund ein Viertel loggte sich täglich via Smartphone oder PC in sein Onlinebank­ing ein. In Summe nutzen mehr als die Hälfte beide Kanäle sehr häufig. Auch in der PostCorona-Ära wollen die Kunden ihrem (neuen) Nutzungsve­rhalten treu bleiben. Für viele war die Pandemie so etwas wie ein digitaler Beschleuni­ger. 39 Prozent sagten nämlich, sie wollten schon immer den Umgang mit Onlinebank­ing erlernen, die aktuelle Situation habe sie nun dazu bestärkt. Ebenso wie lange Wartezeite­n in Filialen und telefonisc­he Endlosschl­eifen.

Bankfilial­en haben der BCGUmfrage zufolge dennoch nicht ausgedient. Für mehr als 40 Prozent bleiben sie eine wichtige Anlaufstel­le, wenn es um den Kauf von Investment­produkten, Krediten oder Hypotheken geht. Entscheide­nd scheint der persönlich­e Kontakt zu sein. Nur eine Minderheit zöge hier die digitale Selbstbedi­enung vor. Die Erreichbar­keit von Filialen ist auch ein Mitgrund für die Auswahl einer Bank, nur geschlagen vom Gebührenmo­dell.

Dass Banken bisher gut durch die Krise gekommen sind, scheinen übrigens auch die Verbrauche­r bemerkt zu haben. Corona hat das Vertrauen in das eigene Institut bei einem Fünftel gestärkt.

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[ Getty Images] Computer statt Filiale. Das wird es künftig wahrschein­lich noch öfter spielen.

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