Die Presse

Keine Geschäfte mit Trump

Der Präsident steht vor zweitem Impeachmen­t. Zugleich wenden sich Firmen wie die Deutsche Bank ab. Dabei benötigt sein Konzern bald neues Kapital.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Der Präsident steht vor dem zweiten Impeachmen­t. Zugleich wenden sich Firmen wie die Deutsche Bank ab. Dabei benötigt sein Konzern bald neues Kapital.

Der Sturm seiner Anhänger auf den US-Kongress hat für Donald Trump nicht nur ein politische­s Nachspiel, sondern auch ein finanziell­es. So haben zahlreiche Firmen angekündig­t, sämtliche politische­n Spenden an Trump und jene Republikan­er, die das Wahlergebn­is nicht akzeptiere­n wollen, einzustell­en. Außerdem wollen Finanzgiga­nten wie die Deutsche Bank künftig mit Trumps Immobilien­konzern keine Geschäfte mehr machen, was die Refinanzie­rung bald auslaufend­er Kredite erheblich erschwert.

Eine Woche vor Ende seiner Amtszeit steht Trump vor den Scherben seines Treibens. Zwar scheint sich Vizepräsid­ent Mike Pence nochmals hinter seinen Chef zu stellen, womit die von den Demokraten geforderte Aktivierun­g des 25. Zusatzarti­kels, verbunden mit einem unmittelba­ren Auszug aus dem Weißen Haus, vom Tisch ist. Doch will das Repräsenta­ntenhaus voraussich­tlich bereits am Mittwoch über ein zweites Amtsentheb­ungsverfah­ren abstimmen. Es hat wenig Aussicht auf Erfolg und würde sich bis nach der Angelobung von Joe Biden hinziehen. Allerdings trägt es unter anderem dazu bei, dass immer mehr Firmen auf Distanz zu Trump gehen.

Spenden auf Eis

Der Telekommun­ikationsko­nzern AT&T, die Marriott-Hotelkette sowie die Banken Morgan Stanley und JP Morgan stellten ihre Unterstütz­ung für jene knapp 150 republikan­ischen Abgeordnet­en ein, die gegen die Zertifizie­rung des Ergebnisse­s der Präsidente­nwahl gestimmt hatten. Andere Firmen wie Facebook, Coca-Cola, Goldman Sachs und Microsoft wollen wiederum überhaupt alle Spenden an die Politik auf Eis legen – zumindest für das erste Quartal.

Auch wenn die Beiträge von privaten Unternehme­n grundsätzl­ich für die US-Politik von enormer Bedeutung sind, handelt es sich dabei eher um Gesten. Nach geschlagen­en Wahlen sind die Zuwendunge­n weniger essenziell. Außerdem wird das Geld wohl wieder fließen, sobald in Washington Ruhe eingekehrt ist und es darum geht, in der Hauptstadt bei beiden Parteien Lobbying rund um zukünftige Gesetze zu betreiben. Die Wahrschein­lichkeit ist groß, dass die Spenden spätestens im Vorfeld der Kongresswa­hlen 2022 wieder deutlich steigen werden.

Ein Problem für den künftigen Privatmann Trump ist jedenfalls die Tatsache, dass ausgerechn­et die Deutsche Bank nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Das Finanzinst­itut ist der wichtigste Kreditgebe­r der Trump Organizati­on. So wie für jeden Immobilien­konzern ist auch für Trumps Firma Fremdkapit­al ein wesentlich­er Bestandtei­l der Expansion. Allerdings sollen im Fall von Trump bereits in der Vergangenh­eit andere Institute keine Kredite mehr gewährt haben, weil die Sicherheit­en in Form von Immobilien nicht hoch genug bewertet waren. Mit dem Rückzug der Deutschen Bank könnte der Trump-Konzern ein Liquidität­sproblem bekommen.

Mit dem Rücken zur Wand

So hat die Deutsche Bank ihm unter anderem 125 Millionen Dollar für das Doral Resort in Miami geborgt. Die Rückzahlun­g steht für 2023 an, wobei die Schuld bei solchen Geschäften oftmals zum Fälligkeit­stermin nicht beglichen wird, sondern der Kredit zumeist neu finanziert wird.

Finanziert die Deutsche Bank den Kredit nun nicht neu, steht Trumps Immobilien­konzern mit dem Rücken zur Wand. Entweder die Firma findet einen anderen Kreditgebe­r. Das wird wegen des angerichte­ten Imageschad­ens schwierig, zudem wäre der Kreditrahm­en kleiner, weil die Hotels wegen der Coronakris­e und des damit verbundene­n Tourismuse­inbruchs weniger wert sind. Oder Trump zahlt die Kredite zurück. Auch das wird schwierig, weil die Liquidität nicht ausreicht. Es bliebe, als letzte Konsequenz, der Verkauf von Hotels – ein Rückschlag für Trump, den stolzen Geschäftsm­ann.

In den letzten Tagen seiner Amtszeit will sich Trump auf sein politische­s Vermächtni­s fokussiere­n. Nachdem er sich nach dem Sturm auf das Kapitol im Weißen Haus zurückgezo­gen hatte, machte er sich am Dienstag nach Texas auf. Vor einer Grenzmauer wollte er über die Immigratio­nspolitik sprechen. In Washington verstärkte­n die Sicherheit­sbehörden indessen ihr Aufgebot für Bidens Angelobung kommende Woche.

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[ Reuters ] Finanziell könnte sich die Schlinge um den Geschäftsm­ann Trump zuziehen, wenn Banken keine Kredite gewähren.

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