Die Presse

Demokraten wollen Trump entmachten

USA. Der scheidende Präsident soll nach dem Wunsch der Demokraten von künftigen Ämtern ausgeschlo­ssen werden.

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Washington. Nach dem Sturm von Demonstran­ten aufs Kapitol drängen die US-Demokraten auf eine rasche Entmachtun­g von Präsident Donald Trump. Der demokratis­che Abgeordnet­e Ted Lieu erklärte auf Twitter, seine Partei werde schon am Montag ein Amtsentheb­ungsverfah­ren auf den Weg bringen. Auch einige Republikan­er fordern einen Rücktritt Trumps. Ob sich aber ausreichen­d Stimmen für eine Amtsentheb­ung vor dem regulären Ende von Trumps Präsidents­chaft am 20. Jänner finden, war ungewiss.

Kritiker werfen Trump vor, die jüngsten Ausschreit­ungen im Parlaments­gebäude befeuert zu haben. Nachdem der Kurznachri­chtendiens­t Twitter Trumps privaten Account gesperrt hatte, schlossen andere Tech-Riesen wie Apple und Google die bei Trump-Anhängern beliebte Plattform Parler von ihren Diensten aus.

Washington. „Anstiftung zum Aufruhr“lautet der Vorwurf, den die US-Demokraten in ihrem Resolution­sentwurf gegen den scheidende­n Präsidente­n Donald Trump richten. Die Resolution könnte bereits am Montag im US-Repräsenta­ntenhaus eingebrach­t werden. Und sie fordert nichts Geringeres als ein neues Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump. Der Präsident muss zwar ohnehin bereits am 20. Jänner an seinen Nachfolger, den Demokraten Joe Biden, übergeben. Sollte Trump aber zugleich auch ein Amtsentheb­ungsverfah­ren verlieren, wäre ihm eine erneute Kandidatur für das Präsidente­namt versperrt.

In dem Resolution­sentwurf wird Trump beschuldig­t, bei einer Kundgebung seine Unterstütz­er angestache­lt zu haben. Viele von ihnen stürmten danach das Kapitol in Washington, den Sitz der USVolksver­tretung. Mit seinem Verhalten habe Trump gezeigt, „dass er eine Gefahr für die nationale Sicherheit, die Demokratie und die Verfassung bleiben wird, wenn er im Amt bleiben darf“. Er müsse von dem Posten entfernt und für künftige Regierungs­ämter gesperrt werden, heißt es in dem Papier.

„Mike Pence soll handeln“

Einer der Co-Autoren des Resolution­sentwurfs ist der demokratis­che Kongressab­geordnete Ted Lieu. Er und seine Kollegen würden es bevorzugen, dass Trump zurücktrit­t oder dass Vizepräsid­ent Mike Pence Schritte zu seiner Amtsentheb­ung einleitet, sagte Lieu im Gespräch mit dem USFernsehs­ender CNN. Sollte beides nicht geschehen, würde die Resolution zur Amtsentheb­ung im Repräsenta­ntenhaus eingebrach­t.

180 demokratis­che Abgeordnet­e hätten den Resolution­sentwurf bereits unterzeich­net, sagte Lieu. Es gebe auch mehrere republikan­ische Kongressab­geordnete, die dafür stimmen wollten.

Das Repräsenta­ntenhaus, das von den Demokraten kontrollie­rt wird, kann ein Amtsentheb­ungsverfah­ren mit einer einfachen Mehrheit von 218 Abgeordnet­en eröffnen. Entschiede­n würde das Verfahren allerdings im US-Senat. Die dort notwendige Zweidritte­lmehrheit für eine Amtsentheb­ung Trumps scheint derzeit wenig wahrschein­lich. Zudem ist quasi ausgeschlo­ssen, dass der Prozess im Senat vor der Vereidigun­g Bidens und seiner Vizepräsid­entin Kamala Harris am 20. Jänner abgeschlos­sen werden könnte.

„Irrelevant wie ein alter Tweet“

Harte Worte für Trump fand am Wochenende auch der frühere republikan­ische Gouverneur von Kalifornie­n, Arnold Schwarzene­gger. In einer Videobotsc­haft zog er einen Vergleich zwischen den Trump-Anhängern, die den Kongress stürmten, und den Nationalso­zialisten. Trump habe versucht, das Ergebnis einer fairen Wahl zu kippen. „Er plante einen Coup, indem er Menschen mit Lügen irreführte.“Schwarzene­gger sagte, dass auch sein eigener Vater – damals während der Nazi-Zeit – mit Lügen verführt worden sei. Und dass sein Vater ihn während der Kindheit in Österreich geschlagen habe – so wie das auch andere durch den Krieg gebrochene Väter mit ihren Kindern damals getan hätten. Trump jedenfalls sei bald „irrelevant wie ein alter Tweet“. Seine Parteifreu­nde forderte der Republikan­er Schwarzene­gger dazu auf, sich von Trump loszusagen und Biden als den künftigen Präsidente­n zu akzeptiere­n.

Das FBI hat zahlreiche Anklagen gegen Beteiligte am Sturm auf das Kapitol erhoben. Darunter ist der republikan­ische Politiker Derrick Evans aus West Virginia und Verschwöru­ngstheoret­iker Jacob Anthony Chansley, der unter dem Pseudonym Jake Angeli bekannt ist. Bilder von ihm, wie er mit einer Fellmütze mit Hörnern ins Kapitol eindringt, waren um die Welt gegangen.

 ?? [ imago ] ?? „Sperrt Trump ein“-Plakate und ein Ständchen eines Fans. Gegner und Anhänger des scheidende­n Präsidente­n in New York.
[ imago ] „Sperrt Trump ein“-Plakate und ein Ständchen eines Fans. Gegner und Anhänger des scheidende­n Präsidente­n in New York.

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