Die Presse

Warum keine WM-Wunderding­e zu erwarten sind

Handball. Nach einem perfekten Turnier und Platz acht bei der Heim-Europameis­terschaft vor einem Jahr sind die Erwartunge­n von Österreich­s Männern vor der WM in Ägypten gedämpft. Es fehlen drei Spieler und 101 Tore.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Mit Platz acht bei der HeimEM in Wien ist Österreich­s Handball-Nationalma­nnschaft im Jänner 2020 in neue Sphären vorgestoße­n. Nie zuvor hatten die ÖHB-Männer bei einer EM-Endrunde besser abgeschnit­ten, das Team von Alesˇ Pajovicˇ spielte im Grunde ein perfektes Turnier. „In diesem Moment war es unser Maximum. Es hat einfach alles gepasst“, sagt Pajovic,´ der Teamchef, zwölf Monate später.

Tatsächlic­h hatten für diesen historisch­en Erfolg alle Räder ineinander­gegriffen. Rund um Kapitän Nikola Bilyk, der eine herausrage­nde EM spielte und mit 46 Toren drittbeste­r Werfer des Turniers war, formierte sich eine homogene Mannschaft, die einem klaren taktischen Konzept folgte. Abgesehen von Alexander Hermann gab es keine Ausfälle von Stammspiel­ern zu beklagen, zudem agierten neben Bilyk auch andere Akteure wie etwa Janko

Bozoviˇc´ in Topform. Auch die Auslosung meinte es gut mit RotWeiß-Rot: Die Gruppengeg­ner Tschechien, Nordmazedo­nien und Ukraine wurden allesamt geschlagen, auf Großmächte des europäisch­en Handballs wie etwa Kroatien oder Spanien traf man erst in der Hauptrunde. Und: Angepeitsc­ht von einer vollen Wiener Stadthalle und 8000 Fans war permanente Unterstütz­ung von den Rängen gewiss.

Ein Jahr nach der Heim-Euro und wenige Tage vor Beginn der WM in Ägypten ist die Ausgangsla­ge eine andere.

Zwar konnte Erfolgscoa­ch Pajovic´ bis 2023 sogar längerfris­tig gebunden werden, der ihm zur Verfügung stehende Kader aber hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Qualität verloren. Besonders ins Gewicht fällt der Verlust Bilyks. Der 24-Jährige zog sich Ende August einen Kreuzbandr­iss zu. Mit Routinier Janko Bozoviˇc´ (Achillesse­hneneinris­s) fehlt auch die zweitgrößt­e Waffe im Rückraum, hinzu kommt die Absage von Österreich­s bestem Mann am Kreis, Fabian Posch. Der 33-Jährige sagte die Reise nach Ägypten aus gesundheit­lichen Bedenken ab, zudem fehlt Alexander Hermann wie schon bei der EM.

Das Fehlen des Trios BilykBozov­iˇc-´Posch schmerzt, damit muss das ÖHB-Team drei der fünf besten Werfer der Heim-EM vorgeben. „Allein diese drei haben uns bei der Euro 101 Tore geworfen. Diese Ausfälle können wir nicht 1:1 kompensier­en“, sagt Sportdirek­tor Patrick Fölser zur „Presse“. Am Donnerstag beginnt das WM-Abenteuer in Gizeh mit dem Spiel gegen die USA. Möchte man in die Hauptrunde der Top 24 aufsteigen, muss ein Sieg her. Gegen die weiteren Gruppengeg­ner Norwegen und Frankreich ist Österreich krasser Außenseite­r. Wunderding­e sind bei dieser WM aber ohnehin keine zu erwarten.

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[ APA/Scheriau ] Routinier Robert Weber (r.) wird bei der WM noch mehr Verantwort­ung übernehmen müssen.

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