Uni will Aschbachers Diss überprüfen
Plagiatsaffäre. Die slowakische Universität will Christine Aschbachers Arbeit erneut prüfen. Eine Aberkennung des Titels ist aber auch bei Verfehlungen rechtlich nicht möglich.
Wien. Ex-ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher trägt zwei akademische Titel, sie ist Magistra (FH) und Doktor. Ersteren Titel hat sie mittels Diplomarbeit an der Fachhochschule Wiener Neustadt erworben, zweiteren durch eine Dissertation an der Slowakischen technischen Universität (STU). Beide Hochschulen wollen die Arbeit nun erneut prüfen.
Mit hauseigener Datenbank verglichen
Seitens der STU heißt es laut der Zeitung „Denn´ık N“, dass die Arbeit mit dem staatlichen Antiplagiatsystem überprüft worden und eine Übereinstimmung mit fremden Texten von 1,15 Prozent gefunden worden sei. Das System vergleiche aber nur Übereinstimmungen mit Quellen, die sich in seiner Datenbank befinden. Fraglich sei darum das Ausmaß der Vertretung ausländischer Quellen. In der Datenbank finden sich vor allem slowakische Texte.
Die slowakische Universität will die Arbeit darum noch einmal prüfen. Eine rückwirkende Aberkennung ist rein rechtlich aber nicht möglich.
Die ÖVP-Politikerin hat im Vorjahr an der slowakischen Universität im Studienprogramm Industriemanagement der Materialtechnischen Fakultät den PhD-Titel erlangt. Sie hatte die Arbeit in ihrer Amtszeit abgegeben und verteidigt. Laut dem slowakischen Register hat sie die Arbeit 2012 begonnen – ein externes Doktorstudium dauert in der Regel fünf Jahre. Aschbacher hatte für zwei Jahre unterbrochen.
„Plagiate, falsche Zitate und mangelnde Deutschkenntnisse“, hatte der „Plagiatsjäger“Stefan Weber zuerst in der Diplomarbeit der Familienministerin geortet. Er sprach von einer „wissenschaftlichen Zumutung“. Nun will die FH Wiener Neustadt die Arbeit erneut prüfen. Sollte die Hochschule zum Schluss kommen, dass der Magistergrad durch das Vortäuschen wissenschaftlicher Leistungen erschlichen worden wäre, wäre er wieder abzuerkennen.
Weber analysierte außerdem Teile von Aschbachers Dissertation und kam zu keinem milderen Urteil. Auch hier finden sich wörtlich kopierte (und zum Teil sehr schlecht übersetzte) Passagen. Christine Aschbacher hat in einer Stellungnahme am Samstagabend angegeben, dass sie immer nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet habe.
Plagiatsvorwürfe in der Politik
Aschbacher ist in Österreich nicht die erste Politikerin, die von Weber mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert wird. Weber warf etwa auch ÖVP-EU-Kommissar Johannes Hahn vor, bei seiner Doktorarbeit unzureichend gearbeitet zu haben. Der damals grüne Abgeordnete Peter Pilz hatte Weber mit einer Überprüfung beauftragt. Weil Weber darum politische Auftragsarbeit vorgeworfen wurde, prüfte er dann auch Pilz’ Arbeit und bewertete diese als Selbstplagiat. Pilz habe eine selbstverfasste Studie als Dissertation eingereicht, ohne das korrekt ausgewiesen zu haben.
Plagiatsanzeigen gab es auch gegen den Direktor der Staatsoper Bogdan Ros-ˇ ciˇc´ oder den SPÖ-Nationalratsabgeordneten Thomas Drozda. Die Universitäten prüften, sahen aber keinen Handlungsbedarf.