Keine Geschäfte mit Trump
Der Präsident steht vor zweitem Impeachment. Zugleich wenden sich Firmen wie die Deutsche Bank ab. Dabei benötigt sein Konzern bald neues Kapital.
Der Präsident steht vor dem zweiten Impeachment. Zugleich wenden sich Firmen wie die Deutsche Bank ab. Dabei benötigt sein Konzern bald neues Kapital.
Der Sturm seiner Anhänger auf den US-Kongress hat für Donald Trump nicht nur ein politisches Nachspiel, sondern auch ein finanzielles. So haben zahlreiche Firmen angekündigt, sämtliche politischen Spenden an Trump und jene Republikaner, die das Wahlergebnis nicht akzeptieren wollen, einzustellen. Außerdem wollen Finanzgiganten wie die Deutsche Bank künftig mit Trumps Immobilienkonzern keine Geschäfte mehr machen, was die Refinanzierung bald auslaufender Kredite erheblich erschwert.
Eine Woche vor Ende seiner Amtszeit steht Trump vor den Scherben seines Treibens. Zwar scheint sich Vizepräsident Mike Pence nochmals hinter seinen Chef zu stellen, womit die von den Demokraten geforderte Aktivierung des 25. Zusatzartikels, verbunden mit einem unmittelbaren Auszug aus dem Weißen Haus, vom Tisch ist. Doch will das Repräsentantenhaus voraussichtlich bereits am Mittwoch über ein zweites Amtsenthebungsverfahren abstimmen. Es hat wenig Aussicht auf Erfolg und würde sich bis nach der Angelobung von Joe Biden hinziehen. Allerdings trägt es unter anderem dazu bei, dass immer mehr Firmen auf Distanz zu Trump gehen.
Spenden auf Eis
Der Telekommunikationskonzern AT&T, die Marriott-Hotelkette sowie die Banken Morgan Stanley und JP Morgan stellten ihre Unterstützung für jene knapp 150 republikanischen Abgeordneten ein, die gegen die Zertifizierung des Ergebnisses der Präsidentenwahl gestimmt hatten. Andere Firmen wie Facebook, Coca-Cola, Goldman Sachs und Microsoft wollen wiederum überhaupt alle Spenden an die Politik auf Eis legen – zumindest für das erste Quartal.
Auch wenn die Beiträge von privaten Unternehmen grundsätzlich für die US-Politik von enormer Bedeutung sind, handelt es sich dabei eher um Gesten. Nach geschlagenen Wahlen sind die Zuwendungen weniger essenziell. Außerdem wird das Geld wohl wieder fließen, sobald in Washington Ruhe eingekehrt ist und es darum geht, in der Hauptstadt bei beiden Parteien Lobbying rund um zukünftige Gesetze zu betreiben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Spenden spätestens im Vorfeld der Kongresswahlen 2022 wieder deutlich steigen werden.
Ein Problem für den künftigen Privatmann Trump ist jedenfalls die Tatsache, dass ausgerechnet die Deutsche Bank nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Das Finanzinstitut ist der wichtigste Kreditgeber der Trump Organization. So wie für jeden Immobilienkonzern ist auch für Trumps Firma Fremdkapital ein wesentlicher Bestandteil der Expansion. Allerdings sollen im Fall von Trump bereits in der Vergangenheit andere Institute keine Kredite mehr gewährt haben, weil die Sicherheiten in Form von Immobilien nicht hoch genug bewertet waren. Mit dem Rückzug der Deutschen Bank könnte der Trump-Konzern ein Liquiditätsproblem bekommen.
Mit dem Rücken zur Wand
So hat die Deutsche Bank ihm unter anderem 125 Millionen Dollar für das Doral Resort in Miami geborgt. Die Rückzahlung steht für 2023 an, wobei die Schuld bei solchen Geschäften oftmals zum Fälligkeitstermin nicht beglichen wird, sondern der Kredit zumeist neu finanziert wird.
Finanziert die Deutsche Bank den Kredit nun nicht neu, steht Trumps Immobilienkonzern mit dem Rücken zur Wand. Entweder die Firma findet einen anderen Kreditgeber. Das wird wegen des angerichteten Imageschadens schwierig, zudem wäre der Kreditrahmen kleiner, weil die Hotels wegen der Coronakrise und des damit verbundenen Tourismuseinbruchs weniger wert sind. Oder Trump zahlt die Kredite zurück. Auch das wird schwierig, weil die Liquidität nicht ausreicht. Es bliebe, als letzte Konsequenz, der Verkauf von Hotels – ein Rückschlag für Trump, den stolzen Geschäftsmann.
In den letzten Tagen seiner Amtszeit will sich Trump auf sein politisches Vermächtnis fokussieren. Nachdem er sich nach dem Sturm auf das Kapitol im Weißen Haus zurückgezogen hatte, machte er sich am Dienstag nach Texas auf. Vor einer Grenzmauer wollte er über die Immigrationspolitik sprechen. In Washington verstärkten die Sicherheitsbehörden indessen ihr Aufgebot für Bidens Angelobung kommende Woche.