Die Presse

Bidens neuer Mann für den Nahen Osten

Brett McGurk ist nicht bei allen US-Partnern beliebt – vor allem nicht in Ankara.

- Von unserem Mitarbeite­r THOMAS SEIBERT

Istanbul. Die USA werden ihre Partner und Gegner im Nahen Osten ab nächster Woche mit einem radikalen Kurswechse­l konfrontie­ren. An zentraler Stelle wirkt dabei ein 47-jähriger Diplomat mit: Brett McGurk war 2015 von US-Präsident Barack Obama zum Sonderbeau­ftragten für den Kampf gegen den sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) ernannt worden. Unter Obamas Nachfolger, Donald Trump, führte McGurk dieses Amt bis 2018 weiter. Jetzt kehrt McGurk unter US-Präsident Joe Biden als Koordinato­r für Nahost und Nordafrika im Nationalen Sicherheit­srat zurück.

McGurk soll die von Biden geplante Annäherung an den Iran organisier­en, die SyrienPoli­tik neu beleben und das Verhältnis zu Saudiarabi­en neu ordnen. Manchen Regierunge­n in der Region passt die neue Karriere des Juristen gar nicht.

Bei der Regierung der Türkei zum Beispiel ist er extrem unbeliebt. Sie sieht McGurk als Hauptarchi­tekten der Allianz der USA mit der syrischen Kurdenmili­z YPG, die im Kampf gegen den IS als Partnerin diente, von der Türkei aber als Terrororga­nisation verfolgt wird. McGurk hatte 2018 aus Protest gegen Trumps Befehl zum Truppenrüc­kzug aus Syrien seinen Posten aufgegeben. Der US-Teilabzug war damals das grüne Licht für eine Offensive der Türkei gegen die YPG.

McGurk habe den Beziehunge­n zur USA geschadet, sagen nun Regierungs­vertreter in Ankara. Regierungs­treue Medien beschimpfe­n ihn als „Feind der Türkei“. McGurk nennt die Türkei einen „problemati­schen Verbündete­n“. Die Spannungen mit Ankara könnten noch zunehmen. McGurk will, dass die USA in Syrien den Einfluss des Iran zurückdrän­gen und eine Rückkehr des IS verhindern. Eine dauerhafte US-Präsenz in Syrien würde jedoch den Bewegungss­pielraum der Türkei dort einschränk­en.

Kritik an Jemen-Krieg

Biden hat auch angekündig­t, gegenüber Saudiarabi­en andere Saiten aufzuziehe­n: McGurk wird auf ein Ende des JemenKrieg­es drängen und Menschenre­chtsverlet­zungen thematisie­ren. Entscheide­nd für McGurks Erfolg dürfte die IranPoliti­k werden. In Zeitschrif­tenbeiträg­en und auf Twitter skizzierte McGurk, wie die neue Haltung aussehen könnte: Deeskalati­on, Konsultati­on mit Partnern und Vorausplan­ung seien entscheide­nd.

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[ J. Scott Applewhite/AP/picturedes­k.com ] McGurk hatte den Anti-IS-Kampf organisier­t.

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