Dieselskandal: Audi-Chef weist Vorwürfe zurück
Ex-Chef Stadler spricht vor Gericht von Zeitnot und Stress.
München. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat dem Landgericht München am Dienstag einen detaillierten Einblick in die alltägliche Arbeit, den übervollen Kalender und die Zeitnot eines Vorstandsvorsitzenden gegeben. Die Anklage wirft ihm vor, er habe von manipulierten Abschaltvorrichtungen bei Dieselautos gewusst. Trotzdem habe er Produktion und Verkauf nicht gestoppt.
Das Landgericht geht nach Aktenlage bisher davon aus, dass Stadler Betrug an den Autokäufern nicht durch aktives Tun, sondern durch Unterlassen anzulasten sei.
200 E-Mails pro Tag
Stadler erklärte am Dienstag vor Gericht eine Stunde lang, was er als Audi-Vorstandschef und VW-Vorstandsmitglied alles um die Ohren hatte. Bis zu 200 E-Mails seien täglich bei seinem Sekretariat eingegangen. Termine seien ständig verschoben, gekürzt oder abgesagt worden, in seinem Büro in Ingolstadt sei er bestenfalls ein paar Stunden pro Woche gewesen. Im Jahr hätten ihn höchstens zehn „blaue Meldungen“über Probleme persönlich erreicht. Er habe keine Erinnerung, dass an dem Schadentisch, wo Probleme besprochen wurden, auch er selbst mit dem Problem der Abgasreinigung befasst gewesen sei.
Stadler ist zusammen mit drei ehemals leitenden Motorentwicklern angeklagt. Diese sollen mehr als 400.000 Dieselmotoren ab 2008 so manipuliert haben, dass sie Abgastests bestehen, auf der Straße aber mehr Stickoxide ausstoßen. Stadler soll nach Aufdeckung des Skandals durch die US-Umweltbehörde im September 2015 von der Sache erfahren, aber Produktion und Verkauf manipulierter Autos in Europa erst im Jänner 2018 gestoppt haben. (APA)